Reisetagebuch Kreuzfahrt Ostsee/Baltikum
Ohne Hektik in geruhsamer Atmosphäre nach Sankt Petersburg und in die Baltischen Staaten, das verspricht eine Kreuzfahrt mit der AIDAcara. 14 Tage sind wir unterwegs über Schweden und Russland in die drei baltischen Republiken, ehe es über Polen zurück geht in die Heimat.
Architektonische und kulturelle Glanzpunkte einer Ostsee-Kreuzfahrt mit der AIDAcara
- Stockholm (04. + 05.07.2017)
- Mariehamn (06.07.2017)
- St. Petersburg (08. + 09.07.2017)
- Tallinn (10.07.2017)
- Riga (11. + 12.07.2017)
- Klaipeda (13.07.2017)
- Danzig (14.07.2017)
- Nord-Ostsee-Kanal (15.07.2017)
Schlechte Vorzeichen.
Alles ist geregelt – Reisedetails geklärt/gebucht über ‚www.myAIDA.de‘, Bahn-Platzkarten, Gepäckabholung. Langsam setzt die Vorfreude auf eine hoffentlich interessante und abwechslungsreiche Reise ein. Doch plötzlich stecken wir im tiefsten Schlamassel – tagelanger Ausfall des Zugverkehrs, weil einige geistig Umnachtete die Sabotage von Volkseigentum als politische Willensäußerung verstehen. Was passiert, wenn sich das an unserem Reisetag wiederholt? Zusätzlich kurz darauf: Die Nahverkehrs-Bahnstrecke zu unserem ICE-Bahnhof wird für vier Wochen wegen Baumaßnahmen gesperrt – aha, mitten in der Urlaubszeit. Es gibt aber einen sogenannten Schienenersatzverkehr, das ist natürlich Kundendienst. Diese Freude dauert aber nicht lange. Die Bahn hat einen Schienenersatzverkehr eingerichtet, der nicht die von den Baumaßnahmen betroffenen Stationen berührt – mir müssen noch eine Verbindung vom Hbf-Kassel nach KS-Wilhelmshöhe finden und organisieren. Die Begeisterung für den Kundendienst der DB wächst mit jedem Klick im Internet, um eine gangbare Lösung für dieses WirrWarr zu finden. Die Lösung ist dann letztendlich die Vorbestellung eines Taxis – mit erhebliche Zusatzkosten für eine bereits bezahlte Bahnfahrt. Meine Freude auf die nächste Reise mit der DB wächst ins Unermessliche.
Um der Unzuverlässigkeit des Bahn-Fernverkehrs aus dem Wege zu gehen, und womöglich bei Ankunft in Kiel den Kreuzfahrer am Horizont entschwinden zu sehen, beschließen wir, auch die Bahnanreise einen Tag früher anzutreten. Eine zusätzliche Übernachtung in Kiel minimiert das Risiko doch erheblich.
01.07.2017 Anreise nach Kiel.
Pünktlich steht das Taxi vor der Tür. Über die Bundesstraße 80 (seit Tagen herrscht auf der Autobahn heilloses Chaos) erreichen wir ohne Zwischenfälle Kassel-Wilhelmshöhe. Unser Zug ist pünktlich. Ab Lüneburg sehen wir, welche Schäden die Regenfälle der letzten Zeit hier im Norden angerichtet haben, ganze Landstriche stehen unter Wasser und viele Getreidefelder liegen platt auf den Boden gedrückt. Planmäßig erreichen wir um 12:38 Uhr Kiel – zu früh fürs Hotel. Bei einem Stadtbummel durch die Kieler Innenstadt (Holstenstraße) finden wir ein gut besuchtes Restaurant für ein kleines Mittagessen. Um 16:00 Uhr sind wir im Hotel und brechen dann gegen 18:30 Uhr noch einmal auf. Leider schließt der Fischkiosk (mit den angepeilten Krabbenbrötchen) gerade. So begnügen wir uns mit einem Espresso beim Italiener nebenan. Christa kann nicht widerstehen und gönnt sich noch einen Eisbecher.
Das Wetter hat sich beruhigt. Es ist sonnig und warm. Urplötzlich spuckt mein Gehirn ungefragt noch Informationen aus - alte Erinnerungen tauchen auf: War da nicht an der Hafenbrücke ein Café? Aber ja, nichts wie hin. Bei einem Glas Secco und einem spanischen Tappa-Teller sitzen wir bis in den späten Abend im Cafégarten. So hatten wir uns den Urlaubsbeginn eigentlich vorgestellt und erhofft.
02.07.2017 Start in Kiel.
Viel Zeit haben wir an diesem Morgen. Um 09:30 Uhr schlendern wir hinüber zum Café ‚Blauer Engel‘ für ein zünftiges Frühstück. Statt des horrenden Preises im Hotel, bekommen wir hier ein Frühstück zum halben Preis. Danach holen wir unser Gepäck und checken aus. Der von AIDA schriftlich vorgegebene Weg zum Shuttlebus erweist sich als Irrweg. Zurück zum Bahnhof, da gab es doch einen AIDA-Schalter. Vielleicht wissen die ja, wo der Bus steht. Ja, die wissen und danach wissen auch wir endlich, wo der Bus steht - genau in der entgegengesetzten Richtung. Obwohl wir recht früh am Schiff ankommen (11:30 Uhr) , hat der Check-In schon begonnen. Gut organisiert und reibungslos gestaltet sich das Einchecken.
Unsere Kabine #7242 bietet die richtige Atmosphäre für die nächsten 14 Tage. Vor allem der Balkon hat natürlich seinen besonderen Reiz. Bei einem kleinen Schiffsrundgang finden wir im ‚Restaurant Calypso‘ ein Plätzchen für Kaffee und Kuchen. Später stehen dann auch die Koffer vor der Tür.
Unterwegs auf der Ostsee © 2017 Bernd Runde
Um 18:00 Uhr begeben wir uns zum ‚Restaurant Selection‘, für das wir über ‚myAida‘ eine Tischreservierung für die Dauer der Reise vorgenommen und auch bestätigt bekommen haben. „Vorgebucht“ stellt sich hier aber als Schuss in den Ofen heraus. Im Restaurant ist von unserer Reservierung nichts bekannt. „Manchmal verschluckt der Computer schon mal Reservierungen. Wir werden für sie aber schon noch einen Platz finden.“ Damit ist unser Erstkontakt mit dem Service der AIDA aber noch nicht abgeschlossen. Nach dem Essen erhalte ich eine gepfefferte Rechnung, auf der ich eigentlich nur zwei Espresso erwartete. Trotz gebuchter und bezahlter Vollpension inklusive aller Tischgetränke, soll ich das komplette Essen bezahlen. Bei der anschließenden Diskussion mit dem Restaurant-Manager Mike stellt sich dann heraus, dass es sich um eine bewusste Informationslücke in den AIDA-Unterlagen handelt.
Nach dem Abendessen sind wir dann noch auf dem Pooldeck zum offiziellen Begrüßungssekt.
03.07.2017 Der erste Seetag.
Sonne 04:51 – 21:42 Uhr. Sehr gut geschlafen. Gemütlich bereiten wir uns auf das bevorstehende Frühstück vor, das es ab 07:30 Uhr gibt. Im ‚Restaurant Calypso‘ ergattern wir einen angenehmen Fenster-Platz und begeben uns abwechselnd auf ‚Essensbeschaffung‘. Es ist ja ‚Seetag‘ und damit viel Zeit. Später sitzen wir bei strahlenden Sonnenschein auf dem Pooldeck, als eine Durchsage des Kapitäns uns aufschreckt. „Programmänderung!“ Um 10:45 Uhr wird der Kapitän im Theater Gründe und Folgerungen darlegen, warum wir die Insel Gotland nicht anfahren. Klimaänderungen, Winde aus der falschen Richtung und nicht genug Wassertiefe bedingen eine Planänderung. Wir werden Morgen nicht Visby anlaufen, sondern einen zweiten Tag Stockholm einschieben.
Nach dem Mittagessen genießen wir eine Stunde Ruhe in der Kabine und verbringen dann die Zeit bis zum Abendessen auf unserem Balkon beim Sonnenbad. Zum Abendessen gibt es ‚indonesisches‘. Wir können nicht widerstehen.
04.07.2017 Zusatztag Stockholm/Schweden.
Aufenthalt 08:00 – 24:00 Uhr, Sonne 03:55 – 21:42 Uhr. Schon früh morgens erreichen wir Stockholm. Eine Ersatzorganisation für den ausgefallenen Visby-Aufenthalt gibt es nicht. Wer will, kann per Taxi oder mit dem kostenpflichtigen Shuttlebus in die Stadt fahren.
Wir beschließen, den Tag als willkommenen Ruhetag zu genießen. Den Vormittag verbringen wir auf dem Pooldeck. Ohne hektische Betriebsamkeit – es sind nur wenige Gäste an Bord geblieben – genießen wir bei einem ‚Campari-Orange‘ einen entspannten Tag. Zurück in unserer Kabine finden wir einen persönlichen Brief des Restaurant-Managers Mike vor: Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten im Selection-Restaurant und ein Gutschein für ein kostenloses Abendessen unsere Wahl im Selection-Restaurant.
Wie schön, dass unsere Backbord-Kabine nach Westen zeigt. Den Nachmittag genießen wir auf unserem ‚eigenen‘ Balkon, auf dem wir dann auch später nach dem Abendessen noch sitzen.
05.07.2017 Stockholm/Schweden.
Aufenthalt 08:00 – 20:00 Uhr, Sonne 03:41 – 22:01 Uhr. Um 07:00 Uhr legt das Schiff ab. Durch die Schärenlandschaft vor Stockholm wechseln wir den Liegeplatz. Wir legen direkt vor der Silhouette der Stadt am ‚Stadsgården‘ an. Nach dem Frühstück sonnen wir uns noch etwas auf dem Balkon. Um 11:00 Uhr ist Anmeldung und Einweisung für den gebuchten Stockholm-Ausflug.
Stockholm Stadtansicht vom Stadsgården aus © 2017 Bernd Runde
Mit dem Bus geht es in die Innenstadt bis zum Königlichen Schloss auf der Insel Gamla Stan. Dieses Schloss wird von der Königsfamilie für repräsentative Zwecke und Feierlichkeiten intensiv genutzt. Es ist auch ihr Arbeitsplatz, nur wohnen sie nicht mehr hier in der Innenstadt. Bei einem Rundgang durch das prachtvolle Schloss, erfahren wir einiges über Lebensstil und Eigenschaften des schwedischen Königshauses und die Historie der schwedischen Monarchie.
Festsaal im Königlichen Schloss © 2017 Bernd Runde
Danach folgt ein kleiner Stadtrundgang durch die Altstadt und ihre historischen Stätten. Unsere Stadtführerin ist so engagiert, dass für individuelle Aktivitäten keine Zeit mehr bleibt. Um 14:10 Uhr hätten wir nur noch wenige Minuten Zeit bis zur Abfahrt unseres Busses, dafür lohnt es nicht noch auf eigene Faust loszuziehen. Pünktlich sammelt uns der Bus vor dem Schloss wieder ein.
Wie gut, dass wir bei der Rückkehr aufs Schiff noch ein geöffnetes Buffet im Calypso-Restaurant vorfinden. Um 20:00 Uhr legen wir pünktlich ab. In den Schären erwartet uns so gegen 22:00 Uhr noch ein herrlicher Sonnenuntergang. Vor uns liegen 150 km (81 sm) bis Mariehamn auf Åland.
06.07.2017 Mariehamn/Åland (Finnland).
Aufenthalt 09:00 – 20:00 Uhr, Sonne 04:27 – 23:01 Uhr. Uhren 1 Stunde vorstellen. Schon um 07:20 Uhr macht die AIDA am Pier von Mariehamn fest. Nach dem frühen Frühstück bereiten wir uns auf einen ausgedehnten Ausflug durch Mariehamn und auf der Insel Åland vor. Treffpunkt ist in der AIDA-Bar um 09:15 Uhr, von wo aus es direkt über Deck 3 zum bereitstehenden Bus geht. Nach dem Aussichtspunkt ‚Badhusberget‘ mit Blick auf den schmalen Fjord vor dem geschützt liegenden Hafen mit unserem Kreuzfahrer, geht es kreuz und quer durch die Innenstadt von Mariehamn, in der viele wunderschöne Holzhäuser stehen. Nachdem wir auf der nur einen Kilometer breiten Insel das Ostufer erreicht haben, steuert unser Bus nach Norden. An einem ansprechenden Küstenabschnitt mit alten Bootsschuppen und Fischerbooten steht neben einem Souvenir-Geschäft auch eine kleine Seemanns-Kapelle.
Kleine Seemanns-Kapelle am Osthafen © 2017 Bernd Runde
Danach geht es aus der Stadt hinaus in eine malerische nordische Landschaft mit vielen kleinen Buchten und Schären. Kurz vor Järsö müssen wir umkehren, die Straße endet hier. Nur wenige der angeblich 6.000 Inseln von Åland sind bewohnt. Auf der Rückfahrt kehren wir beim Ort Yttermäs in einer kleinen privaten Pension ein, wo wir zu Åländer Pfannkuchen und Kaffee/Tee eingeladen sind. Um 12:30 Uhr endet dieser interessante Ausflug in eine uns vorher unbekannte ‚Autonome Region Åland‘, auf der zwar schwedisch gesprochen wird, die aber zu Finnland gehört.
St. Görans-Kirche an der Promenade der ‘Storagatan’ © 2017 Bernd Runde
Der Vormittagsausflug durch Mariehamn hat uns so gefallen, dass wir nachmittags noch einmal auf eigene Faust auf Entdeckungstour gehen. Von 14:00 – 16:00 Uhr unternehmen wir noch einen Spaziergang über die Storagatan bis zur St. Görans-Kirche und weiter bis in die kurze Fußgängerzone der Stadt. Beim Rückweg steigen wir zunächst bis zum Rathaus hoch, vor dem ein Denkmal der Namensgeberin des Ortes, der russischen Zarengattin Marie Alexandrovna, steht und dann weiter die Södragatan, vorbei an interessanten schwedischen Holzhäusern, zurück aufs Schiff. Dort treffen wir leider fünf (5) Minuten zu spät für einen Besuch des Calypso-Cafés ein.
Die vor uns liegende Etappe nach St. Petersburg ist mit 662 km (357,5 sm) eine der längsten auf dieser Reise.
07.07.2017 Der zweite Tag auf See.
Sonne 04:27 – 22:30 Uhr. Das Wetter meint es wirklich gut mit uns. Es ist sonnig und angenehm warm. Die richtige Atmosphäre, um den Tag ‚einfach so‘ an sich vorbei ziehen zu lassen. Wir sind auf dem heute allerdings übervollen Pooldeck, bewundern die künstlerische Begabung eines Küchenhelfers beim bearbeiten eines Eisblocks, aus dem er gekonnt einen Pinguin gestaltet, und genießen gegen Abend auch wieder unseren Balkon.
Das ist der richtige Tag, um unseren ‚Selection‘-Gutschein einzulösen. Das passt heute ganz besonders, steht doch das 11-Gänge-Menü „Gaumenfreuden“ auf der Karte. Um 18:30 Uhr sind wir vor Ort. Es ist wirklich ein Abend zum Genießen. So hatten wir uns eigentlich jeden Abend vorgestellt. Kurz nach 22:00 Uhr erleben wir noch einen wirklich faszinierenden Sonnenuntergang.
Erst gegen 22:00 Uhr senkt sich die Sonne dem Horizont entgegen © 2017 Bernd Runde
08.07.2017 St. Petersburg/Russland, vormittags.
Aufenthalt 07:00 – 24:00 Uhr, Sonne 03:50 – 22:15 Uhr. Alles etwas chaotisch. Wegen einer Veranstaltung auf den Petersburger Kanälen muss unser Ausflugsplan geändert werden. Um 09:00 Uhr brechen wir zur Bootsfahrt auf, nicht durch die Kanäle, sondern nur auf der Newa. Nach einer kurzen Busfahrt stehen wir lange am Bootsanleger herum, ehe es dann um 10:30 Uhr endlich losgeht. Aus einem Seitenkanal stoßen wir auf die Newa vor.
Peter-und-Paul-Kathedrale auf der gleichnamigen Festungsanlage © 2017 Bernd Runde
Eine Stunde sind wir auf der Newa unterwegs. Das Boot passiert die imposanten Gebäude des Winterpalais und der Admiralität, steuert dann an der Peter-und-Paul-Festung und dem Sommerpalast vorbei bis zum Liegeplatz des Panzerkreuzers ‚Aurora‘, dem Sinnbild für die Oktober-Revolution, vor. Alle großen und wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt ziehen bei herrlichem Sonnenschein an uns vorüber. Vom Schiffsanleger holt uns der Bus wieder ab. Die Fülle der touristischen Glanzpunkte erschlägt einen. Imposant ist es aber allemal. Hoffentlich lassen sich alle Photographien auch den passenden Gebäuden zuordnen.
Blick über die Newa auf Admiralität und Isaakkathedrale © 2017 Bernd Runde
Die nächste Station ist die Isaaks-Kathedrale, die größte russische Kirche, die zur Zeit aber nur als Museum genutzt wird. Ungeahnte Menschenmassen bevölkern das Gebäude. Vierzig Minuten wandern wir durch diesen riesigen Komplex. Die Fülle an sakralen Gemälden, Figuren und Ikonen ist erdrückend. Man kann in dieser kurzen Zeit wirklich nur den Gesamteindruck in sich aufnehmen.
Überwältigende Pracht in der Isaaks-Kathedrale © 2017 Bernd Runde
08.07.2017 St. Petersburg/Russland, abends.
Mit dem Bus fahren wir wieder an die Newa. Wir sind gut durch den abendlichen Verkehr gekommen. Bei einem Stopp an der Sphinx bewundern wir noch einmal die, alle anderen Gebäude überragende riesige goldene Kuppel der Isaaks-Kathedrale, ehe der Bus uns am Rande des Schlossplatzes ausspuckt. Bevor wir das Gebäude des Winterpalais umrunden, haben wir noch einen schönen Blick auf die den Schlossplatz überragende Alexandersäule. Vor dem die Eremitage beherrschenden Winterpalais verschwinden wir pünktlich um 20:00 Uhr zu einer wirklich exklusiven Führung durch die Gebäude dieses gewaltigen Museumskomplexes.
Goldene Pracht im Winterpalais der Eremitage © 2017 Bernd Runde
Der Rundgang endet in einem Saal spanischer Maler. Dort erscheint ein jugendlich frisches Orchester und präsentiert uns eine Sammlung bekannter klassischer Musikstücke.
Abendstimmung vor dem hell angestrahlten Winterpalais © 2017 Bernd Runde
Mit einem Glas Sekt beenden wir diesen doch sehr anstrengenden Tag. Als wir gegen 23:00 Uhr auf die Straße treten, empfängt uns eine wunderbare Abendstimmung mit der über der Newa untergehenden Sonne und den angestrahlten Gebäuden dieser einzigartigen Stadt. Erst um 23:30 Uhr sind wir wieder am Schiff.
09.07.2017 St. Petersburg/Russland.
Aufenthalt 00:00 – 20:00 Uhr, Sonne 03:52 – 22:14 Uhr. Puschkin, der Ort, der die ehemalige Sommerresidenz des Zaren mit den Katharinenpalast beherbergt, liegt 25 Kilometer außerhalb von St. Petersburg. Unsere clevere örtliche Reiseleiterin hat uns vorbei an anderen Gruppen direkt zum Palast dirigiert und so sind wir eine der ersten Gruppen, die durch den Palast zieht.
Die Türme der Kathedrale am Katharinenpalast © 2017 Bernd Runde
Es sind schon imposante, oder sollte man sagen pompöse Räumlichkeiten, die sich die Kaiserinnen Katharina und Elisabeth hier eingerichtet haben, um ihren Reichtum zu zeigen und zu repräsentieren. Gold ist das beherrschende Element in allen Räumen und Korridoren, abgesehen vom Bernstein in dem wieder hergestellten legendären Bernsteinzimmer.
Der den Palast umgebende Katharinenpark mit der Auferstehungskirche, Barockgärten, künstlichen Seen, der Eremitage, der Grotte (Musikpavillon) und der Galerie bilden die richtige Umgebung für diesen Prunkbau. Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch den Park kehren wir zum Essen im angeschlossenen Restaurant in einem Seitenflügel der Orangerie ein.
Die Eremitage im Katharinenpark in Puschkin © 2017 Bernd Runde
Peterhof. Eine Fahrstunde entfernt, direkt an der Küste des Finnischen Meerbusen, erwartet uns ein weiterer Höhepunkt zaristischer Prunksucht, der Peterhof mit seinen 140 Fontänen und Springbrunnen. An der ‚Löwenkaskade‘ beginnen wir unseren Rundgang, vorbei an den herrlichen Springbrunnen ‚Eva-Fontäne‘ und ‚Adam‘-Fontäne zunächst zur verschwenderisch mit Gold, Kaskaden und Fontänen gestalteten Treppenanlage vor dem Großen Palast.
Ein Fontänen-Brunnen in der Sommerresidenz Peterhof © 2017 Bernd Runde
Überragt wird das Schloss von der mit goldenen Kuppeln gekrönten Schlosskirche. Vom ‚Monplaisir‘, dem Lieblingspalast von Peter dem Großen, hat man eine schöne Aussicht über den Finnischen Meerbusen bis nach Sankt Petersbug. Von hier geht es durch den ‚Unteren Park‘ zurück zum Schloss. Bruchteile der riesigen Anlage haben wir nur gesehen, vermutlich allerdings die imposantesten.
Schlosskirche im Peterhof © 2017 Bernd Runde
Um kurz nach 17:00 Uhr sind wir zurück im Hafen, gerade noch Zeit, uns fürs Abendessen zu präparieren. 1,5 Stunden nachdem wir den Hafen verlassen haben, passieren wir bei Kronstadt die alte Festungsanlage Peter I und dann das gewaltige Stauwerk, das die Bucht von Petersburg vom Finnischen Meerbusen abtrennt, mit dem Sankt Petersburg vor den Unbilden eventueller Überflutungen bei Sturm geschützt werden soll.
10.07.2017 Tallinn/Estland.
Aufenthalt 09:00 – 19:00 Uhr, Sonne 04:21 – 22:30 Uhr. Nach 364 km (196,5 sm) erreichen wir gegen 09:00 Uhr unser nächstes Etappenziel. Mit etwas Verzögerung starten wir unmittelbar nach dem Frühstück zu unserem ersten Ausflug (09:15 – 13:30 Uhr) in Tallinn, dem früheren Reval, der angeblich am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadt in Nordeuropa.
Der Domberg und Tallinns Türme vom Hafen aus © 2017 Bernd Runde
Der Bus fährt ohne Stopp direkt zum Fuß des Dombergs. Von hier geht es zu Fuß weiter. Oh Graus, fünf (5) Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen und haben ihre Passagiere in die Tallinner Altstadt geschickt. An geordnete oder gestaltete Fotos ist bei diesem Gewusel nicht zu denken. Um die Positionen dieses Ausflugs später definieren zu können, läuft die ganze Tour mein GPS-Tracker. An der russisch-orthodoxen Alexander-Newski-Kathedrale gegenüber dem Tallinner Schloss, gibt es den ersten Stopp. Auch wir zwängen uns durch das enge Eingangstor in die mit einem Fotografierverbot belegte Kathedrale. Später erleben wir von einer Aussichtsplattform einen faszinierenden Blick auf die engen Gassen und Türme der Unterstadt. Kreuz und quer bummeln wir danach am Dom vorbei, möglichst anderen Gruppen ausweichend, durch die engen Gassen der Oberstadt bis zur Nikolaikirche. Ein beeindruckendes Orgelkonzert, teilweise mit Gesangsbegleitung, verleiht diesem Besuch einen besonders festlichen Akzent.
Die Zwiebeltürme der Alexander-Newski-Kathedrale © 2017 Bernd Runde
Danach geht es durch enge Gassen, entlang der alten Stadtmauer hinunter in die Unterstadt. Den Mittelpunkt bildet hier der Rathausmarkt am Fuß des mit einem imposanten schlanken gotischen Turm geschmückten Rathauses. Die Tallinner Altstadt als UNESCO-Weltkulturerbe bietet eine unbeschreibliche Fülle an alten Gebäuden, schicken Toren und Torbögen. Auch Teile der alten Stadtmauer mit ihren zum Teil imposanten Türmen geben der Stadt ein besonderes Gepräge.
Der Turm des Rathauses überragt alles © 2017 Bernd Runde
Altes Handelshaus mit imposantem Eingangstor © 2017 Bernd Runde
Den Nachmittag verbringen in entspannter Atmosphäre an Bord. Es ist ein sonnig-warmer Sommertag. Entspannt können wir später das Auslaufen der AIDAcara aus dem engen Hafenbecken verfolgen. Als nächstes Ziel sollen wir nach 570 km (308 sm) Riga, die Hauptstadt Lettlands erreichen.
11.07.2017 Riga/Lettland.
Aufenthalt 15:00 – 24:00 Uhr, Sonne 04:46 – 22:11 Uhr. Es ist noch dunkel, als wir morgens die Augen öffnen. Alle bisherigen Tage lugte um diese Zeit schon die Sonne durch den Spalt im Vorhang vor dem Fenster. Nein, keine neue Zeitverschiebung - Oh Graus, schwarze Wolken am Himmel und einige Regentropfen an der Scheibe. Nach dem Frühstück kündigt sich der erste Unwettertag dieser Reise an. Kaum Sicht und prasselnder Regen an den Scheiben. Na, das kann ja heiter werden. Wird es auch, aber anders als gedacht.
Eine Spannseilbrücke über die Daugava markiert das Ende der Hafeneinfahrt © 2017 Bernd Runde
Gegen Mittag erreichen wir die Mündung des Flusses Daugava (Düna), an dem Riga, die lettische Hauptstadt, liegt. Über 10 Kilometer tastet sich die AIDA in den gar nicht so breiten Fluss hinein, bis die tiefhängende (Spannseil)Vansu-Brücke ein Weiterkommen verhindert. Am rechten Flussufer sind die Türme von Rigas Altstadt auszumachen. Das linke Ufer wird von der neuen Nationalbibliothek und einigen modernen Hochhäusern beherrscht. Es dauert ein ganzes Weilchen, ehe der Kreuzfahrer nach einem 180°-Wendemanöver am Pier liegt. Für die Fotografen ein willkommenes Schauspiel, das Stadtpanorama im wechselnden Licht des sich drehenden Schiffes zu erleben. Sogar die goldenen Kuppeln der großen russisch-orthodoxen Christi-Geburts-Kathedrale in der Ferne leuchten in der Sonne. Die scheint jetzt sogar wieder. Als wir uns allmählich der Stadt näherten, wurde es immer heller, der Himmel klart auf.
Rigas Stadtansicht mit vielen markanten Türmen © 2017 Bernd Runde
Als wir dann nachmittags, kurz vor 16:00 Uhr, zur gebuchten Busrundfahrt (mit Fotostopps) aufbrechen, kommt die Sonne immer intensiver hervor. Kaum stehen wir allerdings für den ersten Fotostopp am Ufer der Daugava vor dem Schloss, geht ein heftiger Regenguss nieder. Wir können uns nur knapp in den nahen Bus retten. Über die sogenannte Stein-Brücke wechseln wir auf das linke Ufer der Düna. Hier vom Ufer haben wir aus anderer Perspektive über den Fluss eine herrliche Sicht auf die Türme der Rigaer Altstadt – Rathausturm, Dom, Petrikirche, Akademie der Wissenschaften und den imposanten 368 Meter hohen Fernsehturm in der Ferne. Weiter geht es vorbei an der Nationalbibliothek und dann kreuz und quer durch einige historische Vororte ohne jegliche Ausstrahlung. Zurück über die Vansu-Brücke auf die rechte Flussseite. Die Tour führt kreuz und quer ohne Halt durch die Jugendstil-Viertel im Nordosten der Stadt. Im Altstadtviertel steigen wir für einige Minuten vor der Oper aus und wandern durch die Parkanlagen an dem sich durch die ganze Altstadt ziehenden, künstlichen Stadtgraben zum Freiheitsplatz mit der Freiheitssäule, auf dessen Obelisk eine Frauenfigur drei Sterne als Symbol der drei lettischen Regionen in den Himmel reckt.
Der verkehrsberuhigte Freiheitsplatz mit dem Freiheitsdenkmal © 2017 Bernd Runde
Es folgt noch ein kurzer Bummel durch den Park. Der Bus dreht noch eine Schleife vorbei am Bahnhof und den Markthallen, ehe er uns nahe dem Rathausplatz für einen weiteren Spaziergang ausspuckt. Das alte Rathaus, das nach dem Krieg neu errichtete Schwarzhäupterhaus, die nahe Petrikirche und das Konventgebäude spiegeln ein Stück der Historie von Riga wieder. Als Referenz an ihre Gründungszeit und den damit eng verbundenen Bremer Bischof ‚Albert von Buxthoeven‘ steht vor dem Rathaus eine Rolandfigur und vor der Petrikirche ein Ensembel der Bremer Stadtmusikanten.
Die markante Front des Schwarzhäupterhauses beherrscht den Rathausplatz © 2017 Bernd Runde
12.07.2017 Riga/Lettland.
Aufenthalt 00:00 – 16:00 Uhr, Sonne 04:47 – 22:09 Uhr. Auch heute bringt uns ein Bus zum Startpunkt der Tagestour. Noch einmal quält er sich durch das Gewühle in Rigas Straßen außerhalb des Stadtgrabens mit den hervorragend renovierten Jugendstilhäusern. Am Opernplatz steigen wir aus und beginnen einen Spaziergang vorbei an historischen Gebäuden aller Zeitepochen. Die Tour lässt sich später nur anhand des GPS-Trackers und der dazugehörigen Fotos rekonstruieren.
Zunächst geht es durch die Richard-Wagner-Straße, vorbei an einem kleinen Theater zum zentralen Liven-Platz, entstanden auf einer Baulücke nach den Bombardierungen des zweiten Weltkriegs. Weiter folgen wir der Haupttouristik-Route durch die Rigaer Altstadt, vorbei an der Großen Gilde, dem Katzenhaus, dem Pulverturm bis zu den Jakob‘schen Kasernen. Über Kopfsteinpflaster-Gassen geht‘s dann durchs Schwedentor zum Parlament. ‚Drei Brüder‘ nennen sich die Häuser verschiedener Zeitepochen mit dem ältesten erhaltenen Haus der Stadt. Vorbei an der ziegelroten Börse erreichen wir den Domplatz. Im Dom fasziniert besonders dessen Inneneinrichtung. Das nachfolgende Orgelkonzert auf einer der größten Orgeln Europas, kann uns nicht begeistern, es dient wohl auch mehr der Demonstration des gewaltigen Stimmumfangs dieses Instruments. Der weitere Rundgang führt uns über den Domplatz und durch die Konvent-Höfe bis auf den Rathausplatz vor das Schwarzhäupterhaus.
Reich geschmückte Fassade der Börse © 2017 Bernd Runde
Wegen ständiger Sonderwünsche einiger Wichtigtuer gibt unsere Stadtführerin hier dann auf und begleitet uns zum Bus – die vorgesehene Zeit ist abgelaufen.
13.07.2017 Klaipeda/Litauen.
Das war mit 479 km (258,5 sm) nur eine kurze Etappe bis Klaipeda. Aufenthalt 09:00 – 20:00 Uhr, Sonne 05:09 – 22:12 Uhr. Wie immer ist das Restaurant Calypso schon ab 07:00 Uhr fürs Frühstück geöffnet. Um 10:00 Uhr brechen wir auf zur Erkundung der litauischen Hafenstadt Klaipeda, dem einstigen Memel. Der geführte Stadtrundgang startet am Theaterplatz mit dem Simon-Dach-Brunnen mit der Bronzestatue „Ännchen von Tharau“.
Die Bronzestatue “Ännchen von Tharau” auf dem Simon-Dach-Brunnen © 2017 Bernd Runde
Nicht viel haben Bomben und plündernde Russen vom einstigen Memel übriggelassen. Wenn auch wenig alte Bausubstanz vorhanden ist, die Stadt wirkt aufgeräumt und sauber. Wir schlendern am Fluss Dané entlang bis zum ehemaligen Segelschulschiff Meridianas, passieren einen malerischen Künstlerhof und den offiziellen Kulturhof mit alten Fachwerkgebäuden.
Skulpturen und Statuen bereichern das Stadtbild von Klaipeda © 2017 Bernd Runde
Den Höhepunkt des Tages bildet jedoch der Besuch der nördlich von Klaipeda gelegene Bade- und Ferienort Palanga direkt an der Küste. Die katholische Maria-Himmelfahrt-Kirche ist die erste Station nach unserer Ankunft.
Am Strand im Ferienort Palanga © 2017 Bernd Runde
Von hier geht es auf eine Promenade, die es mit jedem westlichen Badeort aufnehmen kann. Breit und aufgeräumt, mit vielen Verkaufs-Kiosken und Restaurants, zieht sie sich über mehrere Kilometer bis zum Meer mit der längsten Seebrücke Litauens dahin. Sehenswert ist auch der ‚Botanische Garten‘, ein riesiger Park mit wunderschönen Wanderwegen. In dessen Zentrum steht das Bernsteinmuseum, eine ehemalige Privatvilla, in der ein Sammler 49.000 Bernsteinexponate zusammengetragen hat. Ein lohnender Besuch. Von hier ist es nur eine kurze Wanderung an die Küste.
Bernsteinmuseum im Botanischen Garten von Palanga © 2017 Bernd Runde
Abends an Bord finden wir in der Bibliothek ein ruhiges Plätzchen und sitzen, erstmalig auf dieser Reise, in der ‚AIDA‘-Bar bei Espresso und Grappa Chardonney, während die AIDA das Kurische Haff verlässt und die Nordspitze der Kurischen Nehrung umrundet. Vor uns liegen nur 219 km (118,5 sm) bis Danzig/Gdingen.
14.07.2017 Danzig/Polen.
Aufenthalt 08:00 – 20:00 Uhr, Sonne 04:28 – 21:13 Uhr. Nachts werden die Uhren wieder um eine (1) Stunde zurück gestellt. Um 07:00 Uhr sind wir beim Frühstück. Wir legen um 08:00 Uhr in Gdingen, der quirligen Hafenstadt nördlich von Danzig, an. Eine kleine Überraschung hält jeder Tag bereit. Heute ist der erst später vorgesehene Besuch des Doms in Oliva unsere erste Station. Eine großartige Kathedrale nimmt uns gefangen. Die Demonstration der klangvollen Orgel – angeblich sind es drei zusammen wirkende Orgeln – ist ein Ohrenschmaus.
Es ist eine lange Busfahrt von Gdingen nach Danzig. Nach einer Stunde erreichen wir die Rechtestadt von Danzig. Ein langer von unserer Führerin Ilona gekonnt durchgeführter Spaziergang führt uns zu allen Sehenswürdigkeiten. Es sind nur die Fassaden der einstigen Handels- und Geschäftshäuser, die restauriert wurden, dahinter verbergen sich moderne Büro- und Verwaltungsgebäude. Als Höhepunkt erreichen wir schließlich den größten Backsteinkirchenbau der Welt, die Danziger Marienkirche.
Häuserfront und Krantor an der Mottlau © 2017 Bernd Runde
Eine Brücke führt über den Fluss Mottlau direkt in die ‚Rechte Altstadt‘. Von der Brücke haben wir einen hervorragenden Blick auf den Fluss, Speicher, mehrere Stadttore und das Danziger Wahrzeichen, das Krantor. Vom Grünen Tor wandern wir durch die Langgasse, vorbei an schmucken Hausfassaden bis zum Artushof und dem Neptunbrunnen, weiter am Rechtsstädtischen Rathaus vorbei mit Blick auf das Goldene Tor. Durch eine schmale Gasse wechsel wir auf die Parallelstraße, von hier sieht man links die schmucke Fassade des Großen Zeughauses und rechts den mächtigen Bau der Marienkirche, unserem nächsten Ziel.
Der Rathausturm in der Langgasse überragt alle Gebäude © 2017 Bernd Runde
Die Marienkirche, als drei-schiffige Hallenkirche, gilt als eins der größten Sakralbauten Europas. Sie strahlt erhaben Ruhe aus und fasziniert mit sehenswertem Interieur. Bei einem Orgelkonzert nehmen wir die Atmosphäre dieses Ortes in uns auf.
Der massige Turm der Marienkirche © 2017 Bernd Runde
Ein Juwelier mit Köstlichkeiten aus Bernstein, veranlasst mein Weibchen, dem gelben ‚Stein‘ etwas positives abzugewinnen. Abschließend bummeln wir noch etwas ungeführt durch die prachtvolle Fußgängerzone des ‚Langen Marktes‘. Einige Fotos müssen dann noch mit dem Krantor im Hintergrund geschossen werden. Unsere Stadtführerin ‚Ilona‘ war ein Glanzpunkt, wie sie Wissen und Lebenserfahrung zu einem Gesamtpaket zu schnüren verstand.
Entgegen Ankündigung legt der Kapitän schon eine halbe Stunde früher ab. Die ersten Papiere und Informationen für das Reiseende liegen auch schon in der Kabine. Noch einmal ziehen wir los, in der Hoffnung ein gemütliches Plätzchen für unseren Schlummertrunk zu finden. Ein vergebliches unterfangen – auf der AIDA herrscht Partystimmung bis in die letzten Winkel. Vor uns liegen noch 848 km (458 sm) bis Hamburg.
15.07.2017 3. Seetag (Nord-Ostsee-Kanal).
Sonne 05:05 – 21:45 Uhr. Noch einmal Zeit für einige entspannende Stunden auf dem Pooldeck. Noch einmal Zeit für einen Campari-Orange. Noch einmal Zeit, um Tagebuch-Eintragungen zu ergänzen. Na ja, auch die Abrechnung der Nebenkosten ist fällig. Lange liegen wir dann in Kiel-Holtenau vor dem Eingang zum betriebsamen Nord-Ostsee-Kanal. Um 15:30 Uhr nimmt die AIDAcara Fahrt auf und steuert auf die Eingangs-Schleuse des Kanals zu. Interessant, auf diesem schmalen ‚Seeweg‘ quer durch Schleswig-Holstein zu schippern. Wie am letzten Tag einer jeden Reise, auch gepackt muss noch werden, schließlich sollen morgen früh die Koffer vor der Kabine stehen.
16.07.2017 Hamburg.
Als wir morgens aufwachen, liegt die AIDAcara schon am Pier in Hamburg. Für 07:00 Uhr ist ein letztes Frühstück im Restaurant Calypso angesagt. Unser Gepäck steht nicht mehr vor der Kabinentür, als wir vom Frühstück zurück kommen. Kurz nach 08:00 Uhr wird das Schiff freigegeben und wir können von Bord. Vor dem Terminal steht ein Shuttlebus bereit, der uns (1. Klasse-Gäste kostenlos) direkt zum ZOB in der Nähe des Hauptbahnhofs bringt. Um 11:00 Uhr startet der Intercity nach Süden. Als wir pünktlich um 13:00 Uhr in Göttingen ankommen, liegen für die letzten 25 Kilometer weitere zwei (2) Stunden vor uns, ehe wir endlich die heimatliche Wohnungstür aufschließen – Nahverkehr, Schienenersatzverkehr, kein Taxi am Bahnhof (es fahren ja keine Züge).