Reisetagebücher

Bernd Runde

1998 - 100 Tage Australien intensiv erleben. Mit geländegängigem 4WD-Buschcamper, Katamaran und Zug durch Wüsten, Gebirge und Outback.

Von Adelaide der Hauptstadt Südaustraliens starten wir zunächst in die Wüste, fliegen dann in den Norden nach Darwin, um von dort zwei Drittel des Kontinents gegen den Uhrzeiger zunächst im Katamaran und dann im 4WD-Geländewagen zu umrunden und schließlich in Tasmanien die Reise zu beenden.


[Einige Fotos haben GEO-Daten]
Mehr Fotos gibt es auf meiner ländersortierten
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Abwechslungsreiches Australien von den Kimberleys bis nach Tasmanien (1998)

Die Daten zu den sechs Etappen Adelaide-Darwin-Broome-Perth-Nullabor-Adelaide-Sydney-Hobart

  1. Etappe: Desert-Tour (24.07.-05.08.1998, Geländewagen, Zelt)
  2. Etappe: Kimberley Cruise (Kreuzfahrt)(06.08.-17.08.1998, Katamaran)
  3. Etappe: Western Australia (6.141 km) (17.08.-23.09.1998, 4WD-Buschcamper) und durch die Nullabor nach Südaustralien
  4. Etappe: South Australia (2.670 km) (23.09.-05.10.1998, PkW, Hotel)
  5. Etappe: New South Wales (2.547 km) (06.10.-22.10.1998, Pkw, Hotel)
  6. Etappe: Tasmanien (22.10.-02.11.1998, Pkw, Hotel)

Anreise und Aklimatisierung

20.07.1998 Montag, 05:05 Uhr Ankunft Adelaide. Trotz der frühen Stunde hat es sich unser Freund, der gute alte Irving, nicht nehmen lassen, uns am Flughafen willkommen zu heißen. Das vorbestellte Auto steht bereit, und so fahren wir im Konvoi nach Brighton. An unserem Hotel halten wir kurz und bitten, uns das Zimmer so früh wie möglich bereitzustellen. Irving bereitet uns ein köstliches Frühstück. Um 09:00 Uhr laden wir im Hotel unser Gepäck ab und brechen zum ersten Stadtbummel durch Glenelg auf. An der frischen Luft und nach einem ausgedehnten Spaziergang, beginnen wir erst zu realisieren, dass wir wieder einmal in unserem geliebten Australien sind. Jetzt verlangen unsere Körper allerdings nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf. Schon am Nachmittag zieht es uns aber wieder hinaus. Auf der wunderbaren Promenade ‘Esplanade North’ an Glenelgs Meeresküste verbringen wir die Zeit bis zum Abendessen. Im ‘Vasco’ wird uns ein vorzügliches Dinner serviert. [Ü:Taft Motor Inn]

21.07.1998 Dienstag, Adelaide. Sehr spät erwachen wir am folgenden Morgen aus einem erholsamen Tiefschlaf. Damit sind wir dann auch schon an den australischen Tagesrhythmus angepasst. Ein zweistündiger Spaziergang auf der ‘Esplanade South’ führt uns bis Brighton. Um 12:00 Uhr sind wir mit Irving zum Essen verabredet. Anschließend fahren wir etwas in die nahen Berge zum Bel-Air-Nationalpark. Es ist eine herrliche Landschaft hier im Osten von Adelaide. Wegen der vorgeschrittenen Zeit, die Nacht kommt fast ohne Dämmerung, unternehmen wir keine ausgedehnte Wanderung. Hier wollen wir Morgen noch einmal her. Den Rest des Tages verbringen wir dann mit Planung und Vorbereitungen für die vor uns liegenden Ereignisse, mit Telefonaten und den ersten Postkarten. Irving hat uns mit Zeitungsausschnitten über heftige Regenfälle im nördlichen South Australia informiert. In diesem Wüstengebiet, unserem nächsten Reiseziel sollen einige Touristen von den Wassermassen eingeschlossen sein. Für diese Presseberichte hat unser Tour-Guide Andrew drei Tage später nur einen Kommentar: ‘Journalisten müssen ihre Zeitung vollkriegen und Sensationen machen sich immer gut.’ Ein Abendspaziergang zur Post beschließt dann den ersten Tag. [Ü:Taft Motor Inn]

22.07.1998 Mittwoch, Adelaide. Auch hier in Südaustralien tut sich der Frühling schwer. Es ist noch empfindlich kühl und über die küstennahen Berge treiben dichte Wolken. Bei einem 2-stündigen Wanderung im Bel-Air-Nationalpark lassen wir uns von der fremdartige Stimmung der lichten Eukalyptuswälder einfangen. In den hohen Bäumen toben Papageien und Kakadus, ihr Geschrei erfüllt den ganzen Wald. Die Einsamkeit ist wohltuend.

Welch ein Kontrast, als wir anschließend durch die City schlendern und alte Erinnerungen auffrischen. Die Mall von Adelaide hat nichts von ihrer gemütlichen Atmosphäre verloren. Zum Lunch landen wir natürlich in einem der zahlreichen ‘food courts’. Bei Amexco wird die Reisekasse aufgefüllt und beim RAA decken wir uns mit dem für die kommenden Touren notwendigen Kartenmaterial ein. Zum Tagesausklang bummeln wir erneut auf der Promenade in Glenelg. [Ü: Taft Motor Inn]

23.07.1998, Donnerstag, Adelaide. Wie schön, dass wir uns 4 Tage für die Eingewöhnung reserviert haben. Die stadtnahe Küste mit ihrem schier unendlich langen Strand ist so recht geeignet für erholsame Spaziergänge. Wie an einer Perlenkette aufgezogen, reiht sich ein Vorort an den anderen. Die frische Seebrise tut wohl. Noch einmal wandern wir bis South Brighton. Dann wird es Zeit, den Mietwagen zurückzubringen. Nach einem kurzen Aufenthalt im ‘foodcourt’ bringt uns die alte historische Tram zurück nach Glenelg. Um 18:00 Uhr erscheint Irving, um einen Teil unseres Gepäcks abzuholen, das wir in den nächsten Tagen nicht benötigen. Gemeinsam gehen wir noch zum Abendessen. [Ü: Taft Motor Inn]


‘The Ultimate Outback’, eine geführte Tour in die Simpson Desert mit Landcruiser und Zelt (1. Etappe)

Abgesoffen in der der Simpson Desert, der regenärmsten und trockensten Wüste Australiens

Südaustralien ist im Vergleich mit New South Wales und Victoria erst sehr spät gegründet worden. Wie auf einer Gedenktafel stolz berichtet wird, geschah dies durch freie Siedler und nicht im Rahmen britischer Sträflingsansiedlung.

Natürlich muss man Adelaide und einige Gründungs-Ansiedlungen besucht haben, um einen Einblick in Kultur und Lebensweise der Südaustralier zu gewinnen. Die Metropole Südaustraliens liegt direkt am Meer und lebt von ihrem attraktiven Hinterland mit abwechslungsreicher reizvoller Landschaft mit vielen Dörfern, Kleinstädten und Weinanbaugebieten.

Der Eindruck von Südaustralien wäre allerdings unvollständig ohne einen Besuch des Outbacks im Norden des Landes mit seinen riesigen Wüstengebieten, mit seinen unterirdischen ‘Opalstädten’ und den riesigen Salzseen rund um den Lake Eyre. Schließlich ist auch das riesige Mündungsgebiet des River Murray einen Besuch wert. Viele dieser Gebiete sind heute Nationalparks oder andere Schutzzonen.

24.07.1998 ab 06.45 Uhr Hotel, Port Augusta, Woomera, Lake Mary

Andrew, der Veranstalter und Tourguide ist schon vor der vereinbarten Zeit am Hotel. Um 6:30 Uhr starten wir, um die anderen Teilnehmer unserer ‘Expedition’ einzusammeln. Eine Stunde später rollt die Karawane gen Port Augusta. Der Tross besteht aus Andrew, den beiden Fahrern Alan und Ian, 12 zahlenden Touristen und im vierten Wagen Gwen und ihr Mann, Andrews Nachbarn. In Port Augusta machen wir kurze Rast, um noch einige Vorräte aufzufüllen. Vom Highway #1 biegen wir dann Richtung Woomera ab. Abseits der noch immer befestigten Straße schlagen wir am Lake Mary, einem ausgetrockneten kleinen Binnensee unser erstes Nachtlager auf. Andrew gibt kurze Instruktionen über den Ablauf beim Aufbau des Camps und die Handhabung der Zelte. Die 2-Mannzelte sind wirklich im Handumdrehen errichtet. Die Nacht verläuft ruhig und ohne besondere Vorkommnisse, nur die Luftmatratze hat morgens den größten Teil der mühsam eingeblasenen Luft verloren.

Outback-Touristen starten in die Wüste Outback-Touristen starten in die Wüste (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

25.07.1998 Roxby Downs, Lake Eyre South

Früher absolutes Sperrgebiet, sind heute Reisende willkommene Gäste in Woomera. Auch wir vertreten uns die Beine im einstigen Raketen-Testgelände. Weiter nördlich erreichen wir Roxby Downs, eine schnell wachsende, moderne Stadt. Das Gebiet ist reich an Erzen und wird von ausgedehnten Minenanlagen beherrscht. Wir besichtigen ein riesiges Re-Naturalisierungs-Areal, in dem man versucht, einheimische Flora und Fauna zu rekultivieren. Mehrere Hektar sind eingezäunt und von allem durch die Europäer eingeschlepptem Wild und verwilderten Haustieren befreit. Täglich wird kontrolliert, ob nicht doch noch Fußspuren von Katzen, Kaninchen und Füchsen innerhalb des eingezäunten Geländes auftauchen.

Mühsame Suche nach Brennholz fürs Lagerfeuer Mühsame Suche nach Brennholz fürs Lagerfeuer (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Hinter Roxby Downs hört dann jede Zivilisation auf, und die Straße wird zur Piste. Aus der spärlichen Vegetation ragen stellenweise die Überreste abgestorbener Bäume gen Himmel. Mit geübtem Blick hat Andrew einige dieser Skelette als für unser Lagerfeuer geeignetes Material ausgemacht. Ein Tagesvorrat wird auf dem Dach des ersten Fahrzeugs verstaut und festgezurrt. Über die Borfield Road erreichen wir den Oodnadatta Track und den Lake Eyre South.

In der Ferne schimmert der wassergefüllte Lake Eyre South In der Ferne schimmert der wassergefüllte Lake Eyre South (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Obwohl die Piste zum Salzsee stellenweise knietief überschwemmt ist, kommen wir gut durch. Silbrig schimmert der Lake Eyre South im schräg einfallenden Licht der Nachmittagssonne. Die Regenmassen der letzten Wochen haben sogar den See gefüllt. Die Salzkruste der Uferzone ist dadurch völlig aufgeweicht und nicht begehbar. Auf einem trockenen Abschnitt der mit niedrigem Salzbusch bewachsenen Uferzone schlagen wir schnell unser Camp auf.

Reichlich Wasser auf dem Weg zu einem geeigneten Platz fürs Nachtlager Reichlich Wasser auf dem Weg zu einem geeigneten Platz fürs Nachtlager (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Eine einstündige Fahrt bringt uns zu zu den sogenannten Mound Springs. In einem grün bewachsenen Ring von Sanddünen sprudeln heiße Quellen aus dem Boden. Das aus den Tiefen des größten unterirdischen Sees der Welt stammende Wasser versiegt aber schon nach wenigen Metern im heißen Wüstensand. Während wir nach der Rückkehr unsere Zelte aufbauen, bereitet die Crew ein vorzügliches Abendessen vor.

Die Bordküche ist schon in Betrieb Die Bordküche ist schon in Betrieb (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Am Lagerfeuer hocken wir noch zusammen, um uns näher kennenzulernen und lassen den Tag ausklingen. Auch die zweite Nacht im Zelt verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Die Nachttemperaturen gehen allerdings auf 5°C zurück. Wir sind gut ausgerüstet und merken davon nichts. Probleme gibt es nur mit der ‘Toilette’. Oft sind einige 100 Meter zurückzulegen, ehe man ein abgelegenes Plätzchen gefunden hat, um mit dem Spaten ein geeignetes Loch in den Wüstenboden zu graben.

Streichhölzer gehören auch noch dazu, wenn's auf die Toilette geht Streichhölzer gehören auch noch dazu, wenn’s auf die Toilette geht (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Weite Wege bis zum Nachbarn in der 'Zeltstadt' Weite Wege bis zum Nachbarn in der ‘Zeltstadt’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

26.07.1998 Oodnadatta Track, Anna Creek Station, Oodnadatta

In dem lehmigen und ausgedörrten Untergrund dauert es oft Tage und Wochen, ehe der Regen wieder versickert ist. Noch immer überfluten am nächsten Morgen die Wassermassen Teile der Fahrspur zurück zum Oodnadatta Track. Dieser ist dann allerdings bis William Creek gut befahrbar.

Das Wasser hat sich noch nicht verzogen Das Wasser hat sich noch nicht verzogen (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wir kommen zügig voran. Wir bewegen uns auf historischen Gelände nordwärts. Überall begegnen wir Spuren der ersten Nord-Süd-Telegraphen-Verbindung und folgen der alten Trasse der ersten GHAN-Eisenbahnverbindung von Adelaide nach Alice Springs. Die alten Telegraphenstationen waren richtige autarke Ansiedlungen mitten im Outback. Bei der aus einer Schaffarm entstandenen Station ‘Strangways Springs’ versuchen wir, uns in die erst 100 Jahre zurückliegende Vergangenheit zu versetzen.

Reste der ersten GHAN-Strecke nach Alice Springs Reste der ersten GHAN-Strecke nach Alice Springs (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

William Creek besteht aus einem Roadhouse und einer ‘flying doctor’-Station mit Airstrip. Erwähnenswert ist allerdings noch das erste öffentliche solargespeiste drahtlose Telefon neben der Piste. Verglichen mit den auch aus den Ruinen noch erkennbaren alten Telegraphenstationen wahrlich ein echter Fortschritt. ‘Wasser’ ist das Zauberwort im Outback. Man weiß nie, wann es wieder etwas gibt. Auch wir führen nur Vorräte mit, die für die Küche und eine morgendliche Katzenwäsche reichen. Mit Begeisterung machen wir deshalb von der Möglichkeit Gebrauch, uns, eventuell das letzte Mal für die nächsten 6 Tage, heiß zu duschen. Für 3$ spülen wir den Staub und Schweiß der ersten 2,5 Tage ab. Gleich nach einem kleinen Lunch geht’s weiter.

Solarbetriebenes Sateliten-Telefon in William Creek Solarbetriebenes Sateliten-Telefon in William Creek (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Nur noch 200 Kilometer Nur noch 200 Kilometer (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Die vor uns liegende Etappe von 170 km sollte eigentlich zügig zu schaffen sein. Aber schon nach 70 km holt uns die Wirklichkeit ein. Der Track wird immer feuchter, die Wasserlöcher immer tiefer. Das rotgelbe Wasser spritzt bis über das Dach unserer Wagen, die Scheibenwischer sind im Dauereinsatz, um wenigstens einen kleinen Sehschlitz freizuhalten, wenn die Kolonne wieder durch ein 0,5 m tiefes Wasserloch prescht. Andrew treibt alle zu einem flotten Tempo an, als sich vor uns eine dunkle Regenwand auftürmt.

Tiefe Spuren im Morast markieren den Track Tiefe Spuren im Morast markieren den Track (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Um 19:00 Uhr erreichen wir bei einsetzendem heftigen Regen unser Etappenziel Oodnadatta. Es ist schon dunkel. An den Aufbau eines Zeltlagers ist nicht zu denken. Andrew mietet uns auf dem zum Roadhouse gehörenden Caravan-Park ein. Es gießt in Strömen. Innerhalb einer Stunde gehen 25 mm Regen nieder. Selbst der Caravanpark ist völlig überschwemmt. Wir beziehen mit Michael und seinen 2 Kindern eine Kabine. Einige ziehen es vor, unter einem Vordach in ihren Swags zu übernachten.

Oodnadatta 'roadhouse' erreicht Oodnadatta ‘roadhouse’ erreicht (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

27.07.1998 Oodnadatta

Am nächsten Morgen strahlt die Sonne, als ob nichts gewesen wäre. Alle Oodnadatta berührenden Tracks sind aber gesperrt. Die Tagestemperatur steigt auf immerhin 15°C. Erfreut nehmen wir den unangenehmen starken Wind zur Kenntnis, können wir doch hoffen, dass er die Wüste schnell genug wieder austrocknet. Wir erwarten, in 2 bis 3 Tagen wieder aufbrechen zu können. Andrew meint, eine Verzögerung von 5 Tagen können wir jederzeit wieder aufholen. Wir ziehen los, um Oodnadatta zu erkunden. Nach 2 Stunden kennen wir allerdings alle Häuser, Wege und das Innere des Roadhouse. Wir nehmen es mit Humor. Wer sitzt schon wegen Überschwemmung mitten in der Wüste fest? Wir machen von dem Angebot, in der ‘cabin’ zu bleiben, Gebrauch, auch wenn die Kosten jetzt zu unseren Lasten gehen. In dieser Umgebung fehlt uns die richtige Einstellung zur Zeltromantik.

Die Schule von Oodnadatta Die Schule von Oodnadatta (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

28.07.1998 Oodnadatta Es folgt ein weiterer Tag, an dem wir wie Tiger in ihrem Käfig, die zwei begehbaren Dorfwege auf und ab wandern. Es steht unwiderruflich fest, wir sind in Oodnadatta gestrandet. Unsere einzige Hoffnung ist im Augenblick der starke Wind, auch wenn die Tagestemperatur wieder auf 6°C zurückgegangen ist.

Der Rückweg ist unpassierbar und gesperrt Der Rückweg ist unpassierbar und gesperrt (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

29.07.1998 Oodnadatta Tags drauf sinkt unsere Stimmung dann allerdings auf den Nullpunkt. Andrew hat sich mit einem Freund in Verbindung gesetzt. Mit diesem wird er einen Orientierungsflug unternehmen, um die Passierbarkeit der Tiefebene zwischen Dalhousie und der Simpson Desert, dem Quellgebiet des Finke River, zu erkunden.

Ein Blick aus der Luft - Die Wüste gleicht einer Seenlandschaft Ein Blick aus der Luft - Die Wüste gleicht einer Seenlandschaft (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

In freudiger Spannung erwarten alle seine Rückkehr. Sein Bericht ist niederschmetternd: Das gesamte Gebiet steht unter Wasser, an ein Durchkommen ist nicht zu denken. Beim Abendessen wird beraten. Es gibt nur eine Lösung: Zurück auf verbotenem Weg über den offiziell allerdings gesperrten Track nach Süden. Der zum Dinner eingeladene örtliche Polizeichef verspricht, am nächsten Morgen etwas länger zu schlafen.

30.07.1998 Marree, Birdsville Track, Etadunna

Um 06:00 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Eine Stunde später ist alles verstaut und der Konvoi passiert das gelbe Warnschild ‘Track closed’. Für die vor uns liegenden 170 km bis William Creek benötigen wir 4 Stunden. Der Track ist an Stellen, wo er sonst trockene Flussbetten kreuzt, völlig überflutet. In weiten Bögen müssen wir höhergelegene Passagen suchen.

Dieser Sumpf war einmal eine Outback-Piste Dieser Sumpf war einmal eine Outback-Piste (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Dabei passiert es dann doch, Andrew fährt sich fest. Der Wagen versinkt bis zum Bodenblech im Morast. Mit Seilwinde und vereinten Kräften wird er wieder flott gemacht.

Festgefahren, da hilft nur die Seilwinde Festgefahren, da hilft nur die Seilwinde (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

An der Furt durch den Neales River machen wir Rast und bewundern die 576 m lange Algebucka-Brücke, auf der einst der Ghan dieses tückische Tal überquerte. Auch heute führt der Fluss reichlich Wasser.

Eine Furt durch den Neales River Eine Furt durch den Neales River (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Die alte Algebucka-Brücke über den Neales River Die alte Algebucka-Brücke über den Neales River (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Ab Williams Creek geht es zügiger voran. Es sind aber noch 200 km zu bewältigen, ehe wir in Marree, das früher ‘Herrgott Springs’ hieß, die erste Siedlung erreichen.

Endlich wieder feste Piste unter den Reifen Endlich wieder feste Piste unter den Reifen (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wieder versuchen wir unser Glück in Richtung Norden. Nach 120 km auf dem Birdsville Track erreichen wir bei einbrechender Dunkelheit die Etadunna Homestead. Hier heißen uns Paul und Deborrah, Freunde von Andrew, herzlich willkommen. Wer keine Lust hat, sein Zelt aufzubauen, kann in der Hütte mit den Quartieren für die ‘stockman’, so nennt man die australischen Cowboys, kampieren. Wir ziehen das feste Dach vor. Etadunna wird für zwei Nächte unser Hauptquartier.

31.07.1998 Etadunna

Am nächsten Morgen durchqueren wir den Cooper Creek, das Tal des größten australischen Flusses. Diese Attribut kann der Cooper aber nur alle 20 bis 50 Jahre führen, wenn ihn außergewöhnliche Regenfälle im nördlichen Queensland mit den entsprechenden Wassermassen füllen. Dank ortskundiger Führung passieren wir die sumpfige Senke. Durch eine schöne wilde Landschaft mit Dünen und sandigen Ebenen erreichen wir die 1917 aufgegebene Missionsstation ‘Bethesda’. Alte Mauern und Gräber mitten in der Einsamkeit des Outbacks, Tagesreisen entfernt von der nächsten besiedelten Station, erzählen die Geschichte unerschrockener Menschen, die ihr Leben einsetzten, um die Aboriginals zu missionieren.

Heißes Wasser sprudelt ungenutzt in die freie Natur Heißes Wasser sprudelt ungenutzt in die freie Natur (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Am Nachmittag durchqueren wir 4 Stunden lang abgelegene Gebiete der Etadunna Ranch östlich des Birdsville Tracks. Auf der 5.000 km² großen Ranch hält Paul 4.000 Rinder. Das karge Land kann maximal 1 Rind pro km² ernähren. Auch mit künstlicher Bewässerung gelingt es nicht, den Boden fruchtbarer zu machen. Bei der Ölexploration wurden vielerorts die Bohrlöcher bis in die wassertragenden Schichten des zentral-australischen artesischen Beckens getrieben. Während man es in Gebieten mit Bergbautätigkeit für die Erzaufbereitung verwendet, sprudelt es an anderen Stellen, wie auch auf der Etadunna-Ranch, ungenutzt in die freie Natur. Aus der absperrbaren Rohrleitung drücken aus 860 m Tiefe pro Sekunde 90 Liter 95°C heißes Wasser in einen kleinen Teich.

Hohe Sanddünen bieten herrliche Ausblicke Hohe Sanddünen bieten herrliche Ausblicke (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Weiter geht es dann zu einem Gebiet riesiger Sanddünen. Mitten in der steinigen Ebene hat der beständig aus Südwest wehende Wind diese mächtigen Sandberge aufgetürmt. Keiner weiß, von wo diese ungeheuren Sandmengen stammen. Von der Höhe der Dünen können wir in der Ferne den Lake Gregory erblicken. Auf dem Rückweg durchqueren wir ein ausgedehntes Sumpfgebiet und müssen zweimal steckengebliebene Fahrzeuge freischleppen. Eine grandiose und zu unserer Überraschung abwechslungsreiche Outback-Landschaft.

In der Ferne der Lake Gregory In der Ferne der Lake Gregory (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

01.08.1998 Etadunna, Cooper River

Als Ausgleich für die unmöglich gewordene Durchquerung der Simpson Desert werden wir versuchen, durch die Tirari Desert zum Lake Eyre vorzudringen. Um 09:00 Uhr brechen wir nach Westen auf. An einem weiteren Bohrloch sehen wir die zaghaften Versuche, mit dem heißen Wasser wenigstens kleine Gebiete zu bewässern, um Grasland für die Rinder zu gewinnen.

Wir folgen den sogenannten 'shotlines' durch die Tirari Wüste nach Westen Wir folgen den sogenannten ‘shotlines’ durch die Tirari Wüste nach Westen (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Das ganze Gebiet ist von sogenannten ‘shotlines’ durchzogen. Diese schnurgeraden Spuren im Gelände dienten bei der Erdöl-Exploration dem Transport von Gerätschaften zu den einzelnen seismischen Messstationen. Wir folgen einer dieser Spuren zunächst nach Westen und dann nach Norden. Die Fahrzeuge quälen sich durch den losen Sand von …zig Sanddünen. Es sind Stunden vergangen, als wir den Cooper Creek erreichen. Am Ufer eines kleinen Wasserlochs, es könnte das Cuttupirra Waterhole sein, schlagen wir unser Camp auf.

Ein Wasserloch im Cooper Creek Ein Wasserloch im Cooper Creek (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Mit reduzierter Zuladung und ohne Anhänger brechen wir noch einmal auf. Jetzt bietet keine ‘shotline’ eine Orientierung. Unser Ziel heißt ‘nach Westen’. Die Wagenkolonne quält sich durch niedrig, aber ziemlich dicht bewachsenes Gelände. Im Abstand von ca. 400 Metern folgt eine Sanddüne der anderen. Bis zu 10 Metern hoch hat der Wind diese Gebilde aufgetürmt. Irgendwann hören wir auf, sie zu zählen. Weit geht der Blick von ihren Kuppen ins Gelände. Ab und zu erkennen wir in der Ferne schroffe Felswände, das muss der Cooper Creek sein.

Die Spuren einer abenteuerlichen Tour Die Spuren einer abenteuerlichen Tour (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Geschätzt nach den gefahrenen Kilometern und der zurückgelegten Zeit, müssen wir die Grenze zwischen der Etadunna Ranch und dem Lake Eyre Nationalpark erreicht haben. Andrew begutachtet das Gelände und wir beschließen, morgen von hier aus zu unserem eigentlichen Ziel vorzustoßen.

Abendstimmung in einzigartiger Natur Abendstimmung in einzigartiger Natur (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Zurück im Camp macht sich die Crew an die Vorbereitung des Abendessens. Die Stimmung ist hervorragend. Als sich die tiefschwarze Nacht über die Wüste senkt, serviert Andrew ein köstliches italienisches Dinner. Die Sterne des südlichen Himmels funkeln wie Diamanten. Aus den Lautsprechern des Autoradios schallt die Stimme von Placido Domingo mit italienischen Opernarien. Wir sind alle recht ausgelassen und es wird spät, bis sich auch die Letzten aus dem Schein des Lagerfeuers in die dunkle Nacht hinaus zu ihrem Zelt begeben. Jetzt sind wir endlich im Outback.

02.08.1998 Tirari Dessert, Lake Eyre

Schon vor Sonnenaufgang beginnt die Aktivität im Lager. Es herrscht angespannte Nervosität. Auf den Spuren von gestern erreichen wir wieder die Grenze zum Nationalpark. Keine Markierung, keine ‘shotline’, Düne ‘rauf und Düne ‘runter, wir sind in absolutem Niemandsland. ‘Damned Bux Bunny’, immer wieder muss Andrew einen Haken schlagen, wenn unvermittelt vor uns wieder die tiefen Löcher von Kaninchenbauten auftauchen. In der Ferne ist ab und zu an einer Riffkante der Lauf des Cooper River auszumachen. Obwohl wir in respektvollen Abstand zum Flussbett fahren, sind allerhand Umwege nötig. Tiefe Schluchten markieren die ‘Nebenflüsse’ des Cooper. Dabei sind das nichts weiter, als die Rinnen, in denen während der Regenzeit die Wassermassen abfließen. Ein Versuch, im Flussbett zu fahren, scheitert, weil hier der Sand so tief und lose ist, dass wir unweigerlich steckenbleiben würden.

Erreicht! Die Mündung des Cooper River in den Lake Eyre Erreicht! Die Mündung des Cooper River in den Lake Eyre (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Gegen Mittag erreichen wir unser Ziel ‘The Cooper’s mouth to Lake Eyre’. Fluss und See sind eine einzige riesige Salzwüste. Wasser gibt es hier nur alle 20…30 Jahre, wenn sintflutartige Regenfälle das Innere von Australien heimsuchen. Als wir dann auch noch das ‘Gästebuch’ finden, ist die Freude groß. Hoch über dem Fluss steht ein Pfahl mit einem Blechkasten. Darin befindet sich in Plastikfolie ein kleines Heft mit den Eintragungen von ca. 40 Personen, darunter 2 Gruppen, die diesen Ort in den letzten 60 Jahren erreicht haben.

Nur wenige Menschen waren bisher an dieser markanten Stelle des Outbacks Nur wenige Menschen waren bisher an dieser markanten Stelle des Outbacks (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Am Flussufer und in den Sanddünen ringsum finden wir nicht nur die Spuren von wilden Kamelen, sondern auch einige Skelette von verendeten Tieren. Nach einem einstündigen Aufenthalt geht’s dann auf dem gleichen Weg zurück. Als wir nach 10 Stunden unser Camp wieder erreichen, sind wir froh über die zurückgelegten 90 km.

Abendstimmung am Cooper Creek in der Tirari-Wüste Abendstimmung am Cooper Creek in der Tirari-Wüste (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

03.08.1998 Marree, Lyndhurst, Flinders Range

Die Landschaft liegt noch in völliger Dunkelheit, als wir frühmorgens aufstehen. Am Wasserloch tummeln sich Scharen von Vögeln.

Vögel bevölkern das Wasserloch Vögel bevölkern das Wasserloch (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Ein anstrengender Tag liegt vor uns. 3,5 Stunden benötigen wir, bis wir mit dem Birdsville Track wieder eine befahrbare Spur unter die Räder bekommen. In Marree wird neuer Proviant gefasst. Für die ‘Saubermänner’ besteht im Roadhouse auch die Möglichkeit zu duschen. Bei Lyndhurst besuchen wir zunächst eine der größten Ocker-Lagerstätten Australiens.

Von weiß bis dunkelrot variieren die Farben dieser riesigen Ocker-Lagerstätte Von weiß bis dunkelrot variieren die Farben dieser riesigen Ocker-Lagerstätte (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Die Farben der Erdschichten dieser Grube variieren von weiß bis dunkelrot. Eine heilige Stätte der Aboriginals. Hier holten sie die Farben für ihre Körperbemalungen und die Felszeichnungen.

Es gehört mit zu den Besonderheiten im australischen Outback, Einsiedler und Aussteiger aufzusuchen. Das Domizil eines solchen Aussteigers ist ‘Talc Alf’s Gallery’.

Der Arbeitsplatz des Einsiedlers und Philosophen 'Talc Alf' Der Arbeitsplatz des Einsiedlers und Philosophen ‘Talc Alf’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Talc Alf ist ein Bildhauer, der die skurrilsten Skulpturen aus dem weichen Gestein dieser Region anfertigt. Mit nicht endendem Redefluss versucht er die Besucher seiner ‘Gallerie’ von der Richtigkeit seiner Philosophie zu überzeugen, dass alle Sprachen dieser Welt auf einen Ursprung zurückzuführen sind.

Die Galerie des 'Meisters' Die Galerie des ‘Meisters’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wir erreichen die Ausläufer der Flinders Ranges. Hinter Copley verlassen wir den Track wieder. Auf dem Gelände einer Schaffarm durchqueren wir unwegsames Gebiet und landen im Red Gorge, einer engen Schlucht. Dunkelrote Felswände begrenzen das enge Tal, auf dessen steinigem Grund riesige Eukalypten stehen. Es ist ein mühsames Unterfangen einen einigermaßen ebenen und steinfreien Platz fürs Zelt zu finden.

Beobachter beim Zeltaufbau Beobachter beim Zeltaufbau (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

04.08.1998 Gammon Range, Chambers Gorge, Flinders Range NP, Blinman, Brachina Gorge, Parachilna

Zur Einstimmung auf einen geologisch-ethnologischen Tag führt uns Andrew im oberen Teil der Schlucht zu Stellen mit vielen Aboriginalzeichnungen. In den weichen Kalkstein sind Figuren und Symbole geritzt (carvings), die Versammlungsplätze kennzeichnen und Hinweise auf Wasserstellen enthalten. Für einen Laien ist es allerdings schwierig, sich in die mystischen Tiefen einer vierzigtausendjährigen Kultur zu versetzen.

Felsmalereien als Ausdruck einer langjährigen Aboriginals-Kultur Felsmalereien als Ausdruck einer langjährigen Aboriginals-Kultur (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auch bei den folgenden Abstechern bewegen wir uns abseits der üblichen Touristenwege durch die Flinders Ranges. Im Mulkay Gorge wandern wir durch dichtes Spinnifexgras bis zu einem Felsvorsprung mit Felsmalereien (paintings), einem heiligen Versammlungsort. Wir überqueren die North Flinders Ranges im Gammon Ranges Nationalpark. Im Bachtal (creek) des Italowie River säumen dicke Redgums den Flusslauf. Zum Mt. Chamber Creek führt eine 10 km lange unwegsame Piste durch Wasserlöcher und über Felskanten. Eine Strapaze, die durch die faszinierende Landschaft des Talkessels wieder wettgemacht wird. Im Schatten riesiger Felswände legen wir fürs Lunch eine Rast ein. Wir durchqueren den Flinders Range Nationalpark auf einem geologischen Trail durch das Brachina Gorge. Geologie zum Anfassen. Hier sind durch Erdfaltungen 6 Millionen Jahre Erdgeschichte an die Oberfläche gedrückt worden.

Erdgeschichte zum anfassen im Brachinatal Erdgeschichte zum anfassen im Brachinatal (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Um 18:00 Uhr erreichen wir Parachilna. Es werden keine Zelte aufgeschlagen. Unsere Herberge ist das Prairie Hotel. Ein völlig renoviertes und exklusiv ausgestattetes Outbackhotel. Es folgt der Abend der großen Reinigung. Es ist ein Hochgenuss, nach dem Duschen in die letzten frischen Kleidungsstücke zu steigen. Bei einem gemeinsamen Abschiedsdinner lassen wir die Ereignisse der letzten 12 Tage noch einmal Revue passieren.

Rosakakadus begrüßen uns bei der Ankunft in Parachilna Rosakakadus begrüßen uns bei der Ankunft in Parachilna (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

05.08.1998 Hawker, Port Augusta, Port Germain, 18:00 Uhr an Adelaide

Auf dem geteerten Highway südwärts nehmen wir die letzte Etappe in Angriff. In Port Augusta schließt sich der Kreis unserer Outbacktour. Wir besuchen die Zentrale des RFDS (Royal Flying Doctor Service). In Port Germein, an Australiens längstem hölzernem Anlegesteg, der 1.680 Meter ins Meer reicht, machen wir ein letzes Mal Lunch. Im Eiltempo rollen wir gen Adelaide. Schon bald nachdem wir im Hotel angekommen sind, erscheint Irving mit unserem bei ihm eingelagerten Gepäck. Die halbe Nacht verbringen wir damit, alles für die nächste Etappe unserer Reise startklar zu machen. Alles muss neu sortiert, verstaut und gepackt werden. Taft Motor Inn


Die wilde unberührte Küste der Kimberleys (2. Etappe)

Mit vierzig (40) Gleichgesinnten im Katamaran entlang der Kimberley-Küste im Nordwesten Australiens

Die Kimberleys, der Inbegriff australischer Einsamkeit. Knapp 40.000 Einwohner auf einem Gebiet, so groß wie Deutschland und Österreich zusammen. Nur zwei Straßen führen durchs Land, eine davon Piste, zumindest 1993, als wir sie befuhren.

Wasserlöcher und neu entstandene Seen am Finke River im Zentrum Australiens muten an wie eine finnische Seenplatte Wasserlöcher und neu entstandene Seen am Finke River im Zentrum Australiens muten an wie eine finnische Seenplatte (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Diese unbeschreibliche, weil so ursprünglichen Landschaft, wollen wir auf eine besondere Art und Weise erkunden. Der erste Abschnitt dieser Australienreise liegt hinter uns. Wir sind allerdings noch tief im Süden, in Adelaide. Schon um 06:50 Uhr steht unser bestelltes Taxi vor der Tür. Erst, als um 08:20 Uhr unsere Maschine gen Darwin abhebt, realisieren wir, dass die nächste Etappe unserer Reise beginnt. Wie oft haben wir uns in den letzten Tagen irgendwo im Outback gewähnt, eingeschlossen in Wasser und Schlamm. Die Flugroute folgt im Norden Südaustraliens direkt dem Oodnadatta Track. Unter uns liegt das Land, dass uns zur Umkehr gezwungen hat. Im schrägen Licht der aufgehenden Sonne blitzen die Wasserlöcher und neu entstandenen Seen wie das Panorama einer finnischen Seenplatte. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich das Gebiet des Finke River südlich von Alice Springs. Als wir um 12:00 Uhr die Gangway herabsteigen, empfängt uns ein anderes Australien, unser Australien. Es ist schwül und die Temperatur beträgt 30°C. Im Hotel wird dann große Wäsche gemacht. Mit dem nötigen Kleingeld füttere ich den Waschautomaten. Jetzt haben wir zwei Stunden Zeit. Uns treibt es in die Stadt. Bei einem ausgedehnten Bummel frischen wir Erinnerungen an 1993 auf. Als die zweite Wäsche läuft, brechen wir noch einmal auf. Wir schlendern bis zur Warf, wo die Coral Princess vertäut am Anleger liegt. Der gepflegte Katamaran reflektiert das Sonnenlicht und sein strahlend weißer Rumpf spiegelt sich im ruhigen Wasser der Hafenbucht. Für den nächsten Tag bestellen wir uns eine Taxe.

Von Darwin startet die Coral Princess zur Kimberley-Kreuzfahrt Von Darwin startet die Coral Princess zur Kimberley-Kreuzfahrt © 2003-2017 Bernd Runde

Eine prickelnde Ungeduld hat uns erfasst. Die Aussicht auf ein neues Abenteuer, die Erkundung der einsamsten Küste Australiens, hat uns gepackt. Trotzdem bummeln wir noch einmal in Ruhe durch die Stadt. Ob überhaupt und vor allem wo wir wieder Gelegenheit haben werden, uns nach Souvenirs umzusehen, ist ja sehr ungewiss. Um 10:00 Uhr fahren wir zum Hafen. Das Gepäck wird sofort an Bord geholt. Wir müssen noch eine Stunde warten, Gelegenheit also, um die ankommenden Gäste zu studieren. Eine halbe Stunde vor der offiziellen Zeit, um 11:30 Uhr, heißt es ‘Leinen los’, und wir stechen in See.

Schnell haben wir in der großen geräumigen Kabine unser Gepäck verstaut. Ein riesiger Rosenstrauß in unserer Kabine. Es ist keine Aufmerksamkeit der Reederei, muss ich das Geheimnis lüften, es ist ein kleiner Hinweis auf unseren morgigen Hochzeitstag. In gespannter Erwartung gehen wir dann zum ersten Lunch in den gemütlichen Speisesaal. Noch sind alle mit sich selbst beschäftigt. Erst bei der abendlichen Cocktailparty auf dem Oberdeck werden die ersten Kontakte geknüpft und man versucht sich gegenseitig bekannt zu machen. Für das Dinner gibt es keine feste Sitzordnung, und so werden wir im Laufe der Reise immer wieder mit anderen Passagieren zusammensitzen. Das Essen ist ausgezeichnet und vielseitig. Es gibt zwei Hauptessen zur Wahl und eine reichliche Auswahl von Beilagen am Buffet.

Während die Coral Princess bei mäßigem Seegang die Timor See überquert, schlafen wir tief und fest dem nächsten Tag entgegen. Kräftiger ablandiger Wind verzögert unsere Ankunft. Dafür bekommen wir aber schon am frühen Morgen die ersten Wale zu sehen. Wir passieren Cape Rulhieres und ankern in der Koolama Bay.

Wir ankern in der Koolama Bay Wir ankern in der Koolama Bay (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Nach dem Lunch steigen wir um in den ‘Explorer’, ein flaches Beiboot aus Aluminium, auf dem alle 48 Passagiere und 4 Begleitpersonen Platz finden. Getrieben von zwei kräftigen Außenbordmotoren ist diese ‘Nussschale’ schnell und wendig. Unser Ziel ist der erst 1911 entdeckte King George River. Drei Stunden kreuzen wir durch die einzigartige Landschaft der breiten Bucht und hinein in den von steilen Felswänden gesäumten Fluss. Nur auf kleinen Felsvorsprüngen, dort wo sich Süßwasser sammeln und halten kann, entwickelt sich eine spärliche Vegetation. Wir stoßen bis zu den King George Fällen vor. Obwohl die Regenzeit lange vorbei ist, ergießt sich immer noch ein Strom von Süßwasser über die sonnenüberfluteten Felswände.

Die enge Einfahrt in die King-George-Schlucht Die enge Einfahrt in die King-George-Schlucht (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Bei der Weiterfahrt herrscht immer noch rauhe See. Die Coral Princess rollt durch das türkisfarbene Meer. In drei Stunden, verspricht der Kapitän, wenn wir Cape Londonderry passiert haben, wird die See ruhiger. Ob rauhe oder ruhige See, wir sind begeistert von dieser Reise entlang der rauhen Küste der Kimberleys. Ja, so hatten wir sie uns vorgestellt. Aber das ‘wie’, auf diesem schmucken Katamaran mit der freundlichen Crew und der intimen Atmosphäre, das ist schon ein Höhepunkt unserer vielen Australien-Reisen. Einen besonderen Höhepunkt hat der Tag dann, als beim Dinner plötzlich die Lichter ausgehen und der Küchenchef eine leckere Torte präsentiert ‘For Christa and Bernd who celebrate their wedding anniversary’. Wir ankern vor Cape Talbot.

Erster Landgang in der Vansittard Bay Erster Landgang in der Vansittard Bay (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Am Morgen laufen wir in die Vansittard Bay ein. An felsiger Küste machen wir einen ersten Landgang. Durch unwegsames Gelände, über verwitterte Gesteinsformationen und durch stacheliges Gestrüpp, bahnen wir uns einen Weg zu versteckten Felsvorsprüngen. In geschützten Nischen und unter Felsvorsprüngen finden wir einige uralte Aborigine-Felsmalereien, die einzigen Zeichen, dass schon vor uns Menschen hier waren. Beim nächsten Abstecher wandern wir einige Meilen in den lichten Busch hinein zu dem Wrack einer 1942 notgelandeten DC3. Dieses Relikt aus dem 2. Weltkrieg hat für die Australier eine besondere Bewandtnis, da es sich mit der tragischen Odyssée der Flugzeugbesatzung verbindet. Von unserem Ankerplatz vor Jar Island bricht ein Teil der Mitreisenden zu einem dritten Ausflug auf, auf der Suche nach weiteren Anzeichen früherer Aborigine-Besiedlung.

Schon um 05:00 Uhr werden die Anker gelichtet und in rauschender Fahrt steuern wir die Bucht Prince Frederick Harbour an. Vor einer imposanten Bergkulisse mit der kleinen vorgelagerten Insel Naturalist Island rauschen die Anker wieder in die Tiefe. Die weit fortgeschrittene Jahreszeit, es ist das Ende der Trockenzeit, veranlasst uns, nicht an den geplanten Hubschrauberflügen zu den Mitchell Falls teilzunehmen. Während sich die Fluginteressenten in einer kleinen Sandbucht auf Naturalist Island versammeln, starten wir zu einem Bootsausflug mit dem Explorer in den Hunter River.

Mangrovensümpfe beherrschen die Ufer des Hunter River Mangrovensümpfe beherrschen die Ufer des Hunter River (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wir sind hier im regenreichsten Gebiet der Kimberleys. Es ist Ebbe. Durch schmale Wasserrinnen in den Mangrovensümpfen stoßen wir tief in die schlammigen Seitenarme des Flusses vor. Fliegende Fische, Schlammspringer, Reiher und vereinzelte kleine Krokodile ergreifen nur die Flucht, wenn ihnen unser Boot zu nahe kommt. Als wir am Nachmittag bei Flut die gleiche Tour noch einmal unternehmen, sind auch einige Adler auf den Skeletten abgestorbener Baumriesen auszumachen. Ihr Horst thront hoch oben auf einem einsamen Felskegel. Den Tag beschließt bei Sonnenuntergang ein zünftiges australisches BBQ in der Sandbucht von Naturalist Island.

Keilschwanzadler lauert auf Beute Keilschwanzadler lauert auf Beute (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wieder signalisiert die untergehende Sonne das Ende eines erlebnisreichen Tages Wieder signalisiert die untergehende Sonne das Ende eines erlebnisreichen Tages (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wir erreichen das Prince Regent Naturreservat. In der Careening Bay, die nur mit Sondergenehmigung angesteuert werden darf, hat 1820 eine Expedition ihre Symbole in einen heute mächtigen Boab, die Australier nennen ihn ‘Mermaid Tree’, geritzt.

'1820' hat die Besatzung der 'Mermaid' in den Boab geschnitzt ‘1820’ hat die Besatzung der ‘Mermaid’ in den Boab geschnitzt (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Hier mache ich Bekanntschaft mit einem australischen ‘Untier’. Von einem kleinen Baum sind mir Hunderte grüner Ameisen auf den Rücken gekrochen. Die Bisse dieser kleinen Biester brennen wie Feuer. Ich bin wohl noch nie so schnell aus dem Hemd gekommen, wie an diesem Morgen.

Grüne Ameisen sind beißende Biester Grüne Ameisen sind beißende Biester (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Der Prince Regent River, Australiens längster geradeaus fließender Fluss (100 km), mündet in das St. George Basin. An seiner Mündung werfen wir Anker. Mit dem Explorer fahren wir durch den von dichten Mangrovensümpfen gesäumten Fluss zu den King Cascade. In einer kleinen Bucht ergießt sich das Wasser auf breiter Front über eine Felskante. Wie ein Schleier hüllt die weiße Gischt den roten Fels ein. Üppiger Pflanzenwuchs und dichte Moospolster säumen den Fuß des Felsens. Eine Oase, geradezu eine Einladung für ein erfrischendes Bad. ‘Sie sind wirklich da, seid vorsichtig’, warnt unsere Crew vor den allgegenwärtigen Salzwasser-Krokodilen.

An den King Cascade sollte man nicht unbedingt ins Wasser gehen An den King Cascade sollte man nicht unbedingt ins Wasser gehen (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auf der Rückfahrt biegen wir in einen anderen Seitenarm des Flusses ein, den Camp Creek. Nach einem 40-minütigen Aufstieg durch enge Schluchten und über schmale Stege glauben wir zu träumen. Eine malerische Oase mit einem kleinen, von einem Wasserfall gespeisten See. Über steile Felsvorsprünge im roten Gestein erreichen wir das kristallklare Wasser. Hier können wir endlich schwimmen, ohne Krokodile fürchten zu müssen. Nach 5 erlebnisreichen Stunden kehren wir an Bord zurück.

Ein wirklich krokdilfreier See am Camp Creek Ein wirklich krokdilfreier See am Camp Creek (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Vorsichtig manövrierend steuert der Captain den Katamaran gegen die mit unheimlicher Kraft in die Bucht strömende Flut. Ein kleiner Vorgeschmack auf die weiter westlich liegenden Küstenabschnitte mit dem höchsten Tidenhub der Erde. Als in Campden Harbour ein Ausflug zur Sheep Island, wo 1860 die Ansiedlung von Schafen scheiterte, angekündigt wird, bleiben wir an Bord. Es ist still und stimmungsvoll, als das Schiff in langsamer Fahrt die Insel umrundet, da es bei der starken Strömung unmöglich ist, vor Anker zu gehen. Als wir Kuri Bay passieren, die größte Zuchtperlenfarm außerhalb Japans, haben wir unsere erste Begegnung mit Buckelwalen, die sich auf ihren langen Weg vor die australische Südküste befinden. Unser Ankerplatz liegt am Raft Point, direkt am Eingang zur Doubtful Bay.

Am Raft Point vor der Doubtful Bay Am Raft Point vor der Doubtful Bay (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Ein malerischer Fleck in dieser einzigartigen wilden Landschaft. Steil aufragende Felswände und zerborstene Sandsteinklippen, deren Farbtöne sich im Licht der untergehenden Sonne von Minute zu Minute verändern. Wir sind zu einer kleinen Sunset-Tour unterwegs und beobachten fasziniert, wie das Rot des eisenhaltigen Sandsteins immer intensiver wird, bis es, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, tiefem schwarz Platz zu macht.

Raft Point in der Abendsonne Raft Point in der Abendsonne (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Eine Exkursion bringt uns zu den Montgomery Islands, von denen eine nur bei Ebbe sichtbar ist, das Montgomery Reef. In reißenden Kaskaden strömt das Meer jetzt, wir haben ablaufendes Wasser, über das Riff. Acht Meter beträgt der Tidenhub, obwohl kein Engpass die Wassermassen behindert. Die bei ablaufendem Wasser vom Riff gespülten Fische und Schildkröten sind willkommene Beute für die in der schäumenden Gischt lauernden Haie. Wir kurven mit dem Explorer durch dieses einmalige Naturschauspiel und können uns nicht sattsehen an diesen Urgewalten der Natur.

8 Meter Tidenhub am Montgomery Reef 8 Meter Tidenhub am Montgomery Reef (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Der nächste Abstecher führt uns zum Scott’s Creek. Nach einer halsbrecherischen Kletterparty erreichen wir auch hier einen Wasserfall und einen kleinen krokodilsicheren See. Keiner lässt sich ein Bad im kühlen Wasser zwischen Seerosen und anderen Wasserpflanzen entgehen.

Mühsamer Aufstieg zum Scott's Creek Mühsamer Aufstieg zum Scott’s Creek (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Als wir zu unserem Boot zurückkehren, liegt am anderen Ufer eins dieser bis zu 6 Meter langen Ungeheuer. Scheinbar teilnahmslos blinzelt es in die Sonne, hat aber bestimmt das reichhaltige Futterangebot gut im Auge.

Das Krokodil hat alles im Auge Das Krokodil hat alles im Auge (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auf dem Rückweg fahren wir noch durch die dichten undurchdringlichen Mangrovensümpfe, die den Sound umgeben. Nach Sonnenuntergang brechen wir noch einmal auf, um Krokodile bei ihren nächtlichen Aktivitäten zu beobachten. Im Schein der starken Handleuchte starren die fluoreszierenden Augen aus den mangrovenbestandenen Uferzonen zu uns herüber. Uns schaudert beim dem Gedanken, dass unser Boot kentert und wir den Speiseplan dieser Reptilien anreichern.

Zum Dinner sind wir Gäste am ‘captain’s table’. Auf dem Achterdeck sitzen wir zu acht mit Peter und seiner Frau zusammen. Es ist eine angeregte und interessante Unterhaltung über die Besonderheiten der Kimberleys und speziell dieser Tour entlang der wilden Nordwestküste Australiens.

Überall in den Kimberley findet man die Felsmalereien der Aboriginals Überall in den Kimberley findet man die Felsmalereien der Aboriginals (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Oberhalb des Raft Point befindet sich eine von einem Felsüberhang geschützte große Nische voller Aborigine-Wandmalereien. Die Wandjina-Darstellungen lassen einen heiligen Versammlungsort vermuten. Trotz der frühen Morgenstunde ist der Aufstieg ein schweißtreibendes Unterfangen. Weiter geht es dann über die Collier Bay und durch ein Gewirr kleiner Inseln in die Talbot Bay zu einem anderen Naturschauspiel dieser wilden Landschaft.

Die sogenannten 'Horizontalen Wasserfälle' in der Talbot Bay Die sogenannten ‘Horizontalen Wasserfälle’ in der Talbot Bay (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Man nennt sie die ‘Horizontal Falls’. Zwei kleine Buchten sind miteinander und zum Meer hin nur durch eine enge Felsspalte verbunden. Hier pressen im Wechsel der Gezeiten, über 12 Meter beträgt der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut, ungeheure Wassermengen hinein und wieder heraus. Wir haben Flut, und der Wasserspiegel des inneren Sees liegt noch immer ca. 2 Meter unter dem Meeresspiegel. Chris, unser Reisebegleiter von der Coral Princess, jagt mit dem Schlauchboot und einigen Unentwegten durch die gurgelnden Wassermassen. Nur mit Mühe gelingt es ihm den Zodiac mit seinen 2 kraftstrotzenden Motoren, gegen die Strömung der Flutwelle wieder ins offene Meer zurückzukehren. Für den Explorer wäre diese Tour ein unmögliches Unterfangen.

Mit dem Schlauchboot durch die heftige Strömung Mit dem Schlauchboot durch die heftige Strömung (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wir drehen deshalb noch eine Runde durch einen tief ins Landesinnere reichenden Creek. An den stark gefalteten Steilwänden lassen sich die Erdverwerfungen der frühen Erdgeschichte wie in einem Bilderbuch ablesen. Interessant auch die auf wenigen Kilometern von undurchdringlichen Mangrovensümpfen in lichten Eukalyptuswald wechselnde Flora.

Mangovensümpfe vor den von Verwerfungen gezeichneten Steilwänden Mangovensümpfe vor den von Verwerfungen gezeichneten Steilwänden (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

An den Steilwänden der Schlucht können wir gut den Wasserstand der Flut ablesen, um rechtzeitig zu den Horizontal Falls zurückzukehren. Obwohl der innere und äußere Wasserpegel gleich hoch erscheinen, hat Scott Mühe den Explorer gegen die immer noch herrschende starke Strömung durch die enge Felsspalte zu manövrieren. Dicht am Ufer umkreisen wir dann den See. Keine Anzeichen von dem gewaltigen Naturschauspiel, dass sich hier alle 12 Stunden abspielt.

Die steilen Uferhänge sind von lichtem Eukalytuswald bestanden, zwischendurch einige exotische Bäume in voller Blüte. Die Ruhe und Abgeschiedenheit ist mit allen Sinnen zu spüren. Wieder sind wir an einem Platz, den vor uns noch nicht viele Menschen gesehen oder betreten haben. Die Kimberleys ziehen uns erneut in ihren Bann. Die Strömung in den hinteren See ist immer noch so stark, dass eine Durchfahrt mit dem Explorer nicht möglich ist. Als wir uns dem schmalen Durchlass nähern, wird das Boot von der reißenden Strömung wie ein Stück Treibholz erfasst, und Scott hat Mühe uns wieder in sicheren Abstand zu manövrieren.

Die Coral Princess passiert Coolan Island. Der größte Teil dieser Insel wurde abgetragen. Er bestand aus einem der reichsten Eisenerzvorkommen der Welt. In den nächsten Jahren soll der Abbau nach ca. 40 Jahren Aktivität mangels Masse eingestellt werden. Vor Cockatoo Island, hier wurde der Erzabbau schon 1986 eingestellt, gehen wir vor Anker. Seit Tagen sehen wir das erstemal nachts wieder Lichter, die nicht von den Sternen kommen.

Hoch über dem Meeresspiegel liegt die krokodilsichere Badestelle des Crocodile Creek Hoch über dem Meeresspiegel liegt die krokodilsichere Badestelle des Crocodile Creek (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Der Yampi Sound trennt die ‘Eisenerz’-Inseln vom Festland. Morgens starten wir zum Crocodile Creek. Über eine fest montierte Eisenleiter, hierher kamen am Wochenende die Bergleute von Koolan Island und Cockatoo Island, erreichen wir ein Wasserloch, dem über einen kleinen Bach Frischwasser zugeführt wird. Nach einer Kletterparty in die Felsen über dem Wasserloch, genießen wir ein erfrischendes Bad, ehe es zum Lunch ein zünftiges BBQ gibt.

Warten auf die Flut Warten auf die Flut (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Unser Ausflugsboot liegt inzwischen 10 Meter unter der Klippe im Sumpf. Wir warten auf die Flut, um den Creek wieder verlassen zu können. Am Nachmittag besuchen wir noch das nach Schließung der Eisenerzmine auf Cockatoo Island angelegte Urlauber-Resort.

Im neuen Urlauber-Resort auf Cockatoo Island Im neuen Urlauber-Resort auf Cockatoo Island (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Sehr früh setzen wir unsere Fahrt fort, und erreichen gegen Mittag die Lacepede Islands, ein Vogelschutzgebiet. In Begleitung des Mitarbeiters der Naturschutz-Behörde, Tom, dürfen wir auch dieses Naturreservat betreten.

Vögel über Lacepede Island Vögel über Lacepede Island (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Es ist eine Nist- und Brutkolonie der Weißbauchtölpel (Brown Boobies) und von Fregattvögeln. Vögel in allen Wachstumsphasen bevölkern die Inseln, riesige Schwärme drehen ihre Kreise am azurblauen Himmel.

Weißbauchtölpel im Flug Weißbauchtölpel im Flug (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Weißbauchtölpel-Küken Weißbauchtölpel-Küken (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Fregattvogel im Flug Fregattvogel im Flug (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Fregattvogel-Küken Fregattvogel-Küken (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Eigentlich wollten wir vor Lacepede Island ankern und übernachten. Die See ist aber so rauh geworden, dass sich Peter entschließt, direkt nach Broome weiterzufahren. Das Schiff tanzt wie eine Boje auf dem Meer. Uns wird so schlecht, dass wir die ‘wellfare cocktail party’ und das anschließende Dinner verlassen. Im Bett ist es erträglich und so merken wir gar nicht, dass wir den Rest der Nacht im geschützten Hafen von Broome verbringen.


Im 4WD-Bushcamper durch Western Australia (3. Etappe)

Wenn ich über Westaustralien schreibe, komme ich immer wieder ins schwärmen. Für mich ist dieser Teil Australiens einfach faszinierend. Natürlich bietet es durch seine unendliche Größe - es bedeckt immerhin ein Drittel des gesamten Kontinents - eine Vielfalt an geografischen Gegebenheiten. Es sind ~ 3.000 Kilometer von Nord nach Süd und damit auch etliche Klima- und Vegetationszonen die man in Westaustralien erkunden kann. Als man in Australien noch von Schaf- und Rinderzucht lebte, war Westaustralien nicht der bevorzugte Standort für Auswanderer. Heute sind es Bodenschätze und Erze, die den Reichtum des Landes bestimmen. Erst langsam wird Westaustralien unter seinen vielfältigen touristischen Aspekten bekannt.

17.08.1998 Broome. Die Uhren müssen 1,5 Stunden zurückgestellt werden, und so sind wir schon um 04.00 Uhr auf den Beinen. Um 08:00 Uhr gehen wir von Bord. Nach dem herzlichen Abschied von der Crew besteigen wir einen Rundfahrtbus, der uns durch Broome und Umgebung fährt, ehe so nach und nach alle an ihren Bestimmungshotels abgesetzt werden. Wir beziehen unser riesiges Appartement um 12:00 Uhr im großartigen Moonlight Bay-Hotel. Dann heißt es ‘Erinnerungen auffrischen’. Wir machen einen Stadt- und Einkaufsbummel. Zum Lunch gibt es ‘fish’n ships’ und zum Dinner darf Christa sich in der Küche unseres neuen Domizils austoben. Vorher drehen wir allerdings noch ein paar Runden im Swimmingpool, nachdem die große Wäsche ihre Runden im Waschautomaten dreht.

Am Cape Ganthaeume Am Cape Ganthaeume (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

18.08.1998 [44 km] Broome. Wir haben wunderbar geschlafen und wachen voller Tatendrang auf. Das Gepäck wird, den kommenden Erfordernissen entsprechend, neu sortiert. Um 09:00 Uhr wird unsere Unterkunft für die nächsten Wochen geliefert, ein 4WD-Camper der Fa. Hertz. Auf zum Großeinkauf! Wir füllen alle nötigen Vorräte auf. Schnell noch einmal zu Hertz, um einige technische Fragen unter anderem zum Fassungsvermögen des Wassertanks zu klären. Nach telefonischer Rückfrage in Perth bekommen wir die gewünschten Informationen.

Jetzt aber nichts wie los zum Cable Beach. Was ist denn hier los? Der Caravan Park ist total überfüllt. Es gibt nur noch freie Plätze im Busch, abseits von allen sanitären Einrichtungen. Das ist nicht mehr das Paradies früherer Zeiten. Am Strand müssen wir weit laufen, ehe wir Regionen erreichen, die wenigstens etwas abseits vom allgemeinen Trubel sind. Das ist nicht mehr ‘unser’ Cable Beach. Zum Lunch finden wir eine kleine Taverne im Ort. Von dort ist es nicht weit bis zu Malcom Douglas’s Crocodile Farm. Unbedingt wollen wir diese in seinen Filmen so oft erwähnte und gezeigte Station einmal selbst erleben. Es sind wirklich einige Exemplare darunter, denen man in freier Wildbahn nicht unbedingt begegnen möchte. Die Nacht ist unbeschreiblich heiß, erst gegen Morgen kühlt der Wagen etwas aus.

Regenbogenspint -Merops ornatus- Regenbogenspint -Merops ornatus- (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

19.08.1998 Broome. Es gibt keinen Grund, noch länger am Cable Beach zu bleiben. Wir kennen ja noch andere verschwiegene Plätze. Wir packen unser Habseligkeiten zusammen und brechen auf. Das Geld für die bereits bezahlte nächste Nacht wird mir anstandslos erstattet, obwohl ich die Chipkarte für das Eingangstor nicht zurückgeben kann. Mein Portemonnaie ist unauffindbar. In der Stadt kaufen wir noch Campingmöbel (Tisch und Stühle), die in der Camperausstattung fehlen und eine Lampe.

So gerüstet erreichen wir gegen 12:00 Uhr das Camp am Bird Observatory. Auch hier ist alles belegt, nur einen Notplatz könne man uns noch anbieten. Abseits der offiziellen Stellplätze stehen wir mitten im lichten Eukalyptuswald, geradezu paradiesisch. Leider herrscht zur Zeit Ebbe, die verkehrte Zeit für Vogelbeobachtungen am Strand. Allein inmitten der wilden Küstenlandschaft an der Roebuck Bay, das entspricht schon eher unseren Vorstellungen vom ‘Wilden Westen’ Australiens. Den Nachmittag verbringen wir mitten im Buschland an unserem Camper. Der gemütliche ‘Rotwein’-Abend wird zum wahren Genuss und zieht sich hin bis weit in die Nacht.

Riesige Vogelschwärme bevölkern die Ufer der Roebuck Bay Riesige Vogelschwärme bevölkern die Ufer der Roebuck Bay (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

20.08.1998 [204 km] Port Smith. Früh müssen wir raus, um die richtige Zeit für die Vogelbeobachtung zu erwischen. Das ansteigende Wasser treibt die Watt- und Seevögel immer weiter zur Küste, wo sie sich auf den verbleibenden kleinen Sandbänken und Inseln zu Tausenden zusammendrängen.

Riesenstorch -Ephippiorhynchus asiaticus- Riesenstorch -Ephippiorhynchus asiaticus- (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Einige Stunden erfreuen wir uns an diesem urwüchsigen Treiben. Dann heißt es ‘weiter’. Nach 15 Kilometern Piste sind wir wieder auf dem Highway. Wir fahren noch einmal nach Broome hinein. Während Christa noch einige Einkäufe erledigt, fahre ich zum Cable Beach Camp. Heute ist mein Portemonnaie wieder in der Hose und damit auch die vermisste Chipkarte wieder vorhanden - hatte gestern die Hose gewechselt.

Buschfeuer gehören in Australien zum Symbol der trockenen Jahreszeit Buschfeuer gehören in Australien zum Symbol der trockenen Jahreszeit (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Nach 140 km auf dem Great Northern Highway erreichen wir den Abzweig nach Port Smith, das wir nach 23 km Pistenfahrt erreichen. Das Camp ist ein idyllisches Plätzchen. Der Busch ringsum ist voller Vogelstimmen, obwohl keiner der aktiven Sänger zu sehen ist. Nach einem leichten Lunch machen wir uns auf zur nahen Küste. Bei brütender Hitze wandern wir zunächst durch offenes Buschland, dann durch dichte Mangrovensümpfe - es ist wieder Ebbe - bis ans offene Meer. Im Camp lassen wir dann den Tag ausklingen, ein kalter Südwind veranlasst uns, jedoch bald das Feld zu räumen.

Trill im Vogelpark in Port Smith Trill im Vogelpark in Port Smith (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

21.08.1998 [252 km] Wallal Downs. Die Wäsche ist über Nacht getrocknet. Um 08:00 Uhr brechen wir auf zu einem nahe gelegenen Vogelpark, den ein Liebhaber auf seiner einsam gelegenen Ranch eingerichtet hat. Wir erfreuen uns 1,5 Stunden an der Farbenpracht der munteren überwiegend einheimischen Vögel. Es bleibt allerdings ein fader Beigeschmack, die gefiederten Freunde, ihrer Freiheit beraubt, in Käfigen und Volièren zu erleben. Wieviel munterer ist da das Spiel einer Horde Corallas in den Büschen vor dem Vogelpark.

Nach 25 km Piste hat uns das graue Betonband des Great Northern Highways wieder. Nur nicht einschlafen heißt es die nächsten eintönigen 180 km. Im Sandfire Roadhouse füllen wir vorsichtshalber den Tank wieder auf. Unter Palmen machen wir mit fish’n ships auch gleich Lunch. Nur noch wenige Kilometer und 10 km roter Piste, dann sind wir in Wallal am Eighty Mile Beach. Auch hier ist es voll, aber der grüne Campingplatz strahlt die gleiche anheimelnde Atmosphäre aus, wie vor 5 Jahren. Mehrere Stunden wandern wir dann am einsamen Strand entlang. Es ist Ebbe und der breite Wattstreifen offenbart die ganze Vielfalt seines unzerstörten Ökosystems. Das ist wieder ein Tag, der mit einer Flasche Rotwein beschlossen werden will.

Am Eighty Mile Beach hat der Sonnenuntergang einen besonderen Reiz Am Eighty Mile Beach hat der Sonnenuntergang einen besonderen Reiz (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

22.08.1998 Wallal Downs. Es war wieder eine recht kalte Nacht. Vom Landesinneren weht ein kräftiger Ost-Südostwind. Schon wenige Minuten nach Sonnenaufgang (05:30 Uhr) ist alles wieder kräftig aufgeheizt. Wir verlängern unseren Aufenthalt noch um eine Nacht - wofür sonst haben wir Reservetage in unseren Reiseplan eingebaut. Trotz der diesmal herrschenden Flut ist der Eighty Mile Beach ein mehrere hundert Meter breiter Sandstreifen. Drei Stunden lang wandern wir in absoluter Einsamkeit am Strand entlang. Es ist himmlisch. Der kräftige Wind, der sich erst zur Mittagszeit legt, lässt die Hitze nicht gar so unerträglich erscheinen und unterstreicht auch den urwüchsigen Charakter dieser Landschaft. Wie nicht anders zu erwarten, fängt Christa doch wieder an, Muscheln zu sammeln. “Aber nur schöne”, kommentiert sie meinen Einspruch. Ich muss dann die zerbrechlichen Gebilde ‘pistenfest’ verpacken. Abends waten wir, der untergehenden Sonne entgegen, noch einmal eine Stunde bis zur Wasserlinie durchs Watt. Es erscheint uns ein schier endloser Weg, denn das bei Ebbe zurückweichende Wasser legt einen mehrere Kilometer breiten Uferstreifen frei.

23.08.1998 [273 km] Port Hedland (Cooke Point Caravan & Camping Resort). Schon um 08:15 Uhr sind wir startklar und setzen unsere Fahrt durch flaches Buschland fort. Die ersten blühenden Sträucher tauchen auf und signalisieren den nahenden Frühling. Am Pardoo Roadhouse grüßen die letzten weißen Dünen von der Küste herüber und signalisieren das Ende des Eighty Mile Beach. Kurz darauf tauchen die ersten Ranges auf, und wird es leicht hügelig. Der DeGrey River führt noch reichlich Wasser. Neben der Straße sind weite Gebiete kräftig überschwemmt.

Regen verwandelt die staubige Wüste in roten Schlamm Regen verwandelt die staubige Wüste in roten Schlamm (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Um 12:00 Uhr erreichen wir Port Hedland und erwischen einen der letzten Stellplätze auf dem von uns angesteuerten Camp an der Küste außerhalb der Stadt. Zunächst geht es in die Stadt. Der Tank, die Brieftasche und andere Vorräte müssen wieder aufgefüllt werden. Nach einem ausgezeichneten Lunch kehren wir zurück.

Einsamer Küstenabschnitt in Port Hedland Einsamer Küstenabschnitt in Port Hedland (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

In der Nähe unseres Camps lädt die nahe Küste zu einem ausgedehnten Spaziergang ein. Bei ablaufendem Wasser verwandelt sich die Uferzone in eine urige Landschaft. Unterhalb der steilen Sanddünen wechseln riesige Felsplatten mit ausgewaschenem Lavagestein und kleine Sandbuchten einander ab. Im Watt stochern Strandläufer und andere Watvögel nach Nahrung, am entfernten Ufersaum stolzieren Reiher auf und ab. Es ist eine wahre Idylle, die so recht zu unserer Stimmung passt. So bleibt es nicht aus, dass am Abend die dritte Flasche ‘Jacobs Creek’ geköpft wird.

24.08.1998 [316 km] Dale River. Nach einer kühlen Nacht - der Wind hat sich aber gelegt - sind wir schon um 06:00 Uhr wieder auf den Beinen. Ein strahlend blauer, wolkenloser Himmel spannt sich über uns. So ein Camping-Haushalt braucht seine Zeit, außerdem wollen wir noch die Bier- und Weinvorräte auffüllen. Um 09:00 Uhr verlassen wir Port Hedland, das durch diesen Aufenthalt für uns ein ganz neues Gesicht bekommen hat. Es ist nicht nur die schmutzige Eisenerz- und Hüttenstadt.

Blühende Wildblumen verleihen der Strecke ihren besonderen Reiz Blühende Wildblumen verleihen der Strecke ihren besonderen Reiz (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Für die Fahrt zu den Hamersley Range wählen wir diesmal die Route über die ‘95’ Richtung Newman. Eine idyllische Strecke voller faszinierender Eindrücke. Hügeliges Gelände, aus dem immer wieder rote Felsklippen ragen, dazwischen viele fast ausgetrocknete Flussläufe. Übersät ist diese Landschaft von einmalig schönen blühenden Sträuchern und Büschen. In allen Farben des Regenbogens leuchten die exotischen Pflanzen und bilden einen herrlichen Kontrast zu dem dunkelroten Boden. Wir haben noch nie soviel Fotopausen gemacht wie heute. Einen letzten Stopp legen wir am Bea Bea Creek Middle ein, bevor wir am Aussie Roadhouse zum Chicken-Keulen-Lunch und zum tanken einkehren.

Durch die Yampire-Schlucht in den Karijini-Nationalpark Durch die Yampire-Schlucht in den Karijini-Nationalpark (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Durch die Yampire Gorge fahren wir ins Herz der Hamersley Ranges, die wir während der Fahrt schon eine ganze Weile vor uns liegen sahen. Es ist die wildeste aber auch die romantischste Zufahrt in den Nationalpark.

Am Dale River im Herzen der Hamersley Range Am Dale River im Herzen der Hamersley Range (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Durch einige kleine Wasserlöcher und über ruppige Piste erreichen wir den Campground am Fortescue Fall (Dale River). Im weitläufigen Gelände sind diverse kleine Schneisen in den Busch geschlagen und als Stellplätze für Camper deklariert. Am ‘Europaring’ gefällt uns die Campsite Nr. 70. Wir schlagen unser Quartier auf. Es ist ein himmlisches Plätzchen. Die Beine vertreten wir uns bei einem kurzen Spaziergang zur Dale River Rim. Die von der Abendsonne angestrahlten roten Felswände verleihen diesem Fleckchen Erde eine einmalige Ausstrahlung. Hier in der Wildnis fühlen wir uns tief im Herzen ‘unseres’ Australiens. Die durch den Busch hüpfenden Kängurus tragen ihren Teil zu diesem stimmungsvollen Bild bei.

Rot-weiß-blau sind die vorherrschenden Farben beim Rim-Spaziergang Rot-weiß-blau sind die vorherrschenden Farben beim Rim-Spaziergang (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

25.08.1998 [146 km] Oxer Lookout, Tom Price (Tom Price Tourist Park). Den neuen Tag beginnen wir mit einer ausgedehnten Wanderung. 2,5 Stunden sind wir unterwegs, hinunter in die Schlucht des Dale River zu den Fortescue-Fällen. Es ist ein halsbrecherischer aber lohnender Abstieg. Nur wenig Wasser plätschert über die Felsvorsprünge und durch die kleinen Tümpel, ehe es im tiefen schattigen Taleinschnitt seinen Weg fortsetzt. Wir sind die einzigen Besucher in dieser einmaligen Landschaft. Erst als wir den Aufstieg zur Rim fast hinter uns haben, vernehmen wir die Stimmen anderer Besucher. Nach der Kühle in der engen Schlucht empfängt uns auf dem Callitri Track schon die trockene Hitze des neuen Tages. Wir folgen dem Track und dem anschließenden Rim Trail bis zum Circular Pool. Faszinierend immer wieder der Blick über die steilen Klippen in die Tiefe der Schlucht, die von Wassermassen in den weichen Sandstein gesägt wurde.

Auf dem Weg durch den Nationalpark Auf dem Weg durch den Nationalpark (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Nach einem gemütlichen Lunch am Camp brechen wir auf zum Oxer Lookout. Dieser atemberaubende Blick in die tiefen Schluchten der hier zusammentreffenden fünf Täler lässt die Urgewalten, die dieses einmalige Gebilde geschaffen haben, nur erahnen. Mehr als 100 Meter unter uns schimmern blaue palmenbestandene Wasserlöcher wie Opale, wenn das Licht der steil stehenden Sonne für einige Minuten den Talgrund erreicht.

Atemberaubende Blicke in die Tiefe der Schluchten am Oxer Lookout Atemberaubende Blicke in die Tiefe der Schluchten am Oxer Lookout (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Unser nächstes Ziel liegt 700 km entfernt, etwas viel für eine Tagesetappe. Wie die Straßenverhältnisse sind, wissen wir auch nicht - vor 5 Jahren war die Hälfte davon noch Piste. Wir beschließen, keine weitere Übernachtung im Nationalpark anzuschließen und noch ein Stück zu fahren. Die nächsten 106 km sind dann auch tatsächlich Gravelroad. Die heiße Mittagsglut wabert über dem kargen Land und lange ist unsere rote Staubfahne im Rückspiegel zu sehen. Gegen 15:30 Uhr erreichen wir Tom Price. Nach der obligatorischen Kaffeepause befreien wir das Auto und unsere Wanderstiefel vom roten Staub des Tages. Die Nachttemperaturen scheinen hier noch niedriger zu sein als bisher. Wir kriechen das erste mal in die Schlafsäcke und schlafen gut und warm.

Blütenpracht im Outback Blütenpracht im Outback (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

26.08.1998 [645 km] Exmouth. Wie gut, dass wir diese Etappe geteilt haben. Für den ‘Rest’ benötigen wir heute weitere 8 Stunden. Die Strecke bis Paraburdo wirkt wie ein riesiger Vorgarten. Es blüht in allen Farben. Verschwenderische Natur.

Verschwenerische Natur Verschwenerische Natur (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wir benötigen wegen der vielen Fotopausen für die 80 km bis zum Nanutarra Roadhouse 1,5 Stunden. Auf der Great Ocean Road (Nr. 1) fahren wir bis zum Abzweig nach Exmouth 50 km durch üppig bewachsene tiefrote Sanddünen-Landschaft. Aus der Querspange, vor vier Jahren noch eine wilde Gravelroad, ist inzwischen ein gut ausgebauter Highway geworden. Hier entdecken wir die ersten blühenden Sturt Desert Peas. Die Kilometer ziehen sich wie Gummi. Es ist schließlich 17:30 Uhr als wir endlich das Lighthouse Camp kurz hinter Exmouth erreichen.

Welch ein Temperaturunterschied zu den letzten Tagen. Während wir gestern noch in die Schlafsäcke gekrochen sind, kühlt es hier am Meer überhaupt nicht ab. Die nächtlichen Außentemperaturen liegen sicher weit über 20°C. Wir liegen auf den Schlafsäcken.

27.08.1998 [38 km] Exmouth. Nach dem Frühstück beginnt der Tag mit den obligatorischen Pflichten, große Wäsche, Vorräte auffüllen, tanken und Wagen überprüfen. Obwohl wir für große Taten gerüstet sind, lassen wir es langsam angehen. Nach einem ausgiebigen Stadtbummel in Exmouth beschließen wir den Vormittag mit einem zünftigen Lunch. Den anschließenden Strandspaziergang beenden wir schon nach einer Stunde, die glühende Mittagshitze ist nicht auszuhalten. Den Nachmittag verbringen wir gemütlich im Schatten der Bäume des Camps. Die Hitze scheint auch unserem Kühlschrank nicht zu gefallen, er ist in Streik getreten.

Neugierige Emus Neugierige Emus (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

28.08.1998 [63 km Ningaloo Nationalpark, Tulki Beach. Aufbruch in den Cape Range Nationalpark. Zunächst suchen wir einen geeigneten Stellplatz für die kommende Nacht. Das erste Camp ist nicht nach unserem Geschmack. Ein ‘naturbesessener’ Zeitgenosse lässt hinter seinem Camper einen Generator laufen, von dem er wohl wegen der Hitze den Schallschutz entfernt hat.

Ein Stellplatz nach unserem Geschmack Ein Stellplatz nach unserem Geschmack (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Am Tulki Beach finden wir, was wir suchen. Sechs Stellplätze mitten im Nationalpark hinter einer hohen Düne, die allerdings den kräftigen Seewind nur teilweise abhält. Nur wenige Schritte entfernt liegt eine herrliche Bucht mit einem breiten Sandstrand. Die reinste Idylle für einen ausgedehnten Spaziergang. Stundenlang hält uns an einem felsigen Uferabschnitt das Treiben kleiner Krabben mit grünem Rückenschild gefangen.

Lange könnte man ihnen zusehen Lange könnte man ihnen zusehen (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

29.08.1998 [6 km] Ospray Bay. Der nächste Tag führt uns zur Turquoise Bay. Sie trägt ihren Namen wirklich zu recht. Während eines langen Morgenspaziergangs beobachten wir vom Ufer aus im klaren flachen Wasser Stachelrochen. Auch einige Schildkröten gleiten durchs seichte Wasser. Einige Meter weiter draußen gleitet die dreieckige Rückenflosse eines Hais vorbei.

Blaues Meer, weißer Strand und in der Ferne das Riff Blaues Meer, weißer Strand und in der Ferne das Riff (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Als gegen Mittag eine Gruppe Schnorchler auftaucht, brechen wir auf. An der Ospray Bay finden wir einen weiteren idyllischen Platz für die kommende Nacht. Zwar pfeift auch hier der Wind recht kräftig, aber eine 3-stündige Wanderung rund um die wie ein Opal schimmernde Bucht lässt uns solche Nebensächlichkeiten vergessen. Diese Küste ist unbeschreiblich schön und die wenigen Menschen stören diese Einsamkeit nicht. Als die Nacht hereinbricht, herrscht die Ruhe der australischen Wildnis.

Malerische Sanddünen schirmen etwas gegen den frischen Wind ab Malerische Sanddünen schirmen etwas gegen den frischen Wind ab (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

30.08.1998 [352 km] Carnarvon. Weiter geht es südwärts durch den Nationalpark. Wir durchqueren den Yardie Creek. Am jenseitigen Ufer des Creeks bleiben wir im tiefen Treibsand stecken. Mit aktiviertem 4-Rad-Antrieb überwinden wir dann aber auch dieses Hindernis.

Auf dem Yardie Creek Track südwärts Auf dem Yardie Creek Track südwärts (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Der Track bis zur Ningaloo Station gehört uns an diesem Morgen allein, abgesehen von einigen Kängurus, die neugierig den Kopf heben. Die anschließende Gravelroad bis zum Highway hat es aber auch noch in sich. Sie durchschneidet die abwechslungsreiche Dünenlandschaft in ständigem auf-und-ab. Am Minilya Roadhouse machen wir Lunch-Rast mit gegrillten Hähnchenkeulen. Riesige bunte Blütenteppiche, vorherrschend sind allerdings die Farben gelb und weiß, begleiten uns auf dem Weg nach Carnarvon. Auf einem ruhigen Camp inmitten von Obstplantagen beschließen wir den Tag.

Mutterseelenallein auf dem Ningaloo Track zurück zum Highway Mutterseelenallein auf dem Ningaloo Track zurück zum Highway (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

31.08.1998 [452 km] Gascoyne Junction, Mt. Augustus. Wenn die Landkarten nicht zu alt sind, führt die heutige Etappe nur über ‘gravelroad’. Bis über Gascoyne Junction hinaus nach Dairy Creek sind aber nur einige schlechte Wegstrecken zu überwinden. In Gascoyne Junction stoppen wir an einem kleinen ländlichen Roadhouse, um uns nach den Wegverhältnissen zu erkundigen.

Blütenpracht im Outback Blütenpracht im Outback (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

‘Keine besonderen Vorkommnisse, wenn ihr über Dairy Creek fahrt. Die Route über die Kennedy Range schafft ihr aber nicht an einem Tag.’ In den nächsten 6 Stunden begegnet uns kein einziges Fahrzeug. Viele tiefe Rinnen im Track zeugen von heftigen Regenfällen, die erst kürzlich niedergegangen sein müssen. Die Fahrt erfordert volle Konzentration. Die Natur erstrahlt in voller Blütenpracht. Als wir Cobra Station passieren, in der Ferne ist schon der Mt. Augustus auszumachen, weitet sich die Blütenpracht in wahre rote Teppiche aus. Mitten in der Wildnis am Fuße des Mt. Augustus erreichen wir um 17:00 Uhr unser Camp. Die Temperaturen sind hier wesentlich angenehmer, als an der Küste, und es ist vor allem windstill.

Sechs Stunden Wildnis pur Sechs Stunden Wildnis pur (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Der Mount Augustus - größer als sein berühmter Bruder, der Uluru Der Mount Augustus - größer als sein berühmter Bruder, der Uluru (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

01.09.1998 [345 km] Meekatharra. Auch die Nacht war verhältnismäßig warm. Streckenweise kommen wir recht flott voran. Es geht durch mit Wildblumen übersätes Buschland.

Die Landschaft wird lieblicher mit grünen Flussauen Die Landschaft wird lieblicher mit grünen Flussauen (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auffallend viele Emus bevölkernd die von diversen Flüssen zerfurchte Landschaft. Nur knapp 6 Stunden benötigen wir bis Meekatharra. Wieder hat sich das Wetter dramatisch verändert. Sturmartiger warmer Westwind treibt dichte Staubwolken durch die kleine Stadt. Auf unserem schlichten Straßencamp finden wir keine Ecke, die einigermaßen Schutz bietet.

Vielfältig in Farbe und Form ist die westaustralische Wildblumenpracht Vielfältig in Farbe und Form ist die westaustralische Wildblumenpracht (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

02.09.1998 [440 km] Mt. Magnet, Mullewa. Bei immer noch starkem Wind brechen wir Richtung Süden auf. Der Wind hat aber auch alle Wolken vertrieben. Dafür ist es wieder unangenehm kalt geworden. Wir durchqueren eine teilweise harsche Landschaft mit vielen Salzseen. Auch hier fallen die vielen Emus auf. Nach einem kurzen Stopp in Mt. Magnet biegen wir Richtung Geraldton nach Westen ab.

Das markante Gebäude des Mt. Magnet Hotels Das markante Gebäude des Mt. Magnet Hotels (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wir wollen nach Mullewa auf die sogenannte ‘Wildflower Route’. Die folgenden 200 km übertreffen jedoch alles, was wir je gesehen habe. Wildblumen in voller Pracht und in einer geradezu unvorstellbaren Fülle. Zunächst ist es ein bis zum Horizont reichender Blütenteppich, der uns zum Anhalten animiert. Dann kommen wir vor Begeisterung aber kaum wieder zum Auto zurück, ob der Vielfalt an Formen und Farben. Ab Pindar, bis hier führt die Eisenbahn, beherrschen plötzlich Weizenfelder das Land. Wir durchqueren Australiens Kornkammer. In Mullewa finden wir ein schönes neues Camp in ruhiger Lage. Beim anschließenden Gang zur Tourist-Information beginnt es dann plötzlich zu regnen. Der Himmel ist wolkenverhangen.

Auf der 'wildflower route' Auf der ‘wildflower route’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auf der 'wildflower route' Auf der ‘wildflower route’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auf der 'wildflower route' Auf der ‘wildflower route’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auf der 'wildflower route' Auf der ‘wildflower route’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auf der 'wildflower route' Auf der ‘wildflower route’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auf der 'wildflower route' Auf der ‘wildflower route’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

03.09.1998 [251 km] Morawa, Perenjori, Wubin. Auch am nächsten Tag sieht der Himmel nicht sehr vielversprechend aus. Wir bleiben warm angezogen. Bevor wir aufbrechen, lassen wir noch die Gasflasche für den Herd neu füllen.

Die offizielle ‘Wildflower Route’ ist ein billiger Abklatsch dessen, was wir gestern gesehen haben. Ein breiter Wegrain begleitet die Straße, dahinter erstrecken sich die riesigen Kornfelder. Nur einige wenige Büsche stehen schon in Blüte. Ein paar Felder schmücken sich im Gelb der Daisys. Ansonsten herrscht das Gelb der Akazienbüsche (wattles). Wir treffen unterwegs unsere Camp-Nachbarn aus Carnarvon wieder. Auch sie sind enttäuscht über die spärliche Wildblumen-Vegetation. Aus den dicken Wolken, die noch immer über das Land treiben, ergießen sich ergiebige Schauer. Für die wenigen Fotostopps, kommt aber immer wieder die Sonne durch. Bei Cauna finden wir zwar keine Orchideen, aber zwei flirtende grüne Papageien. In Dalwallinu beenden wir um 14:30 Uhr diese Tagesetappe. Das Thermometer zeigt nur noch 16°C an.

04.09.1998 [413 km] Wongan Hills, Goomalling, Merridin (Merredin Caravan Park). Nach eiskalter Nacht, es sind 4°C, wärmen unsere Glieder nicht einmal in der kräftigen Morgensonne auf. ‘Egal wo ihr hinwollt, ihr solltet über New Norcia fahren’, rät uns der Tankwart, als wir zur nächsten Etappe aufbrechen. Es ist nur ein kleiner Umweg gegenüber unserem eigentlichen Plan. Die Strecke, mit stellenweise breiten Wegrainen, führt durch abwechslungsreiche Hügellandschaft mit vielen Eukalyptuswäldern, Weizenfelder und Schaffarmen.

Benediktiner-Abtei New Norcia Benediktiner-Abtei New Norcia (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

New Norcia ist eine sehenswerte alte, gut erhaltene spanische Benediktiner Mission, die man in dieser Einsamkeit wahrlich nicht vermutet. Auf dem Weg nach Merredin passieren wir noch die kleine ansprechende Stadt Wongan Hills.

05.09.1998 [385 km] Narenbeen, Heyden, Lake King, Ravensthorpe. Nach einer kalten Nacht geht’s bei klarem Himmel weiter auf kleinen schalen Nebenstrecken nach Hyden. So schnell ändern sich in Australien die Verhältnisse. Vor 4 Jahren konnten wir mit dem Pkw auf unwegsamer Gravelroad Hyden nicht erreichen. Diesmal, gut gerüstet mit 4WD, gelangt man nach Hyden auf gut asphaltierter Straße.

Die steinerne Welle - Der sogenannte 'wave rock' in Hyden Die steinerne Welle - Der sogenannte ‘wave rock’ in Hyden (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Der Wave Rock fasziniert uns. Geformt aus den Launen der Natur, erhebt sich wie ein Monument eine imposante steinerne Welle aus der Landschaft. Unsere Fahrt führt uns auf einsamen sehr guten Straßen nach Ravensthorpe. Vom privaten Camp, am Rande eines lichten Waldes, machen wir eine ausgedehnte Buschwanderung. Es ist zwar noch unangenehm kalt, aber wenigstens der Wind ist eingeschlafen.

*******Zitat von Unbekannt*******

Die südliche Ecke von West-Australien besteht aus einer herrlichen Szenerie und unbeschreiblichen Kontrasten…..Wälder, Strände, Klippen, Seen und Felder, alles innerhalb kurzer Entfernungen von einander. Nichts ist beständig…..und wie eine Ausstellung in einer großen Gallerie der schönsten Kunstwerke von Spitzenkünstlern, es ist bewundernswert. Da unsere Vorfahren über die ‘Sieben Weltwunder’ sprachen, ist es offensichtlich, dass sie nie West-Australien gesehen haben und merkwürdige Vorstellungen davon hatten, was ‘wundervoll’ ist.

*******Zitatende*******

06.09.1998 [187 km] Esparance (Esparance Bay Caravan Park). Obwohl wir nur eine kleine Etappe vor uns haben, brechen wir früh auf. Die Landschaft wird wieder ursprünglicher, wir fahren durch offenes Buschland mit niedrigem Mallee-Bewuchs. Schon um 10:00 Uhr erreichen wir die Küste bei Esperance und beziehen auf einem schönen Big4-Camp Quartier. Strahlender Sonnenschein - über Ravensthorpe hingen noch dichte schwarze Wolken - verheißt einen schönen Stadtbummel.

Mit Entsetzen stellen wir fest, dass mit unserer Zeitrechnung etwas nicht stimmen muss. Die Stadt ist menschenleer und alle Geschäfte sind geschlossen. Ein Tankwart klärt uns auf: “Am Sonntag sind alle Geschäfte geschlossen.” Schon Sonntag? Wie die Zeit vergeht. Wir verlegen unseren Spaziergang an die Küste und wandern die unendlich lange Strandpromenade entlang. Zurück im Camp flattert bald die große Wäsche auf der Leine. Den Rest des Tages gestalten wir dann auch sonntäglich. Windgeschützt, umgeben von blühenden Bäumen und Büschen, ergänzen wir unsere Tagebucheintragungen bei Kaffee und Kuchen. Die vielfältigen Stimmen einer uns fremden Vogelwelt - keiner der Sänger ist zu sehen - bilden eine einzigartige akustische Kulisse.

Nach verborgenen Schönheiten muss man sich manchmal etwas bücken Nach verborgenen Schönheiten muss man sich manchmal etwas bücken (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

07.09.1998 [112 km] Cape Le Grande Nationalpark. Es geht in die Wildnis. Schnell sind die Vorräte wieder aufgefüllt. Wir folgen der ‘Great Ocean Road’, vorbei am Pink Lake und herrlichen einsamen Buchten zwischen mächtigen Granitfelsen. An vielen dieser faszinierenden Ausblicke machen wir halt, ehe wir den Cape Le Grand Nationalpark erreichen. Ein kleiner Einschnitt in die üppige Vegetation markiert die ‘Bay Nr. 2’, unseren Stellplatz für die kommende Nacht. Der meilenlange Strand an der Cape Le Grand Bay gehört uns allein. Auf einem ausgedehnten Bummel treffen wir keine Menschenseele.

Endpunkt und Höhepunkt der Westaustralien-Etappe - Die Lucky Bay Endpunkt und Höhepunkt der Westaustralien-Etappe - Die Lucky Bay (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

08.09.1998 Lucky Bay. Nach ruhiger Nacht in der Abgeschiedenheit des Nationalparks treibt es uns weiter. Wir fahren zur Lucky Bay. Das ist der Endpunkt unserer Buschcamper-Tour und der Höhepunkt zugleich. Eine malerische Bucht. Das türkisfarbene Wasser wird von blendend weißem Sand gesäumt. Wir finden eine Campsite so richtig nach unserem Geschmack. Über Stock und Stein wandern wir durch wildes Buschland. Überall recken kleine Wildblumen, darunter viele Orchideen, ihre farbenprächtigen Blüten der Sonne entgegen.

Blüten der Australischen Heide Blüten der Australischen Heide (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Zum Abschluss umrunden wir die Bucht und beobachten dabei ein Walweibchen mit ihrem Neugeborenen im seichten Wasser in unmittelbarer Ufernähe. Eine heraufziehende dunkle Wolke veranlasst uns zum Rückzug. Auf Regen hatten wir uns heute nicht eingestellt. Es ist zwar wärmer als in den letzten Tagen, aber die vom Parkranger vorhergesagten 26°C sind es bestimmt nicht.

Eine Kängurufamilie akzeptiert uns als Nachbarn Eine Kängurufamilie akzeptiert uns als Nachbarn (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Immer wieder von einer Kängurufamilie abgelenkt, sind wir fast mit dem Lunch fertig, als es anfängt zu regnen. Nach einer Stunde ist alles wieder vorüber. Zufrieden und entspannt halten wir Siesta. Obwohl wieder dunkle Wolken vorbeiziehen, sitzen wir auch zum Kaffee wieder im Freien. Wetterprognosen sind hier an der oft sehr stürmischen Südpazifikküste wie ein Lotteriespiel. Innerhalb von Minuten kann sich alles ändern. Und es wird sich noch ändern.

Ein wundervoller Sonnenuntergang beschließt einen erlebnisreichen Tag Ein wundervoller Sonnenuntergang beschließt einen erlebnisreichen Tag (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Nach einem wunderbaren Sonnenuntergang, der Himmel erstrahlt in allen Pastelltönen, zieht ein schweres Gewitter auf. Es gießt in Strömen, der Sturm peitscht das Meer, Blitze beleuchten das Camp taghell und der Donner übertönt die nahe Brandung. Der Campingplatz steht innerhalb weniger Minuten knöcheltief unter Wasser.

09.09.1998 [85 km] Esperance (Esparance Bay Caravan Park). Strahlend blauer Himmel begrüßt uns am nächsten Morgen. Das abfließende Wasser hat tiefe Furchen in den Boden gespült. Es ist angenehm warm, die richtige Stimmung für einen ausgedehnten Morgenspaziergang, um noch weitere Orchideen zu suchen.

Orchideen, eine schöner als die andere Orchideen, eine schöner als die andere (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Um 11:00 Uhr brechen wir auf. Bevor wir in Esperance unser altes Camp aufsuchen, wird zunächst der Wagen für die letzten Etappen fit gemacht und unsere Vorräte aufgefüllt. Es folgt ein ausgedehnter Spaziergang an der Twilight Bay. In einem urgemütlichen Cottage kehren für zum ‘five o’clock tea’ ein.

Ein Küstenabschnitt an der Twilight Bay Ein Küstenabschnitt an der Twilight Bay (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

10.09.1998 [401 km] Bremer Bay (Bremer Bay Caravan Park). Die Nacht über gießt es wieder in Strömen. Bei aufreißender Bewölkung starten wir um 08:50 Uhr. Das Wetter wird immer schöner, auch wenn oft für einige Fotos auf ein geeignetes Sonnenloch warten müssen. In Jerramungup gibt es zur Abwechslung ‘mal frische Pizza. Als wir uns wieder der Küste zuwenden, setzt erneut heftiger Regen ein, der uns die letzten Kilometer begleitet. An den ersten blühenden Banksien können wir aber nicht vorbeifahren. Für ein paar gelungene Fotos warten wir immer wieder darauf, dass die Sonne zwischen zwei schwarzen Wolken herauslugt.

Orchidéen im Überfluss Orchidéen im Überfluss (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Auch diesmal hat sich das Warten gelohnt, entdecken wir doch ein einem Gestrüpp zwei neue Orchideen. Am südlichsten Zipfel des Fitzgerald River Nationalparks erreichen wir nachmittags Bremer Bay. Drei Camper verlieren sich auf dem riesigen Gelände eines privaten ruhigen Camps im Grünen. In dieser Abgeschiedenheit genießen wir unseren Nachmittagskaffee. Aus dem folgenden gemütlichen Spaziergang ohne Kamera wird aber nichts. Schon nach 500 Metern tauchen die ersten malerischen Motive auf. Kamera holen.

Einsamkeit pur an der Bremer Bay Einsamkeit pur an der Bremer Bay (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Am Trampelpfad entlang der Bremer Bay wimmelt es nur so von Orchideen. Der Regenschirm behütet uns vor größerem Ungemach, als die nächste schwarze Wolke ihre Schleusen öffnet. Es ist halt Frühling im Süden West-Australiens.

11.09.1998 [40 km] Bremer Bay (Bremer Bay Caravan Park). In dieser Umgebung schlafen wir wieder wie die Murmeltiere. Der bewölkte Morgenhimmel reißt bald auf. Es ist aber wieder etwas kühler geworden. Wir steuern diverse Buchten rund um die Bremer Bay an, gehen spazieren und fotografieren wie die Weltmeister. Nach dem Lunch im Camp wandern wir zum View Point. Nachmittags haben wir ‘Dienst’, Camper aufräumen, Karten schreiben und Tagebuch aktualisieren stehen auf dem Programm.

Von Ferne grüßen die Stirling Range Von Ferne grüßen die Stirling Range (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

12.09.1998 [150 km] Stirling Range (Stirling Range Retreat). Auf schmalen Nebenstraßen, die zweite Hälfte auf gut präparierter Gravelroad, steuern wir die Stirling Range an. Immer wieder unterbrechen wir die Fahrt, um die vielen Blumen und Blüten im Foto festzuhalten. Auch die Sonne meint es gut mit uns, blinzelt sie doch immer wieder zwischen den Wolken hindurch. Mittags erreichen wir das Camp am Eingang zum Stirling Range Nationalpark. Auf einer handgezeichneten ‘Wanderkarte’ entscheiden wir uns für den ‘Kanga walk’ als Nachmittags-Progamm.

Eine Schönheit in Rot Eine Schönheit in Rot (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wildblumen über Wildblumen lassen auch diesen Spaziergang wieder zur Fotosafari ausarten. Kaum sind wir zurück, setzt lang anhaltender Regen ein.

Eine 'spyder'-Orchidée Eine ‘spyder’-Orchidée (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

13.09.1998 [18 km] Stirling Range (Stirling Range Retreat). Der neue Tag beginnt nicht sehr verheißungsvoll. Das Wetter ist sehr unbeständig geworden. Das veranlasst uns auch, den Aufstieg zum Bluff Knoll nicht anzutreten. Wir unternehmen stattdessen die ausgedehnte Wanderung No.2 unserer ‘Wanderkarte’. Wie erwartet, werden wir von einigen Schauern überrascht, gut beschirmt ist das aber kein Problem. Auch hier brechen überall die herrlichsten Blüten hervor, darunter auch viele Orchideen.

Gelbe Orchidée Gelbe Orchidée (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Unscheinbar, aber exotisch Unscheinbar, aber exotisch (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Zum Lunch kehren wir in einem am Parkeingang gelegenen Café ein. Danach geht’s dann zum Bluff Knoll. Wir steigen ca. ein Drittel des Weges bis zum Gipfel hinauf, kehren dann aber wegen der fortgeschrittenen Stunde um. Inzwischen ist es aufgeheitert. Am Abend verschwinden die Wolken völlig. Ein wunderbarer Sonnenuntergang und die hereinbrechende sternenklare Nacht versprechen viel für den kommenden Tag.

Grasbäume Grasbäume (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

14.09.1998 [158 km] Kojonup (Kojonup Caravan Park). Es kommt aber ganz anders. Dichter Nebel und tief hängende Wolken begleiten uns bei der Durchquerung der Stirling Range. Auf 50 Kilometern Gravelroad geht’s durch einmalig schöne und wilde Natur.

Einmalig schöne und wilde Natur in den Stirling Range Einmalig schöne und wilde Natur in den Stirling Range (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

In Cranbrook beschaffen wir uns Informationsmaterial für die nächsten Tage und füllen unsere Vorräte wieder auf. In Kojonup finden wir ein gepflegtes privates Camp außerhalb der Stadt. Ein geplanter Spaziergang muss leider ausfallen. Vorne links scheint der Reifen an Luftmangel zu leiden. Also ab in die Werkstatt. Für AUS-$ 10,00 wird der Schlauch geflickt. Wir nutzen die Zeit auch gleich für einen Bankbesuch.

Wenig Scheu zeigt der rot-braun gefiederte Baumrutscher - Climacteris rufa Wenig Scheu zeigt der rot-braun gefiederte Baumrutscher - Climacteris rufa (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

15.09.1998 [256 km] Fremantle (Fremantle Village & Chalet Centre). Durch zunächst weitläufiges Grasland mit riesigen Schafherden und ab Bannister dann durch dichten Wald steuern wir unser nächstes Ziel an, Freemantle. Früh sind wir auf dem dem Camp in Sichtweite zur City. Es sind dann aber doch noch 3,5 km Fußmarsch bis in die historische Innenstadt. 3 Stunden wandern wir bei herrlichstem Sonnenschein kreuz und quer durch Fußgängerzonen, Arkaden und alte Straßen. Zu unserer nachmittäglichen Kaffeestunde sind wir wieder zurück im Camp.

Die Skyline von Perth vom Kings Park aus Die Skyline von Perth vom Kings Park aus (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

16.09.1998 [39 km] Perth (Perth Holiday Park). Wieder Stellungswechsel. Problemlos erreichen wir das ausgewählte Camp im Norden von Perth. Es ist zwar recht voll, aber mit unserem kleinen flexiblen Gefährt dürfen wir eine abgeschiedene grüne Nische beziehen und müssen uns nicht in die offizielle Reihe eingliedern. Es wird ein Arbeitstag mit aufräumen, umsortieren und großer Wäsche. Es ist ein heißer Sonnentag. Wir verfluchen unsere Entscheidung, uns am Nachmittag bei einem Fußmarsch zu Woolworth im 2,5 km entfernten Einkaufs-Center, noch etwas die Beine zu vertreten.

17.09.1998 per S-Bahn nach Perth, Stadtbummel, Kings Park. Auch der neue Tag begrüßt uns mit wolkenlosem Himmel. Der S-Bahnhof ist ganz in der Nähe. Wir marschieren über die schier endlose Lord Street zum Bahnhof. Ganze 50 Minuten sind wir bis Success Hill unterwegs. Dafür ist die S-Bahn ruck-zuck in Perth. Am Hauptbahnhof erfahren wir, dass es die Tickets für den ‘Indian-Pacific’ nur am Bahnhof ‘East Perth’ gibt, den wir auf der Herfahrt gerade passiert haben. Also wickeln wir erstmal unser geplantes Programm ab. ‘rauf zum Kings Park. Welche Enttäuschung, wir sind dieses Jahr wirklich etwas zu früh, es blüht noch fast gar nichts. Aber allein dieser herrliche Bummel hier herauf und auf verschlungenen Wegen kreuzweise durch den Park mit den ständig wechselnden Aussichten auf die Stadt und den Swan River, ist es wert unternommen zu werden.

Den Nachmittag - nach einem schnellen Lunch in einer der stilvollen ‘Fress’-Etagen in einem Shopping-Center - verbringen wir mit einem ausgedehnten Bummel durch die Innenstadt und die belebte Mall. Auf der Rückfahrt zum Camp holen wir unsere Bahntickets, d.h. wir versuchen es. Leider sind die Schalter im Bahnhof schon geschlossen. Der Indian-Pacific ist eben kein normaler Zug.

18.09.1998 Perth. Noch einen ganzen Tag verbringen wir in der City. Zum Bahnhof nach Guildford nehmen wir diesmal die West Swan Road. Auch am ‘East Perth’ sind wir erfolgreich und erhalten die vorbestellten Tickets. Der Stadtbummel verläuft ganz entspannt und genüsslich - wir haben keine Fotoapparate mitgenommen.

Eine Horde Nasenkakadu -Cacatua tenuirostris- erfreut uns im Camp Eine Horde Nasenkakadu -Cacatua tenuirostris- erfreut uns im Camp (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

19.09.1998 Perth. Das reicht dann auch für die Stadt. Den neuen Tag lassen wir etwas ruhigen angehen. Bevor wir den Camper aufräumen und das Gepäck für den vor uns liegenden Reiseabschnitt neu sortieren, schlendern wir noch einmal nach Guilford. Ein paar Bilder von der kleinstädtischen Atmosphäre dieses Vororts fehlen uns noch und zur Post müssen wir auch. Wir brauchen einen Karton, um einen Teil der gesammelten Literatur und Muscheln in die Heimat zu senden.

20.09.1998 [53 km] Swan Valley (Weingut Houghton), Perth, Hotel Mount Street Inn. Wie gestaltet man einen Tagesausflug bei nur 53 zurück zu legenden Kilometern? Die Zeit lässt sich doch mit einer zünftigen Weintour durchs Swan Valley am besten verbringen. Was ist denn bloß los? Alle Weingüter sind geschlossen, auch auf den Straßen ist wenig Betrieb. Sonntag ist’s, daran haben wir nicht gedacht. Einen Versuch starten wir noch. Volltreffer - auf dem Gelände von Houghton ist Hochbetrieb. Im großen gepflegt angelegten Park vor dem Weingut herrscht Volksfeststimmung. Nach der Weinprobe decken wir uns mit einigen Flaschen ein. Wir sind in Bombenstimmung, als wir uns im Jacaranda Café zum Lunch niederlassen. Das Mount Street Hotel in Perth erreichen wir schon am frühen Nachmittag. Nach einem kurzen Spaziergang können wir es gar nicht erwarten, nach 33 Tagen wieder in ein richtiges großes Bett zu steigen.

Das war ein Reiseabschnitt voller 'floraler' Eindrücke Das war ein Reiseabschnitt voller ‘floraler’ Eindrücke (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

21.09.1998 [21 km] Rückgabe Campervan, 13:35 Uhr ab ‘Indian Pacific’. Weltuntergangsstimmung läutet einen neuen Tag ein. Es schüttet wie aus Kübeln, dazwischen prasseln Hagelschauer nieder. Wir wissen nicht, wie wir die 200 Meter vom Hotel zur Post zurücklegen sollen. Dort wollen wir das Päckchen mit den auf dem bisherigen Teil der Reise eingesammelten Prospekte, Broschüren und Muscheln in die Heimat schicken. Außerdem muss unser Auto verschwinden. Ab 08:00 Uhr herrscht vor dem Hotel absolutes Halteverbot.

Einige Kilometer müssen wir auch noch fahren, es sind noch 21 km zur weit außerhalb der Stadt liegenden Camperstation von Hertz. So, geschafft, das Paket ist weg, und wir können starten. Etwas wehmütig wird uns schon, als wir bei Hertz unser liebgewonnenes Domizil wieder abgeben. Für die Unannehmlichkeiten mit dem Kühlschrank schlagen wir noch einige Dollar ‘raus und gegen alle Gewohnheiten kauft man uns auch den nagelneuen Campingtisch ab. Mit dem Taxi geht’s dann ans andere Ende der Stadt zum Bahnhof.

Mit 10 Minuten Verspätung verlassen wir an Bord des ‘Indian Pacific’ Perth um 13:45 Uhr. Langsam lässt der Zug die Silhouette von Perth und damit besiedeltes Gebiet hinter sich. Bis zum Einbruch der Dunkelheit durchqueren wir eine abwechslungsreiche Landschaft mit Eukalyptuswäldern, Weideland mit großen Schafherden und riesigen Weizenfeldern.

Es ist ein langes Ungeheuer, der 'Indian Pacific' Es ist ein langes Ungeheuer, der ‘Indian Pacific’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

22.09.1998 Unterwegs im ‘Indian Pacific’. Tief und fest haben wir geschlafen. Ob der Zug in Kalgoorlie gehalten hat, haben wir nicht gemerkt. Um 06:00 Uhr sind wir wieder auf den Beinen. Vor den Fenstern huscht eine eintönige flache Landschaft vorbei.

Sie macht ihrem Namen alle Ehre, die 'Baumlose' Sie macht ihrem Namen alle Ehre, die ‘Baumlose’ (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Von starken Regenfällen sind tiefe Rinnen in den roten Boden gegraben worden, niedrige Sträucher und Büsche bieten dem Wind kaum Widerstand. Neben der Strecke rostet altes Gerät still vor sich hin. Man spürt selbst hier drinnen im gemütlichen Zug die Einsamkeit der Nullabor. Der Zug donnert ohne einen Ruckler dahin. Wir fahren über die längste kurvenlose Eisenbahnstrecke der Welt - es sind 476 Kilometer immer geradeaus. Nach einem ausgiebigen Frühstück erreichen wir die ‘Grenze’ zu Südaustralien und kurz darauf die Wüstensiedlung Cook.

476 Kilometer geradeaus 476 Kilometer geradeaus (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Von dem einst - während des Baus der Eisenbahnlinie - blühenden Städtchen ist nicht mehr viel zu sehen. Der Bahnhof, ein Kiosk mit Souvenirladen und ein riesiger Platz über den der heiße Wind eine Staubwolke und verdörrte Büsche treibt. Der Aufenthalt dauert 2,5 Stunden, dann werden die Uhren um 1,5 Stunden vorgestellt, es ist also 13:00 Uhr als wir uns wieder in Bewegung setzen. Einige Stunden am Nachmittag verbringen wir im Barwagen in angeregter Unterhaltung mit Mitreisenden. Am Abend, wir sind immer noch in der Nullabor, beobachten wir, wie im Süden heftige Gewitter heraufziehen.

Die Hauptstraße der Wüstensiedlung Cook an der Grenze von West- nach Süd-Australien Die Hauptstraße der Wüstensiedlung Cook an der Grenze von West- nach Süd-Australien (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

23.09.1998 [49 km] an 06:05 Uhr Adelaide. Fortsetzung in Südaustralien


Rundfahrt South Australia (4. Etappe)

Von Südaustralien wissen viele nur, dass es eine reiche Weinbautradition und mit Adelaide eine ansprechende Hauptstadt hat. Dieser Bundesstaat umfasst so sagenhafte Gegenden wie die Simpson Desert, den Lake Eyre, die Opalstadt Cooberpedy, das von deutschen Aussiedlern gegründete Weinbaugebiet Barossa Valley und eine teilweise atemberaubende Küste.

In Südaustralien kann man problemlos eine mehrwöchige Weinreise unternehmen, man kann aber auch mit zwei verschiedenen historischen Zügen in drei Richtungen andere Länder erkunden, man kann …., ja man kann ein so vielseitiges Programm absolvieren, dass ich Ihnen empfehle ‘mal zu lesen, was wir so in den Jahren 1990 bis 2003 zwischen Mount Gambier und Oodnadatta erlebten.

23.09.1998 [49 km] Adelaide (City-Bummel), Glenelg Promenade, Reynella Fahrplanmäßig erreicht der ‘Indian Pacific’ um 06:05 Uhr Adelaide. Auf dem Bahnsteig herrscht heilloses Durcheinander. Das Gepäck aller Reisenden steht dort in Reih und Glied und jeder bedient sich mit dem, was er als sein eigen identifiziert. Unser Koffer hat auch schon einen Liebhaber gefunden. Wahrscheinlich hat ihn jemand zu seinem Bus getragen. Noch bevor sich das Chaos so richtig aufgelöst hat, steht unser Koffer wieder auf dem Bahnsteig.

Mit dem Taxi fahren wir in die Innenstadt. Es ist viel zu früh. Die Autovermietung öffnet erst um 08:00 Uhr. Kalter Wind pfeift durch die noch verlassenen Straßen. Wir verkriechen uns im Greyhound-Omnibus-Bahnhof. Als wir dann unseren Mietwagen habe, verstauen wir nur das Gepäck, lassen das Auto stehen und ziehen los in die Stadt. Ungemütlich ist es, wahrlich kein Wetter zum bummeln. Es ist eisig kalt, heftiger böiger Wind treibt immer wieder Platzregen durch die Häuserschluchten. Geld holen bei AmericanExpress und Informationsmaterial vom Automobilclub verbinden wir mit einem Gang durch die Fußgängerzonen und Kolonaden der Rundle Mall.

Nach drei Stunden brechen wir auf an die Küste. Beim Spaziergang auf der Uferpromenade in Glenelg werden wir so richtig durchgepustet. Hier draußen an der Küste und richtig angezogen ist das aber kein Problem. Wir genießen es, wieder unabhängig zu sein und unseren Tagesablauf selbst planen zu können. Als dann aber der Regen doch zu heftig wird, machen noch einen Einkaufsbummel durch das belebte Glenelg, ehe wir zu unserem Quartier nach Reynella aufbrechen. In Reynella haben wir Zimmer vorbestellt. Mit einem gemütlichen Abendessen beschließen wir den Tag. St. Francis Winery Resort

24.09.1998 [488 km] Port Augusta, Warren Gorge Selten genug, aber diesmal hat es mich erwischt, in Adelaide habe ich mich völlig verfranzt. Eine Stunde kurve ich durch die Stadt, bis ich endlich den Highway #1, die Ausfallstraße nach Norden, gefunden habe.

Um 13:00 Uhr beziehen wir unser Quartier im Hotel in Port Augusta. Nach einem kleinen Lunch brechen wir auf ins Warren Gorge nördlich von Quorn. Es ist eine gottverlassene Gegend, so richtig nach unserem Geschmack. Stundenlang beobachten wir die scheuen Bergkängurus, ehe wir in die Stadt zurückkehren. Myoora Motor Inn

25.09.1998 [333 km] Flinders Range Die Flinders Range liegen etwas abseits und lassen sich schlecht in eine Rundreise einplanen. Bei keiner unserer früheren Australienreisen haben wir sie bisher besucht. Deshalb stehen Sie immer noch auf unserer Wunschliste. Heute soll sich das ändern. Von Port Augusta sind es nur 163 Kilometer bis Wilpena. Es ist eine wunderbare Fahrt durch die südlichen Ausläufer der Range. Dort herrscht allerdings Hochbetrieb. Wir nehmen eine Wanderung bis zum Wangara Lookout unter die Stiefel. Ein Glück, dass die Fliegen schon am Parkplatz auf sich aufmerksam machen. Das erste mal während dieser Reise benutzen wir die Fliegennetze. Die Wanderung führt durch abwechslungsreiches leicht hügeliges Gelände mit lichtem Eukalyptusbestand. Vom Aussichtspunkt hat man eine schöne Sicht auf den gesamten Wilpena Pound, eine von einer Hügelkette eingefasste kraterartige Senke. Am Abend im Hotel erwarten wir Irvings Anruf, um Details für unseren Besuch in Quorn abzusprechen. Überraschung am Abend, kein Anruf, er kommt persönlich. Beim gemeinsamen Abendessen plaudern wir über Gott und die Welt.

Der restaurierte Bahnhof in Quorn Der restaurierte Bahnhof in Quorn (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

26.09.1998 [83 km] Quorn Um 09:00 Uhr sind wir wie vereinbart in Quorn. Irving führt uns, stolz als sei es sein Besitz, durch die Anlagen und Hallen der rekonstruierten ‘Pichi Richi Railway’. Eisenbahnfreunde haben einen Teil der alten ‘Ghan’-Strecke wieder aufgebaut, Wagen und Lokomotiven im ganzen Land zusammengesucht und restauriert. Während der Sommermonate veranstaltet man Ausflugsfahrten mit den rauchenden und dampfenden Oldtimern.

Die Eisenbahnfreunde in Quorn feiern das 25-jährige Jubiläum des Oldtimer-Vereins Die Eisenbahnfreunde in Quorn feiern das 25-jährige Jubiläum des Oldtimer-Vereins (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Zum Lunch kehren wir in einem netten Café/Restaurant ein. Um 14:00 Uhr ist fahrplanmäßige Abfahrt des Zuges. Irving hat für uns ein ganzes Abteil reserviert. Mit einigen Zwischenstopps fährt der Zug bis nach Woolshed Flat. Nach drei Stunden sind wir zurück in Quorn. Das gemeinsame Dinner wird leider nicht ganz so gemütlich wie beabsichtigt. Christa hat ihre Augentropfen vergessen, wir stehen also unter Zeitdruck, um pünktlich zurückzukehren. Ich fühle mich irgendwie total gerädert, muss mir wohl irgendwo etwas eingefangen haben.

27.09.1998 [197 km] Clare Durch die südlichen Flinders Range, über den Horrocks Pass und Wilmington setzen wir unsere Fahrt fort. Die reizvolle Landschaft und die leeren Straßen laden zum Bummeln ein. Ein neues vielversprechendes Weinbaugebiet lockt uns. Um 14:00 Uhr erreichen wir Clare im gleichnamigen Tal des Hutt Rivers. Wir finden ein vorzügliches gepflegtes Hotel. Hier scheint dann allerdings unsere Reise zu enden. Ich habe etwas über 40° Fieber. Der herbeigerufene Arzt diagnostiziert ‘starke Erkältung und Ohreninfektion’. Therapie: eine Handvoll Aspirin, schwitzen und Ohrentropfen aus der Apotheke. Es wird eine fürchterliche Nacht. Ab 23:00 Uhr mache ich kein Auge mehr zu.

28.09.1998 [290 km] Mannum Nach einem leichten Spaziergang um den See - es ist angenehm warm geworden - geht es mir schon wieder besser. Diesen Tag übernimmt Christa die ganze Tour. Von den angeblich niedergegangenen nächtlichen Regenfällen ist nirgends etwas zu spüren. Zunächst geht’s durchs Clare Valley, dann ostwärts bis Morgan am Murray River. Dem Murray folgen wir stromab. Es wird tropisch heiß. Auch das Landschaftsbild mit Mallee-Sträuchern und Salzbusch verändert sich dramatisch. In Mannum entdecken wir direkt am Fluss einen Campingplatz, der auch ‘cabins’ offeriert. Warum nicht? Wir quartieren uns in einer urgemütlichen kleinen Hütte ein.

Bei Blanchetown am Murray beherrschen imposante Steilwände die Flussufer Bei Blanchetown am Murray beherrschen imposante Steilwände die Flussufer (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

29.09.1998 [310 km] Naracorte Auf gut ausgebauter Straße erreichen wir Murray Bridge, eine gute Station, um Vorräte und Benzin aufzufüllen. Gemütlich geht die Fahrt südwärts. In Keith legen wir noch eine kurze Pause ein, ehe wir in Naracoorte Station machen, wo ein ansprechendes Hotel uns zum verweilen einlädt. Mit einem Stadtbummel beschließen wir den Tag. Einen Besuch des Vogelschutzgebietes an der Bool Lagoon verschieben wir auf morgen.

Ibisse beherrschen den Luftraum über der Bool Lagoon Ibisse beherrschen den Luftraum über der Bool Lagoon (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

30.09.1998 [141 km] Mt. Gambier Die Jahreszeit scheint nicht optimal zu sein. Es ist ziemlich ruhig an der Bool Lagoon und nur wenige Vögel sind zu sehen. Oder ist es schon zu spät, sitzen die sonst so zahlreich anzutreffenden Wasservögel alle auf ihren Nestern? Wir brechen bald wieder auf. In Coonawarra kehren wir gezwungenermaßen bei Lindemanns zur Weinprobe ein, bei Highbanks steht ein riesiges Schild im Vorgarten ‘sold out’. Durch herrliches und gepflegtes Weinanbaugebiet erreichen Penola und sind wenig später in Mount Gambier, unserem Tagesziel.

Der 'Blaue See' in Mount Gambier Der ‘Blaue See’ in Mount Gambier (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

01.10.1998 [78 km] Mt. Gambier Es ist ein angenehm warmer Sonnentag heute. Wir brechen sofort zu einem ausgedehnten Spaziergang rund um den ‘Blue Lake’, dem Wahrzeichen von Mt. Gambier, auf. Dunkle Wolken und Regen veranlassen uns später dann, den Tagesablauf etwas umzugestalten. In der Hoffnung auf Besserung, starten wir zunächst eine zweistündige Wanderung rund um den Valley Lake. Von hier fahren wir an die Küste nach Port MacDonnell. Wir klappern alle Buchten und Felsklippen dieses spektakulären Küstenabschnitts ab. Die Sicht will sich aber nicht verbessern, es bleibt neblig trüb. Die beste Alternative ist in diesem Fall wirklich ein ausgedehnter Stadtbummel.

02.10.1998 [200 km] Kingston Bedeckter Himmel, aber kein Regen mehr. Der neue Tag stimmt optimistisch. Über Millicent erreichen wir Robe, wo wir uns bei einem ausgedehnten Strand- und Dünenspaziergang rund um den alten Leuchtturm die Beine vertreten. In Kingston SE wird aus dem Strandbummel nichts - wir ziehen uns auf die nahe Uferstraße zurück - weil die von den Frühjahrsstürmen aufs Ufer getriebenen Algen einen bestialischen Gestank verbreiten. Wenigstens das Lobster-Essen in unserem Hotel ist wieder ein Erlebnis der Extra-Klasse.

03.10.1998 [309 km] Port Elliot Auf für uns schon ‘historischer’ Strecke fahren wir die Küste entlang, bzw. durch den Coorong Nationalpark, bis Meningie. Bevor wir die Mündungsseen des Murray umfahren, rasten wir am Ufer des Lake Albert. Mit ‘fish’n ships’ und einem Becher des köstlichen Roten aus Coonawarra machen wir ‘second breakfast’. Bei Wellington, direkt an der Mündung des Murray in den Lake Alexandrina, lassen wir uns mit der Fähre über den mächtigen Strom übersetzen. In Strathalbyn, einer kleinen Stadt, durch die wir bei früheren Besuchen immer durchgefahren sind, machen wir Lunchpause. Bei Goolwa stoßen wir dann wieder an die Küste. In Port Elliot finden wir ein nettes Hotel. Wer weiß, was in Victor Harbor (ohne ‘u’) los ist. Den Rest des Tages verbringen wir dann in Victor Harbor mit einem ausgedehnten Stadt- und Marktbummel.

An der felsigen Küste vor Port Elliot An der felsigen Küste vor Port Elliot (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

04.10.1998 [126 km] Reynella/Adelaide Mit einem ausgedehnten Spaziergang entlang der Felsküste vor Port Elliot beginnen wir den Tag. Dann durchqueren wir die abwechslungsreiche und reizvolle Landschaft der Fleurieu Halbinsel. In Normanville sind wir wieder am Strand. Wir haben ja so viel Zeit. Unser Etappenziel liegt nur noch einen Katzensprung entfernt. Als wir dann im McLaren Valley die südlich von Adelaide gelegenen Weinanbaugebiete erreichen, stoßen wir bei Maslin noch einmal an die Küste vor. Um 15:30 Uhr erreichen wir wieder unser zum Hotel umfunktioniertes Weingut in Reynella.

Herrliche Felsbucht bei Port Elliot Herrliche Felsbucht bei Port Elliot (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

05.10.1998 Brighton Noch einmal wollen wir uns mit Irving treffen. Wir sind für 12:00 Uhr verabredet. Vorher machen wir noch einen ausgedehnten Strandspaziergang von der Seebrücke in Brighton über Southcliffe bis Glenelg-Süd und wieder zurück. Mit Irving gehen wir in ein kleines Stadt-Café. Kaum sitzen wir im Café, beginnt es zu regnen. Nur ein Weilchen später gießt es in Strömen. Wir haben Probleme, in unser Auto zurückzukehren. Abends tobt auch noch ein schweres Gewitter. Es wird wohl Zeit, dass wir diese ‘ungemütliche Ecke’ verlassen.


Rundfahrt New South Wales (5. Etappe)

…und ein Besuch bei alten Freunden

New South Wales oder N.S.W. oder auch NSW ist der Gründungsstaat Australiens mit Sydney dem Gründungsort des Landes. Viele frühe Forscher hatten an allen möglichen Stellen das Land schon betreten und angeblich nur Negatives in die Heimat berichtet - niemand im alten Europa war an diesem unwirtlichen Land interessiert. Keiner hat je das Land in Besitz genommen, bis 1770 Captain Cook seinen Fuß bei Botany Bay an Land setzte, um es für die englische Krone in Besitz zu nehmen und eine Sträflingssiedlung zu gründen.

Für die meisten Besucher beschränkt sich die Kenntnis von NSW auf Sydney. Natürlich muss man Sydney gesehen haben, wenn man das erste Mal Australien besucht. Die Silhouette der Stadt vom Schiff aus, die Oper in ihrer immer noch hochmodern wirkende Architektur, Harbour Bridge und das Altstadtviertel ‘The Rocks’ sind allemal sehenswert, auch wenn der stadtnahe weltberühmte Strand von Bondi an die Küste lockt.

Höhepunkte einer Reise in den Südosten sind sicher die ‘Blue Mountains’, das Outback mit seinen Opalfeldern und natürlich der Darling River und Australiens mächtigster Strom, der River Murray, Grenzfluss zwischen NSW und Victoria.

Aus meinem Tagebuch: Also, auf zum Flughafen in Adelaide. Die Abfertigung geht reibungslos über die Bühne. Noch einmal taucht unser alter Freund Irving auf, mit Orangen aus seinem Garten als Reiseproviant. Pünktlich landen wir in Sydney, es gießt in Strömen. Mit dem Mietwagen brechen wir auf nach Kotara. Es ist so viel umgebaut in der City, dass wir zunächst durch die Stadt irren, ehe wir die richtige Auffahrt zur Harbour Bridge erwischen. Der Regen ist so stark, dass wir fast ohne Sicht über den Highway schleichen. Erst ab Swansea - wir machen einen Abstecher durch den Lake District - bessert sich das Wetter. Um 15:30 Uhr erreichen wir Kotara.

Drei Tage verbringen wir bei unseren alten Freunden. Wir sind unterwegs mit dem Ausflugsdampfer auf dem Lake Macquarie, sind zum Dinner beim Italiener (im zugigen Restaurant) und fahren in den Barrington Tops Nationalpark. Als wir am 10.Oktober aufbrechen, fühlen wir uns sterbenskrank. Wir haben uns in den zugigen Räumen unter den ständig quirlenden Ventilatoren eine heftige Erkältung eingefangen.

Mitten in der Natur des Barrington Tops Nationalparks - Koala Mitten in der Natur des Barrington Tops Nationalparks - Koala (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Mitten in der Natur des Barrington Tops Nationalparks - Königssittich -Alisterus scapularis- Mitten in der Natur des Barrington Tops Nationalparks - Königssittich -Alisterus scapularis- (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Hinaus in Sonne und Wärme - die Natur hat uns wieder. Nach dem Frühstück brechen wir auf, allerdings wieder bei Regen. Bei Singleton, nur wenige Kilometer landeinwärts, lockert die Bewölkung auf und die ersten Sonnenstrahlen erhellen die Landschaft. Durch die abwechslungsreiche Bergwelt der Great Dividing Range fahren wir bis Tamworth. Gegen Abend scheint sich das Wetter endgültig zu beruhigen.

11.10.1998 Das wird der Tag der kleinen Provinzstädte. Sie sehen fast alle ähnlich aus, noch sehr viele Holzhäuser mit poppigen Fassaden, breite Straßen, hohe Bordsteine, die die Wassermassen der tropischen Regengüsse ableiten, überdachte Bürgersteige und Reklametafeln. In Tamworth ist es für einen Stadtbummel viel zu früh, die Stadt liegt noch in tiefem Schlaf, als wir aufbrechen. Wir drehen nur eine Schleife im Auto durch die Innenstadt.

Historische Innenstadt von Armidale Historische Innenstadt von Armidale (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Adventisten-Kirche in Glenn Innes Adventisten-Kirche in Glenn Innes (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Der hereinbrechende Sonnentag sieht uns dann in Armidale bei einem Stadtbummel durch die belebte Fußgängerzone. Über Glen Innes fahren wir nach Tenterfield, kurz vor der Grenze zu Queensland. Nach dem wir uns ein geeignetes Hotel gesucht haben, ziehen wir los in die ländliche Umgebung am Ortsrand. Tiefe von tropischen Regengüssen ausgewaschene Rinnen durchziehen das Land, die Gully. In einer weiten Schleife erreichen wir den historischen Bahnhof, jetzt ein Museum. Leider ist er aber heute geschlossen.

Der historische Bahnhof von Tenterfield Der historische Bahnhof von Tenterfield (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

12.10.1998 Durch die herrliche Gebirgslandschaft der Great Dividing Range mit ihren sonnendurchfluteten Eukalyptuswäldern bewegen wir uns auf die australische Ostküste zu. In Casino bummeln wir durch die Stadt und in Lismore kehren wir bei einem Chinesen zum Lunch ein. Am frühen Nachmittag erreichen wir Ballina. Es ist heiß, und wir genießen beim Bummel am Flussufer einen weiteren Sonnentag.

13.10.1998 Weiter nach Süden geht die Fahrt durch weitläufige Zuckerrohr-Plantagen. Grafton steuern wir an in Erinnerung an prächtige Jakaranda-Alleen. Leider ist die Hauptblüte schon vorüber. In Woolgoolga legen wir eine Lunchpause ein. Oft folgt der neue Highway Nr. 1 nicht seiner ursprünglichen alten Route. Diese ist dann als ‘Scenic Route’ deklariert und führt meistens durch die alte ursprüngliche Landschaft. So einer ‘Scenic Route’ folgen wir auch nach Sawtell, einem kleinen Ort unmittelbar an der Küste.

Die Pazifik-Küste bei Sawtell Die Pazifik-Küste bei Sawtell (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wir stehen hoch über dem Meer auf einer Klippe der Steilküste. Unter uns donnern die Brecher mit weißer Gischt auf das Ufer. Auf kleinen Felsinseln drängen sich kreischend und um den wenigen Platz kämpfend einige schwarze Kormorane. Wir sind mal wieder so fasziniert, dass wir den einsetzenden Regen zunächst gar nicht spüren. Das ist ein malerischer Küstenabschnitt.

In Nambucca Heads steigen wir in einem erstklassigen, aber dennoch preiswerten, Hotel ab. Der Abendspaziergang führt uns durch den Ort entlang einer langen mit Grafittikunst besprühten Mauer, wieder bis an die Küste. Auch das Wetter ist ausgezeichnet - heiß und sonnig - und wir verlängern unsere Buchung spontan noch um eine weitere Nacht.

14.10.1998 So sind wir dann an unserem ‘Zusatztag’ einige Stunden am ‘head’ und dem weitläufigen einsamen Strand unterwegs.

15.10.1998 Auf der Fahrt weiter nach Süden überqueren wir immer wieder riesige breite Flussläufe. Daran ist gut abzulesen, dass fast alles Wasser aus der Great Dividing Range nach Osten in den Pazifik abfließt. In Port Macquarie treiben uns Erinnerungen durch die Stadt. Nur, zwölf Jahre nach unserem ersten Aufenthalt, erkennen und finden wir nichts, woran wir uns von damals erinnern. Port Macquerie ist in den letzten Jahren eine riesige moderne Stadt geworden, mit einer schönen weitläufigen Parkanlage unmittelbar über der Hafenpromenade. Eine abwechslungsreiche Tour bringt uns auf der Küstenstraße durch die Orte Bonny Hills und Laurieton nach Forster. Es ist erst 13.00 Uhr, als wir dieses Ferienparadies erreichen. Ein ausgedehnter Spaziergang führt uns über den Bennetts Head hinaus bis zum ‘One Mile Beach’. Auf dem Rückweg entdecken wir draußen im Meer Wale.

16.10.1998 Durch bewaldetes Bergland erreichen wir den Highway #1. Es geht an Newcastle vorbei, über Paramatta und Liverpool umfahren wir Sydney und erreichen bei Heathcote wieder die #1. Es ist Zeit für Lunch. Ein ausgezeichnetes Chinarestaurant kommt uns da gerade recht. Ohne Halt geht’s dann durch bis Nowra. Enttäuschung, unser bevorzugtes Hotel existiert nicht mehr. In Bomaderry, am anderen Ufer des Shoalhaven River, finden wir eine Bleibe für die nächsten zwei Nächte. Mit einem gemütlichen Bummel beschließen wir diesen sehr warmen sonnigen Tag.

An der Küste bei Jervis Bay An der Küste bei Jervis Bay (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

17.10.1998 Auch nachts hat es sich kaum abgekühlt. Sonne und Hitze begleiten uns auf dem Weg in den Jervis Bay Nationalpark. Im Schatten hoher Bäume wandern wir durch dieses Naturparadies. Hinunter zum Strand, auf einsamen Pfaden durch dichten Busch und stellenweise auf Bohlenwegen durch ein Hochmoor, wir suchen die einst so zutraulichen Papageien und die scheuen schwarzen Kakadus. Sie sind in den Gipfeln der Bäume zwar zu hören, aber selten zu sehen. Diese Veränderung resultiert aus den inzwischen strengen Regeln des Fütterungsverbots, seit das Gebiet Nationalpark ist.

Malerisch der Blick aufs Meer bei der kleinen Stadt Huskisson Malerisch der Blick aufs Meer bei der kleinen Stadt Huskisson (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Bei unserem Aufenthalt in Huskisson beobachten wir Delphine in der kleinen Hafenbucht. Anschließend geht’s am Nordufer des Shoalhaven River entlang bis zum Shoalhaven Head. Eine Strandwanderung führt uns in den Seven Mile Beach Nationalpark und in die Dünenlandschaft an der Flussmündung des Shoalhaven River.

Die Hamden Bridge im Kangaroo Valley Die Hamden Bridge im Kangaroo Valley (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

18.10.1998 Es ist schon am frühen Morgen brütend heiß. Das Thermometer soll im Laufe des Tages auf 31°C gehen. Nach einem Bummel in Kangaroo Valley und an der historischen steinernen Hampden Bridge steuern wir ein neues Ziel an. Über Penrith fahren wir nach Katoomba im Blue Mountains Nationalpark.

Die 'Three Sisters' erheben sich über die 'Blauen Berge' im Blue Mountain Nationalpark Die ‘Three Sisters’ erheben sich über die ‘Blauen Berge’ im Blue Mountain Nationalpark (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Hier im renomierten Ausflugsgebiet gibt’s erstmalig Ärger mit dem vorbestellten Zimmer. Nachlass auf Best Western-Mitgliedskarte wird nur auf Zimmer für Gruppenreisende gewährt. Man arbeitet sich schon auf die Olympiagäste von 2000 ein. Wir starten einen Fußmarsch zum Echo Point. Von der Abbruchkante des tiefen Taleinschnitts haben wir eine wunderbare Aussicht auf die Blue Mountains und die Spitzen der ‘Three Sisters’. In diesem Nationalpark spürt man, dass Sydney in unmittelbarer Nähe ist. Es ist mehr ein Naherholungsgebiet mit einem reichhaltigen Touristikangebot. Wir brechen unsere Wanderung ab, als dichte schwarze Wolken aufziehen. Wir schaffen es nicht mehr ganz ins Hotel zurück, einsetzender Regen zwingt uns zu mehreren Pausen. Der heiße Sturm, der den ganzen Tag über aus Westen geweht hat, weicht einer ungemütlichen Kühle.

19.10.1998 Der neue Tag empfängt uns, wie der vorige aufgehört hat, mit bedecktem Himmel. Wir fahren mit dem Wagen bis zum Echo Point. Wir wandern zunächst zu den Aussichtsplattformen bei den ‘Three Sisters’ und dann auf teilweise schmalen Trampelpfaden weiter zur Station des ‘Skytrain’. Wir sind gerade zurück, als wieder Regen einsetzt. Bevor wir ins Hotel zurückkehren, fahren wir noch einige Kilometer mit dem Auto am Cliff entlang. Die nächste vor uns liegende Etappe erfordert die Neuorganisation unseres Gepäcks. Den Nachmittag verbringen wir mit aufräumen, neu sortieren und packen.

20.10.1998 Es ist eisig kalt geworden, aber wieder etwas heiterer. Sydney ruft. Wie angenehm sind dann die über 20°C in Sydney. Selten haben wir uns in Australien so über Wärme gefreut. Der obligatorische Stadtbummel führt uns zunächst über den Hydepark nach Darling Harbour. Welche Enttäuschung, alles wird umgebaut, die Olympiade wirft ihre Schatten voraus. Darling Harbour hat seinen ganzen Charme und jegliche Ausstrahlung verloren, weil man es zu einem kommerziellen Unterhaltungsviertel umgestaltet hat. Dann können wir auch durch die Geschäftsstraßen der City wandern. Durchs Victoria Building, die Pitt Mall und den Martin Place erreichen wir wieder unser Hotel.

Gerade erblühende herrliche Banksia - ein florales Symbol Australiens - Gerade erblühende herrliche Banksia - ein florales Symbol Australiens - (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

21.10.1998 Abschied vom ‘Mainland’. Einen weiteren angenehm warmen Sonnentag verbringen wir im Hydepark, im Botanischen Garten - dieser Oase der Ruhe mitten im Großstadtgetümmel - und rund um die Oper, ehe wir in ‘The Rocks’ bei Wilson’s zu Prawn mit Champagner einkehren. Acht Stunden waren wir unterwegs. Leider kommen wir wegen Baulärm und anderem Krach nicht zur Ruhe. Vielleicht hat das den Vorteil, dass wir den zweimaligen Feueralarm nicht verschlafen und der Aufforderung zum Sammeln in der Hotellobby folgen können. Bloß weg hier. Morgen beginnt die 6. Etappe dieser Reise auf Tasmanien.


Mietwagen/Hotel-Rundreise durch reiche Wälder und Nationalparks auf Tasmanien (6. Etappe)

Südlich von Melbourne liegt im Südosten von Australien als siebentes Land des Bundesstaates die Insel Tasmanien. Es ist der Teil Australiens, mit dem größten Anteil von Nationalparks. Natur, Natur, Natur soweit das Auge reicht. Hobart hat das Flair der gemütlichsten Hauptstadt der Welt. Es ist zwar eine unrühmliche Vergangenheit, aber die Reste ehemaliger Sträflingskolonien, wie zum Beispiel Port Arthur bilden auch einen touristischen Höhepunkt, wenn man sich nicht auf Wälder, Seen und Flüsse beschränken will. Auch in den Regenwäldern des Westens verbergen sich viele Relikte aus der Pionierzeit der ersten Besiedlung durch Sträflinge und freie Siedler.

Wechselvolles Wetter spannt einen Regenbogen über Tasmaniens Hauptstadt Hobart Wechselvolles Wetter spannt einen Regenbogen über Tasmaniens Hauptstadt Hobart (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Malerische Küstenabschnitte, undurchdringliche Wälder, kristallklare Seen und teilweise schneebedeckte Berge bestimmen das Landschaftsbild der Insel. Man ist fast auf der ganzen Insel in Nationalparks unterwegs, egal ob bei Wanderungen im Regenwald am Lake Saint Clair oder von der Waldheimhütte hinauf zum Cradle Lake oder über die ‘Hazards’ auf der Freycinet Halbinsel. Einsamkeit pur genießt man an der Westküste rund um die kleine Küstenstadt Strahan.

22.10.1998 Reisetag Sydney, Melbourne, Hobart Wir geben den Mietwagen zurück und starten um 09:30 Uhr gen Tasmanien. In Melbourne heißt es noch einmal umsteigen. Tasmanien hat Sommerzeit, und so müssen nach 3 Stunden Flug die Uhren wieder 1 Stunde vorgestellt werden. Bei unserer Ankunft um 13:50 Uhr in Hobart ist es warm und sonnig. Vom Flughafen sind es einige Kilometer bis in die Stadt. Wir nehmen ein Taxi.

Hoch oben über der Stadt thront das ‘Hobart Pacific Hotel’. Wir beziehen das Zimmer mit dem wohl schönsten Ausblick über Stadt und Bucht. Am Nachmittag gehen einige heftige Schauer nieder. Wir sitzen trocken und genießen unser Zimmer. Beim Autovermieter veranlassen wir telefonisch, dass man uns morgen den Mietwagen so früh wie irgend möglich zum Hotel bringt. Den Abend verbringen wir in unserem Hotel bei einem köstlichen Dinner mit Blick auf die Stadt. Hobart Pacific Hotel

Freundlich begrüßt von einem Kookaburra Freundlich begrüßt von einem Kookaburra (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

23.10.1998 Freitag [237 km] Huonville, Hartz Mountain Schon um 09:30 Uhr starten wir zu unserem ersten Ausflug. Zunächst geht’s in die Stadt, Shopping muss sein. Heute erleben wir dann, was es bedeutet, wenn ein Tasmanier sagt: “Was, das Wetter gefällt Ihnen hier nicht? Dann kommen Sie doch in einer Stunde wieder!” Auf der B68 fahren wir über Kingston nach Woodbridge, durchqueren dann die bergige Halbinsel und landen in Crygnet. Das kleine Städtchen wirkt wie ausgestorben. Lunch gibt’s im Auto, ein leichter Nieselregen setzt ein.

Landschaft am Huon River Landschaft am Huon River (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Am Huon River, einem breiten Meeresarm, fahren wir nach Huonville und von dort am westlichen Ufer des Huon River zurück bis Geeveston. Einen Abstecher in den nahen Hartz Mountains Nationalpark brechen wir ab, weil wir auf den glitschigen, rutschigen und unbefestigten Waldwegen kaum vorankommen. Auch ein schöner Spaziergang durch die dichten Wälder, ist wohl kaum zu realisieren, es gießt in Strömen.

Auf der Weiterfahrt nach Dover zeichnet sich keine Wetterbesserung ab, wir drehen um. Den Rückweg kürzen wir auf der B 64 ab. Eine malerische Bergtour vorbei am Mount Wellington. Hobart erreichen wir nach 237 km bei strahlendem Sonnenschein. Es treiben zwar noch einige Wolken über die Bucht, aber die Sicht ist atemberaubend.

24.10.1998 Samstag, [394 km] Richmond, Tasman Halbinsel, Port Arthur, Freycinet Nationalpark Es ist wärmer geworden. Ein heftiger Sturm treibt aber immer noch dicke Wolken über Hobart. Schon in Richmond gewinnt die Sonne wieder die Oberhand. Die alte Steinbrücke über den Coal River und eine prachtvolle kleine Kirche sind diesen Abstecher wert.

Die alte Steinbrücke über den Coal River bei Richmond Die alte Steinbrücke über den Coal River bei Richmond (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Über Sorell erreichen wir die Tasman-Halbinsel. Die Tour führt die felsige Steilküste entlang. Einen besonders schönen Ausblick auf die imposanten Felsformationen haben wir vom Eagelhawk Neck oberhalb der Pirates Bay. Ein kleiner Abstecher führt uns südlich der Bucht direkt an die Küste zu solch martialisch klingenden Felsformationen wie der ‘Teufelsküche’.

Wildromantische Felsenküste auf der Tasman-Halbinsel Wildromantische Felsenküste auf der Tasman-Halbinsel (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Die ehemalige Sträflingskolonie Port Arthur verlangt 18 $ für ein Zwei-Tage-Ticket, das ist uns für einen 1,5-stündigen Abstecher zu viel. Wir begnügen uns mit einem Fernblick auf die historische Sträflingskolonie. Im Restaurant des alten Sägewerks in Bush Mill kehren wir zum Lunch ein. Auf der B37 drehen wir noch eine Schleife über die Halbinsel, ehe wir uns nach Norden wenden.

Hier in Port Arthur begann die 'Besiedlung' Tasmaniens Hier in Port Arthur begann die ‘Besiedlung’ Tasmaniens (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Ab Sorell durchqueren wir eine abwechslungsreiche Gebirgslandschaft mit zum Teil recht engen Straßen durchs das Tal des Prosser River bis zur Küste bei Oxford. Die Strecke an der Ostküste - immer die Freycinet-Halbinsel im Blick - nimmt kein Ende, erst gegen 18:30 Uhr erreichen wir nach 394 km, allerdings bei immer noch strahlendem Sonnenschein, den Freycinet Nationalpark und unsere Lodge.

Von fern grüßt das Etappenziel, die Freycinet-Halbinsel Von fern grüßt das Etappenziel, die Freycinet-Halbinsel (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Da die Lodge schon hinter dem Eingang des Nationalparks liegt, hätten wir eigentlich schon für AUS-$ 9,– eine Tageskarte lösen müssen. Das erfuhren wir aber erst viel später. In der in eine Parklandschaft integrierten ‘cabin #8’ beziehen wir ein großzügiges Appartement. Wir sind rundherum zufrieden. Das Klatschen der Brandung gegen die Steilküste und das Rauschen des Windes sind wie Musik, als wir auf unserer kleinen Terrasse den Abend recht gemütlich mit der Planung für den kommenden Tag ausklingen lassen. Freycinet Lodge

Die Wineglass Bay vom Mount Dove aus Die Wineglass Bay vom Mount Dove aus (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

25.10.1998 Sonntag [9 km] Wir haben uns einen 5-stündigen Rundweg als Tagesprogramm ausgesucht. Frühstück gibt es ab 08:00 Uhr , so kommen wir erst um 09:00 Uhr weg. Beim Aufstieg zum 485 m hohen Mount Dove und dem Aussichtspunkt auf die Wineglass Bay, kommen wir richtig ins Schwitzen. Die Aussicht ist aber jede Anstrengung wert. Herrlich spannt sich der weiße Bogen des Strandes um die azurblaue Bucht. Beim Abstieg öffnet sich der Wald immer wieder und gibt die Sicht frei zum Meer und die nahen Berge. Wir überqueren die bewaldete Landenge zwischen Wineglass Bay und Promise Bay. An der Westküste folgen wir dann dem Hazard Beach bis wir endlich wieder einen markierten Rückweg finden. Über Felsklippen, durch dichte Wälder mit herrlichen Ausblicken auf das Meer und die gegenüberliegende Küste geht’s bergauf und bergab. Insgesamt durchqueren wir fünf recht felsige Creeks, ehe wir nach 6 Stunden wieder am Car Park ankommen. Ein heißer (24°C) und sonniger Tag so recht nach unserem Geschmack.

26.10.1998 Montag [340 km] Bei schönem Wetter brechen wir zur nächsten Etappe auf. Es geht durch abwechslungsreiche bergige Landschaft. Nach einem kurzen Abstecher zum Lake Leake stoßen wir bei Campbell Town auf die Hauptstraße von Hobart nach Launceston. Die Umgebung von Launceston ist etwas dichter besiedelt als die Gebiete, die wir bisher durchfahren habe. Über Longford, Westbury und Deloraine fahren wir am Nordhang der Great Western Tiers entlang, ehe wir bei Mole Creek in die Berge vorstoßen.

Unsere eingeschneite Hütte in der Cradle Mountain Lodge Unsere eingeschneite Hütte in der Cradle Mountain Lodge (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Die Straßen werden immer enger und windet sich in unzähligen Kurven, Kehren und Serpentinen bergan, als wir in eine dichte graue Wolkenmasse über dem Gebirge eintauchen. Um 15:30 Uhr erreichen wir unser Ziel, die Cradle Mountain Lodge. Wir beziehen eine der verstreut im lichten Eukalyptuswald liegenden Hütten. Beim Orientierungsbummel durchs Gelände der Lodge hält Australien eine unerwartete Überraschung für uns bereit - es beginnt zu schneien und unser geliebtes Australien legt ein weißes Kleid an. Wir nehmen den Kaminofen in Betrieb und beginnen einen gemütlichen Hüttenabend. Planung für morgen hat wenig Sinn, lassen wir uns überraschen. Cradle Mountain Lodge

Dove Lake und Cradle Mountain im sommerlichen Schneekleid Dove Lake und Cradle Mountain im sommerlichen Schneekleid (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

27.10.1998 Dienstag [17km] Oh, Schreck lass nach. Es hat die ganze Nacht geschneit. Es ist nicht nur weiß ringsherum, sogar das Auto ist total zugefroren. Wo zuhause in meinem Auto der Eiskratzer steckt, das weiß ich, aber in einem australischen Mietwagen? Ich fahre den Wagen blind um die Hütte und stell’ ihn mit der Frontscheibe gen Osten in die strahlende Morgensonne. Nach einer halben Stunde sind wir fahrbereit. Wir fahren zum Dove Lake. Uns empfängt eine zauberhafte verschneite Landschaft mit dem hoch über den See aufragenden Cradle Mountain.

Kein 'Schneehase' - ein Känguru im Schnee Kein ‘Schneehase’ - ein Känguru im Schnee (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Wir starten, auf Empfehlung eines Rangers, gegen den Uhrzeiger zu einer Seeumrundung. Es ist eine wildromantische Tour auf zum Teil schmalen Stegen über Stock und Stein. Ständig ändert sich das Panorama und der Blick über den See auf den 1545 m hohen Cradle Mountain. Nach 2,5 Stunden sind wir zurück am Car Park.

Bei der Seeumrundung die Cradle Mountain immer im Blick Bei der Seeumrundung die Cradle Mountain immer im Blick (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Die weiße Pracht ist dahin, nur in den höheren Lagen schimmern noch einige Schneefelder. Nach dem Lunch stromern wir noch in der weiteren Umgebung der Lodge herum. Es ist feucht und der Weg manchmal recht schlüpfrig im tropischen Regenwald des Pencil Pine Creek, den wir bis zum Kygvet Wasserfall durchqueren. Den Rückweg schaffen wir nur knapp vor erneut einsetzendem heftigen Regen und Schneefall. Mit der richtigen Bekleidung alles kein Problem. Strahlend blauer Himmel und dunkle Regenwolken wechseln im 12-Stundentakt. Für den Rest des Tages machen wir es uns am Kamin in unserer Hütte bequem. Auch das Gepäck muss ja wieder gepackt werden. Hochgeschreckt werden wir von lautem Poltern vor der Hüttentür. Draußen toben einige Opossums auf dem unter dem Vordach gestapelten Kaminholz. Cradle Mountain Lodge

28.10.1998 Mittwoch [183 km] Auch heute morgen ist der Wagen wieder völlig vereist. Um 08:30 Uhr starten wir Richtung Westküste, zunächst über kahle Hochlandmoore, dann durch dichte Wälder. Ein Schneeschauer jagt den anderen. In Tullah machen wir einen Abstecher zum Mackintosh Stausee. Die Einsamkeit der Berge und die Ruhe tuen der Seele gut. Lange halten wir uns auf, als wir eine Gruppe rotschwänziger schwarzer Kakadus entdecken. Nach einem kurzen Aufenthalt in Zeehan erreichen wir unser Hotel ‘Franklin Manor House’ in Strahan um 13:00 Uhr.

Strahan an Tasmaniens Westküste Strahan an Tasmaniens Westküste (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Im Ort buchen wir für morgen eine ‘Gordon River Cruise’ und fahren dann zum ‘Ocean Beach’. Man kann den Kopf kaum über die hohen Dünen erheben. Ein kräftiger Sturm treibt schwere Brecher auf den breiten Sandstrand, zu heftig für einen Strandspaziergang. Nach einem Abstecher zum Regatta Point wandern wir durch den Regenwald zu den Hogath Fällen. Franklin Manor Hotel

Ein Staffelschwanz-Weibchen im dichten Gebüsch Ein Staffelschwanz-Weibchen im dichten Gebüsch (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

29.10.1998 Donnerstag [3 km] Um 09:00 Uhr legt die ‘Wanderer II’ zur großen Rundfahrt ab. Die Fahrt geht über ‘Hell’s Gate’, die schmale versandete Mündung des Gordon River, zur ‘Sarah Island’ mit den Ruinen einer ehemaligen Sträflingskolonie. Dann folgen wir dem Gordon River bis zum sogenannten ‘Gordon Heritage Trail’. Dieser kleine Rundweg gibt einen interessanten Einblick in die botanischen Besonderheiten des Lebenskreislaufs im tropischen Regenwald. Ein lohnenswerter Ausflug bei leider starker Bewölkung und heftigem Wind, allerdings ohne Regen.

Hell's Gate, der Weg zur Hölle für viele Sträflinge Hell’s Gate, der Weg zur Hölle für viele Sträflinge (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Zum Dinner fahren wir in die ‘Regatta Point Tavern’, ein Geheimtip für Fisch und köstliche Meeresfrüchte. Dann heißt es schon wieder ‘packen’.

Über Queenstown geht es wieder ostwärts Über Queenstown geht es wieder ostwärts (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

30.10.1998 Freitag [331 km] Eine Fahrt von 300 km liegt vor uns. Wir brechen um 08:30 Uhr auf. Die kurvige Strecke führt bergauf, bergab durch die Wildnis der tasmanischen Westküste. Erste Station ist das bergbau-geschädigte Queenstown, mit den durch den Kupfertagebau verschandelten Bergen und Tälern. Schnell weiter. Weite Strecken führt die Straße mitten durch den ‘Cradle Mountain Lake Saint Clair Nationalpark’. Wann immer ein Parkplatz auftaucht, gibt es eine Sehenswürdigkeit im dichten Regenwald, wie zum Beispiel die versteckten ‘Nelson Falls’ kurz vor dem Victoria Pass.

Baumfarn im tropischen Regenwald des Mount Field Nationalparks Baumfarn im tropischen Regenwald des Mount Field Nationalparks (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Ein Abstecher führt uns noch zum Lake St. Clair. Für einen Kurzaufenthalt bietet die Umgebung des ‘Park Center’ wenig, und für einen längeren Spaziergang fehlt auf dieser langen Tagesetappe die Zeit. Einen größeren Umweg haben wir aber noch eingeplant. Auf einer Nebenstrecke geht’s zum ‘Mount Field Nationalpark’. Durch herrlichen Regenwald führt uns ein ‘trail’ zu den Russell-Fällen und den Horseshoe-Fällen. Obwohl immer wieder drohend schwarze Wolken aufziehen, bleibt es heute trocken.

Die 'Horseshoe'-Wasserfälle im Mount Field Nationalpark Die ‘Horseshoe’-Wasserfälle im Mount Field Nationalpark (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Durchs Tal des River Derwent, ein reiches landwirtschaftlich genutztes Gebiet, führt uns die A1 zurück nach Hobart.

Durchs Tal des Derwent River zurück nach Hobart Durchs Tal des Derwent River zurück nach Hobart (Dia-Duplikat) © 1998-2017 Bernd Runde

Obwohl Hobart durch seine Lage am Meer eine recht überschaubare Struktur hat, benötigen wir einige Anläufe, bis wir die richtige Einfädelung zu unserem Hotel gefunden haben. Im exquisiten Restaurant unseres Hotels haben wir uns fürs Abschiedsdinner einen schönen Fensterplatz reserviert. Der übliche Rotweinabend im Zimmer fällt heute aus - das Gepäck muss ‘flugfähig’ neu gepackt werden. Pacific Vista Hotel

31.10.1998 Samstag, Melbourne (Bahnhof, City, Stadtbummel) Mahoneys Motor Inn

Die AUTORUNDFAHRT TASMANIEN war ein gelungener Abschluss dieses Australienaufenthalts. Sogar Eis und Schnee in den Cradle Mountains haben uns als Berg- und Wintersportfans begeistert.

01.11.1998 Sonntag, Singapore

02.11.1998 Montag, Frankfurt