Senioren erleben ein Wintermärchen
Wir wandern immer noch bei Schnee und Eis. Wir müssen keinem etwas beweisen, nur uns selbst - nämlich unsere ungebrochene Lebenslust. Dass wir dazu den Aufenthalt im Thermalbad einbeziehen, ist halt unsere Art, uns vom Urlaub zu erholen.
Eierflip in Südtirol und Eisen-Säuerling im Unter-Engadin
Winterwandern in Schnee und Eis (2019)
Obereggen am Latemar/Südtirol
Ja, schaffen wir das denn noch? Diese Frage stellen wir uns alljährlich, wenn wir bei der Abreise aus unseren Urlaubsorten fürs nächste Jahr eine Reservierung vornehmen. Auch dieses Jahr haben wir das Gefühl, dass es noch reicht. Wir sind gesund und voller Vorfreude auf unsere Winter-Paradiese von einst. So sitzen wir erwartungsvoll am 23. Februar im Wagen auf der Fahrt gen Süden.
Überraschenderweise ist der Betrieb auf der A7 erträglich. Ohne größere Verzögerungen landen wir nach fünfeinhalb (5,5) Stunden inklusive der obligatorischen Fahrerwechselpausen und einer ausgedehnten Mittagspause für den schon seit Jahren üblichen Zwischenaufenthalt in unserem vorbestellten Hotel, diesmal allerdings in Bad Tölz. Es ist ausreichend Zeit für einen Bummel auf der Isar-Promenade, bevor wir im Restaurant “Inder Bollywood” zu einem leckeren indischen Abendessen einkehren.
Da im Hotel Leonardi schon ab 07:30 Uhr Frühstück serviert wird, kommen wir sehr früh wieder in unser treues Gefährt. Unsere Fahrt geht am Achensee vorbei auf die #171 auf der rechten Inn-Seite, der wir bis Innsbruck folgen . In Innsbruck passieren wir die Berg-Isel-Sprungschanze, an der wegen einer Veranstaltung reger Betrieb herrscht, und erreichen die Bundesstraße #182 hinauf zum Brenner. Um 12:30 Uhr sind wir an unserem Endziel – Obereggen am Fuße des Latemar. In der Tourist-Information holen wir gleich für den ganzen Aufenthalt die geeigneten und ausreichenden Tickets für die Seilbahnfahrten der nächsten zehn Tage. Zimmer ist auch fertig, wir können sofort unser Gepäck ausladen. Mit Kaffee und Tee verzehren wir unseren letzten Reiseproviant. Wanderstiefel an und los geht‘s hinauf zur Lanerhütte zum Begrüßungsdrink auf der Terrasse hier oben auf 1.830 Metern. Wie gut, dass wir gleich die richtigen Bergstiefel angezogen haben. Der Wanderweg zurück ins Hotel ist stark vereist und nicht optimal gestreut. Heil überstehen wir jedoch den ersten ‚Testlauf‘ und können uns das Abendessen schmecken lassen.
Von unserem Hotelzimmer aus - Am Fuße des Latemar in Obereggen © 2019 Bernd Runde
Die Sonne geht hinter dem Latemar auf und bestrahlt die Bergspitzen von Schwarzhorn und Weißhorn; es kündigt sich ein einzigartiger Wandertag an. Nach dem Frühstück sind wir dann auch sofort unterwegs zur Seilbahn und lassen uns hinaufbringen zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tagestour. Mal sehen, wie weit uns die Füße tragen? Zweimal kreuzen wir die Absam-Maierl-Pisten, zunächst durch einen finsteren Tunnel und ein zweites Mal im vorsichtigen Tastschritt zwischen den mehr oder weniger sicher auf den Brettern stehenden zu Tal zischenden Skifahrern hindurch. Das erste Etappenziel ist erreicht, die Hütte ‚Weigler Schupf‘. Jagertee und Eierflip, man nennt ihn hier ‚Bombardino‘ sind unsere Standard-Begrüßungsdrinks. Muntere Unterhaltungen fliegen auf der Terrasse von Tisch zu Tisch. Die Zeit verrinnt wie im Flug. Zeit also, um auch das Lieblings-Hüttenessen zu ordern – Röstkartoffeln mit Speck und Spiegelei gibt es nirgendwo anders so lecker zubereitet. So, frisch gestärkt, können wir den zweiten Teil der Tour in Angriff nehmen. Leider machen sich in unseren Köpfen schon die möglichen Strapazen des Rückwegs breit. Für den ersten Tag reicht das bisher erreichte. Wir drehen um und treten den Rückweg an. Dass dieser Entschluss richtig war, merken wir, als auch der vereiste Abstieg von der Lanerhütte hinter uns liegt.
Auf dem Weg zur Laner Hütte © 2019 Bernd Runde
Dienstag, heute soll es aber klappen. Eine kleine Aktivitätsänderung soll unsere Psyche positiv stimmen – wir beschließen, sowohl Auf- wie auch Abfahrt der jeweiligen Tagesetappe mit der ‚Ochsenweide‘-Seilbahn zu bestreiten. Wieder geht es dann weiter auf direktem Weg von der Lanerhütte bis zur Weigeler Schupf. Nach dem Stärkungsdrink brechen wir sofort auf zur zweiten Etappe. Es ist wie in früheren Zeiten, ohne besonderen Vorkommnisse erreichen wir die ‚Ganischger-Hütte‘. Nach kurzer Begrüßung von Walter, dem Hüttenwirt, den wir nunmehr 41 Jahre kennen, lassen wir uns windgeschützt auf der Terrasse nieder. Gemüsesuppe mit Einlage heißt unser kleiner Mittagsimbiss. Vom Reiterjoch her weht uns ein eisiger Wind ins Gesicht, als wir den Rückweg antreten. Wie gut der Beschluss ist, auch den Abstieg von der Laner mit technischer Unterstützung in Angriff zu nehmen, Wird uns so recht bewusst, als wir im Hotel ankommen. Der Weg vom ‚Platzl‘, dem Skisport-Zentrum von Obereggen, durch den aufgewühlten losen Schnee des Haushangs hinauf zu unserem Hotel, ist als Tagesabschluss noch Strapaze genug.
Ein schöner Tag geht zu Ende © 2019 Bernd Runde
Der Tag hat schließlich noch einen weiteren Höhepunkt parat. Heute steht ‚Hüttenabend auf der Laner‘ als Abendessen auf dem Tages-Programm. Nach einem Begrüßungsdrink an der Hotelbar, heißt es also noch einmal zur Talstation der ‚Ochsenweide‘-Kabinenbahn zu marschieren. Auf der Laner wird dann ein reichhaltiges Abendessen serviert. Munter plaudernd werden die Pausen zwischen den einzelnen Gängen überbrückt. Eine gute Idee, um den Gästen des kleinen Familienhotels Gelegenheit zu geben, sich etwas näher zu ‚beschnuppern‘. Den Rückweg von der Hütte ins Hotel kann sich jeder nach Belieben gestalten. Je nach Kondition geht es abwärts mit den Skiern auf der beleuchteten Piste, mit dem Schlitten auf der ebenfalls beleuchteten Rodelbahn, zu Fuß auf dem Wanderweg oder, so wie wir es tun, mit der Kabinenbahn. Extra-Service des Hotels, von der Talstation fährt ein ‚Shuttle‘-Bus im Pendelverkehr zum Hotel. Als wir auf diesen Bus warten, hält plötzlich ein Pkw, „wollt Ihr mit?“, es ist Hans, der Seniorchef des Hotels. Natürlich wollen wir, kommen wir so doch schneller ans Lagerfeuer, das den Hotelgarten erleuchtet und an den zum Ausklang des Tages servierten Glühwein. Es folgt noch eine ausgelassene Stunde, ehe sich die Gesellschaft so langsam zurückzieht.
Herrliche Fernsicht vom Oberholzer aus 2.096 Metern Höhe © 2019 Bernd Runde
Mittwoch. Der Blick zum Himmel verspricht einen weiteren trockenen Tag. Wir werden den höchsten Punkt der Obereggener Umgebung ansteuern. Der Sessellift bringt uns direkt hoch zum Oberholzer Bergrestaurant auf 2.096 Meter Höhe. Das einzigartige Bergpanorama hier oben, lockt mich mit der neuen Video-Kamera in alle erreichbaren Ecken. Zum Abschluss lassen wir dann bei Jagertee, Eierflip und einer kräftigenden Suppe noch ein Weilchen die Seele baumeln. Der Wanderweg zurück ist genau dass, was wir hier in den Bergen suchen – Ruhe und entspannende Erholung. Wie gut, dass wir immer die Wanderstöcke dabei haben. Die letzten ca. 500 Meter erfordern volle Konzentration. Es geht über einen total vereisten Trampelpfad abwärts zur Lanerhütte. Volle Konzentration ist erforderlich, aber letztendlich packen wir auch diese Herausforderung. Trotz dieser zusätzlichen Strapazen lassen wir es uns nicht nehmen, zum Abschluss den Haushang direkt hoch zu steigen. Ab 13:30 Uhr siten wir dann bei Kaffee und Tee auf unserem Balkon und genießen die warme Nachmittagssonne.
Ein Ausflug ins Fleimstal – Val de Fiemme – gehört zum festen Bestandteil unseres Winteraufenthalts in Obereggen. Am Donnerstag geht es mit dem Auto also hinauf zum Lavazé-Pass. Oh, welches Chaos, hier hat der vorweihnachtliche Orkan heftig gewütet. In Cavalese finden wir eine Parknische an gewohnter Stelle am Ortseingang. Wir gehen auf Suche nach einer neuen Skihose, da ich aus der altgedienten doch tatsächlich herausgewachsen bin. Leider ist die Suche nicht von Erfolg gekrönt. Also geht es weiter dem eigentlichen Ziel dieses Ausflugs entgegen. Auch in Moena finden wir gleich einen Parkplatz an gewohnter Stelle. Am Ufer des ‚Torrente Avisio‘ wandern wir stadteinwärts. Das Caffé Moena ist unser Ziel. Ohne ‚due espressi lungi‘ können wir den Stadtbummel nicht beginnen. Es ist immer die gleiche Runde, die wir hier drehen: Souvenirladen, der künstliche Eisberg im Fluss, Marktplatz. Heute haben wir noch ein anderes Ziel, die neue Skihose. Tatsächlich werden wir hier im größten Sportgeschäft des Ortes fündig – genau, was wir suchen und das zum halben Preis. Gute Stimmung verlangt nach besonderen Einfällen. In einem Straßencafé am Hotel Faloria direkt im Ortszentrum lassen wir uns zu einem Prosecco nieder. Einzigartig die Atmosphäre. Zu unseren zwei Prosecco werden sogar noch Tappas serviert – alles zu € 6,00. Bei der Weiterfahrt landen wir dann in völlig unbekannten Orten. Da stimmt doch was nicht? Umdrehen! Tatsächlich, ist doch genau an unserer Abfahrt in Vigo di Fassa eine Großbaustelle eingerichtet, die alle Wegweiser verdeckt. Nun aber hinauf nach Karersee. Im Restaurant ‚Hennenstall‘ kehren wir, wie alle Jahre, zum Mittagessen ein. Es ist inzwischen 13:30 Uhr geworden. Rund um den Hennenstall und auf der Terrasse herrscht Klamauk-Stimmung, es ist Weiberfastnacht. Ein freies Plätzchen finden wir nur drinnen. Auch nicht schlimm, so kann man die einzigartige Atmosphäre dieses Hauses gut genießen. Mit Entsetzen stellen wir bei der Weiterfahrt fest, dass die Orkanschäden hier oben rund um den Karersee noch erheblich verheerender sind, als alles was uns bisher unterwegs zu Gesicht kam.
Verheerende Waldschäden nach einem Orkan im vorigen Jahr © 2019 Bernd Runde
Wieder im Hotel, genießen wir den Anblick von Schwarzhorn, Weißhorn und des Latemar-Massivs im nachmittäglichen Sonnenschein. Leider ist das Sonnenlicht auf unserem Balkon noch so intensiv, das an ein Arbeiten am PC draußen wegen der Helligkeit nicht zu denken ist. Ich werde also meine Tagebuch-Notizen und die Sicherung der Fotos und Videos auf den Abend verschieben, Sonnenschein hat absolute Priorität.
Vor dem Frühstück sah es noch ganz nach einem weiteren Sonnentag aus. Eine Stunde später, es ist 09:30 Uhr, als wir die letzte noch ausstehende Tagestour unter die Stiefel nehmen, hat sich der Himmel zugezogen. Es ist aber noch trocken. Auf der Weigler Schupf kehren wir natürlich zum Standard-Vormittagsdrink ein. Auch heute sitzen wir wieder auf der Terrasse. Um allerdings bis zum Mittag im Freien zu bleiben, erscheint uns die Zeit doch recht lang. Den ursprünglichen Plan ändern wir und brechen von hier aus direkt auf zur Maierl Alm (2.037 Meter). Dort angekommen, holen wir uns die erste Hälfte des Mittagsimbisses. Es gibt nur eine Gemüsesuppe mit Würstel für mich. Erst auf dem Rückweg kehren wir noch einmal im Weigler Schupf ein. Christa bekommt dort dann endlich ihre Röstkartoffeln mit Speck und Spiegelei. Zum ungeahnten Hindernis gestaltet sich die Passage der Oberholzer-Abfahrt kurz vor der Ochsenweide-Bergstation. Christa findet trotz Wanderstöcken und gutem Profil ihrer Bergstiefel keinen Halt auf der stellenweise sehr glatt gehobelten schrägen Piste. Mit fremder Hilfe schaffen wir diese unangenehme Passage.
Die Sonne hat uns verwöhnt © 2019 Bernd Runde
Ja, sie ist vorbei, die Woche Südtirol. Als Abschiedswanderung machen wir noch einmal die kurze Tour bis zur Weigler Schupf. Der Nachmittag gehört der Versorgung des Gepäcks. Bei der Abrechnung entschließen wir uns, auch für 2020 eine Reservierung vormerken zu lassen, allerdings eine Woche früher als üblich, da wir sonst voll in den Faschingstrubel geraten würden. Nach dem Abendessen sitzen wir noch ein Stündchen mit unseren unmittelbaren Tischnachbarn in der Hausbar beim Abschiedstrunk.
Scuol im Unter-Engadin/Schweiz
In Zernez erreichen wir das Engadin © 2019 Bernd Runde
Ganz ohne Hektik gestalten wir auch diesen Morgen. Frühstück in aller Ruhe. Die Osnabrücker Tischnachbarn sind schon entschwunden. Wir brechen um 09:30 Uhr bei strahlend blauem Himmel auf. Über Bozen und Meran geht es weiter durch den Vinschgau. Bei Taufers überqueren wir die Grenze zur Schweiz. Nach einem kurzen Einkaufs- und Tank-Stopp fahren wir durch tief verschneite Hochgebirgslandschaft weiter. Über den Ofenpass und dann durch den Schweizer Nationalpark erreichen wir nach zwei (2) Stunden Zernez. Hier ist der obligatorische Aufenthalt im Hotel Selva fällig. Dass wir allerdings draußen auf der Terrasse sitzen können, ist eine Neuerung auf dem Weg in die Schweiz. Nach dem Essen ist es dann nur noch ein Katzensprung bis nach Scuol im Unter-Engadin. Nachdem das Gepäck versorgt und das Auto in der Tiefgarage abgestellt ist, brechen wir noch zu einen kleinen Stadtbummel auf. Wenn die Autofahrt auch nur kurz war, etwas die Beine vertreten kann ja nicht schaden.
Blick über Scuol und das Inntal © 2019 Bernd Runde
Leicht bewölkter Himmel begrüßt uns am nächsten Morgen. Die Berge sind in einen leichten Dunstschleier gehüllt. Gut geschlafen treibt uns der Tatendrang recht zeitig zum Frühstück. Dann folgt die Erholungsphase nach den ‚Stapazen‘ der Vorwoche. Das ‚Bogn Engiadina‘, das Scuoler Thermalbad, soll uns wieder neue Lebensgeister einhauchen. Es ist ein Hochgenuss, hier im Freien, angesichts der tiefverschneiten Hochgebirgslandschaft, zu spüren wie das heiße Wasser dem Körper neuen Schwung verleiht. Außenbad, Innenbad, Entspannungsbad, Wechselbäder vom Heißbad ins Eisbad – es tut wirklich gut. So gestärkt brechen wir nach einer halbstündigen Pause in Ruheraum und dem Genuss einiger Becher “Eisen-Säuerling” aus der Heilquelle, zu unserer ersten Wanderung auf. Der Dorfbus (kostenfrei) bringt uns zur Talstation der Kabinenbahn ‚Motta-Naluns‘, von dort geht es hinauf auf 2.146 Meter. Nach einstündiger Wanderung landen wir nach 1,9 Kilometern dann im Bergrestaurant Prümaran Prui. Kurzer Aufenthalt mit einer geschmackvollen Gulaschsuppe und es geht wieder zurück. Es ist schon ein Unterschied, ob man die Strecke in der anderen Richtung angeht. Im welligen Gelände sind die 99 Meter Aufstieg nicht zu verachten, schließlich geht es nur 10 Meter bergab. Ins Tal bringt uns wieder die Gondel. Vom Bahnhof Scuol-Tarasp geht es mit dem kostenlose Skibus zum Hotel. Bei einem kurzen Einkaufsbummel decken wir uns mit dem nötigen Mineralwasser und einem Stück herzhaften Bergkäse für den Nachtimbiss ein. Zur Kaffeepause finden wir uns in der Hotelhalle ein. Die kleinen kostenlosen Kuchenleckereien sind sehr verlockend. Um 18:00 Uhr ist dann noch ein kurzer Begrüßungsumtrunk der Hotelleitung mit einem Gläschen Sekt.
Auf dem Höhenweg nach Prui © 2019 Bernd Runde
Dienstag. Nach der morgendlichen ‚Standard‘-Prozedur warten wir wieder auf den Bus zur Seilbahn. Es weht ein eisiger Wind oben in der Höhe, als wir bei strahlendem Sonnenschein und fast wolkenlosem Himmel den geliebten Höhenweg unter die Stiefel nehmen. Nach einstündiger Wanderung legen wir, diesmal für eine Blumenkohlcreme-Suppe, eine kurze Pause auf der Prui-Hütte (2.060 m) ein. Danach nehmen wir den 3,9 Kilometer langen Abstieg hinunter nach Ftan, mit immer wieder wechselnden Ausblicken ins Tal und auf die gegenüber liegende Talseite mit den imposanten Bergriesen des Schweizer Nationalparks und Schloss Tarasp, in Angriff. Einzigartig diese Tour, die 430 Meter Höhendifferenz überwindet. Von Ftan bringt uns der Postbus zurück nach Scuol.
Abstieg ins Inntal nach Ftan © 2019 Bernd Runde
06.02.2019. Den Tag wollen wir recht geruhsam gestalten. Das Hauptaugenmerk richten wir heute allerdings auf einige interessante Fotos und Videos vom Thermalbad und unserer morgendlichen Badeprozedur. Nach Frühstück und Therme stürzen wir also nicht gleich zur Bushaltestelle. Gegenüber befindet sich die Pizzeria ‚Allegra‘. Wir wissen, dort gibt es einen exzellenten Espresso. Also erklären wir kurzerhand den heutigen Morgen zum vorgezogenen Espresso-Samstag. Es sitzt sich recht gemütlich hier mit Blick auf die umliegende Bergwelt. Diesen Morgen muss man verlängern. Es folgt also auch noch ein Gläschen ProSecco. Beschwingt starten wir danach zur Auffahrt nach Motta-Naluns auf 2.146 Meter. Die Wanderung beenden wir dann in Prui mit Gerstensuppe und einem Glas ‚Veltliner rot vom Fass‘. Bei der Rückfahrt erwischen wir wieder den Bus #1, der den ganzen Ort abklappert.
Genuss pur - Der Morgen im Thermalbad © 2019 Bernd Runde
Donnerstag. Das war allerdings nicht zu erwarten. Tief hängen die Wolken im Tal. Die Berggipfel verhüllen ihr Haupt. Also werden wir alles noch langsamer und geruhsamer angehen lassen. Als wir dann zum Start der Tagesaktivitäten vor die Tür treten, bezweifeln wir, das es ein erfolgreicher Tag werden wird. Also gibt es wieder eine ‚Espresso-Einkehr‘ und anschließend einen Rundgang durch das angrenzende Einkaufszentrum. Der Blick aus dem Fenster des Restaurants offenbart jedoch noch schlimmeres, es gießt inzwischen in Strömen. Also schnell in die Tiefgarage und den großen Familienschirm aus dem Auto geholt. In der Höhe, es zeichnet sich schon bei der Bergfahrt ab, hat sich der Regen allerdings in dichtes Schneetreiben verwandelt. Es liegen aber auch schon mehr als 10 cm Neuschnee hier oben. Wir begnügen uns mit dem Versuch, eine Wanderung zu starten. Die Fahrt talwärts ist allerdings noch ein gefundenes Fressen für Foto und Video.
Da kündigt sich was an - Wolken verhüllen die Berggipfel © 2019 Bernd Runde
Freitag. Wie am Vortag starten wir ganz besinnlich unser Tagesprogramm. Dann schieben wir noch eine kleine Programmänderung ein. Christa zieht los zu einem gemütlichen Schaufenster- und Geschäftsbummel. Ich benötige noch einige Bilder von rätoromanischen Gebäuden und die befinden sich in ausgesprochen malerischer Ausprägung im Dorfzentrum, dem sogenannten ‚Platz‘. Nach der anschließenden Seilbahnauffahrt wandern wir nur die halbe Strecke bis Prui und genießen den Sonnentag auf einer der windgeschützten Banken am Höhenweg.
Der Regen wandelt sich zu dichtem Schneefall in der Höhe © 2019 Bernd Runde
Es ist der 09. März, Samstag. Die Wettervorhersage prophezeit nichts gutes. Wetter schreckt uns aber nicht. Wir werden auch am letzten Tag unser komplettes Programm durchziehen. Nach dem ausgiebigen Frühstück pflegen wir uns allerdings wieder sehr ausgiebig in der Therme. Es ist Sonnabend, das heißt zuhause ‚Presso‘-Tag, ob bei Toni oder in der Schweiz, das spielt doch keine Rolle. Also sitzen wir um 10:30 Uhr im ‚Allegra‘ und genießen einen geschmackvollen Espresso. >Da fehlt doch was?< Natürlich, ein Abschied ohne dass wir auf die gelungenen Tage anstoßen, wäre unvollständig. Das tun wir dann mit einem Gläschen ProSecco. Danach geht es hinauf in die Höhe. Von Motta wandern wir durch bis Prui. Dort findet ein Weltcup-Rennen der Snowboarder statt. Allerhand Trubel. Auf der Hütte finden wir aber noch zwei freie Plätze. Es ist wettermäßig wieder ein großartiger Tag. Die Sonne bricht immer wieder durch die Wolken und verbreitet eine malerische Stimmung. Ausgelassen wandern wir zurück. Im Hotel wartet dann die zu jeder Reise gehörende ‚Pack‘-Prozedur. Für die Heimreise haben wir uns für die Route über Sasbachwalden im Schwarzwald entschieden – Flammkuchen gehört als Urlaubsabschluss einfach dazu. So kaufe ich im Hotel noch einen preisreduzierten Gutschein für die Autoverlade Verreina, rechne ab und alles fertige Gepäck wandert in die Tiefgarage. Fürs nächste Jahr lassen wir unser Zimmer gleich wieder reservieren.
Noch einmal genießen wir den Weg nach Prui © 2019 Bernd Runde
Am Sonntag steht nur noch die Heimfahrt auf dem Programm. Es dauert nur eine halbe Stunde mit dem Autozug vom Engadin nach Davos, dann rollen wir auch schon von Davos aus in Richtung Chur. Über Zürich erreichen wir bei Lörrach die deutsche Heimat. Dann ist es nicht mehr weit zu unserer zentralen Anlaufstelle im Mittel-Schwarzwald, Sasbachwalden. Leider häufen sich, seit wir in Deutschland sind, die Hiobsbotschaften des Wetterdienstes und der Verkehrsdurchsagen. Über dem ganzen Land tobt ein Orkan. Dennoch, wir kommen unbeschadet in die Heimat. Getrübt wird unsere Freude allerdings doch noch. Unsere Jubelrufe ‘Wir sind durch’, als wir die heimatliche AB-Abfahrt hinter uns haben, erhält einen argen Dämpfer. Zwei Kilometer vor dem heimatlichen Hof verhindert ein umgestürzter Baum bei Bonaforth ein Weiterkommen. Die Feuerwehr ist allerdings schon vor Ort.
Ein Baum bremst unsere Fahrt kurz vor der Heimat © 2019 Bernd Runde