Reisetagebücher

Bernd Runde

1986 - Unsere erste Erkundung Australiens führt uns durch Queensland und nach Sydney

Die erste von insgesamt sieben (7) Australienreisen auf denen wir - meine Frau und ich - den roten Kontinent ausgiebig erkundet haben. Eine organisierte Busreise an der Ostküste von Cairns bis Sydney zur Einstimmung auf Australiens Osten.


Queenslands Küste und N.S.W. (1986)

Unsere Routen in Queensland Unsere Routen in Queensland (1986 + 2007) © 1986-2016 Bernd Runde

Vorwort aus meinem Tagebuch

10:00 Uhr, Flughafen Frankfurt. Es ist soweit, wir fliegen!!!! Von Frankfurt ist es nur ein 35-Minuten-Hüpfer, um Zürich, den Ausgangspunkt unseres “round-the-world”-Fluges, zu erreichen. Neun Stunden nachdem wir aus den Federn gekrochen sind, startet die DC 10 gen Osten - denken wir. Durchs Kabinenfenster versuche ich, die Alpen auszumachen, ohne Erfolg. Erst die Durchsage des Flugkapitäns bringt die Erklärung: wir fliegen über Prag, Warschau und Moskau. Hinter dem Ural, in Kasachstan, schwenkt die Maschine erst nach Süden, um über Samarkand und Kabul den Himalaya südlich zu umfliegen. Hoffentlich findet der afghanische Krieg nicht gerade in unserer Flughöhe statt. Es müssen wohl die günstigen Winde sein, die den Anlass für diese Flugroute geben.

So setzen wir dann auch schon eine Stunde früher als geplant in Bangkok zur Zwischenlandung an. 11 12 Stunden sind wir in ca. 10 km Höhe mit knapp 1000 km pro Stunde geflogen. Es ist 13:20 Uhr, als wir zur Landung ansetzen, aber erst 6:20 Uhr, als die Maschine auf der Piste aufsetzt. 5 Stunden sind wir der Morgensonne entgegengeflogen. Eine Stunde Aufenthalt, dann folgt ein 2-Stunden-Hüpfer zum Äquator.

Singapur empfängt uns für einen 12-stündigen Zwischenaufenthalt. Nach reibungsloser und zügiger Erledigung aller Formalitäten sitzen wir im Bus der Linie 390 und sind in kurzer Zeit im Herzen einer quirligen asiatischen Metropole. Orchad Road steigen wir aus. Die folgenden 6 Stunden strolchen wir zu Fuß kreuz und quer durch die City. Hauptverkehrsadern, die zu überqueren lebensgefährlich ist, einsame Seitenstraßen, kleine Parks, - wahre Oasen der Besinnung inmitten einer brodelnden Weltstadt -, Chinatown und der Hafen sind die Stationen auf unserem weiteren Weg. Chinatown, leider ist nicht mehr viel davon übrig, wurde dem Aufbau modernster Hochhäuser geopfert. Einige Reste werden jetzt touristenwirksam restauriert. Schade. Echt chinesisch ist das Essen im “By Denny’s”. Rätselhaft eigentlich nur, wie all die Geschäfte mit ihren Billigangeboten - es gibt nichts, was es nicht gibt - leben und überleben. Auch ich erweitere meine Fotoausrüstung. Auf die Anfertigung eines Maßanzuges verzichte ich lieber, sonst sitze ich womöglich noch bei der Anprobe, wenn unsere Maschine schon dem eigentlichen Ziel unserer Reise entgegenfliegt; schließlich wollen wir nach Australien und nicht nach Singapur. Es wird nämlich Zeit, zum Flughafen zurückzukehren. Quantas 062 startet pünktlich um 22:05 Uhr.

Draußen herrscht pechschwarze Nacht. Da nützt auch angestrengtes Hinstarren nicht, es ist nichts zu sehen. Wir setzen in Darwin zur Landung an, und der fünfte Kontinent hüllt sich in Dunkel. Es waren noch einmal 4,5 Stunden, der Katzensprung von Singapur herüber. Gern würden wir uns etwas die Beine vertreten, ehe es weitergeht. Aber nicht jeder darf in Australien das Flugzeug verlassen. Insekten z.B. sind hier absolut unerwünscht. Jeder Versuch, sich diesen gesetzlichen Bestimmungen zu entziehen, wird rigoros unterbunden. Wie? Durch Desinfektion des gesamten Flugzeuginhalts. Alle Handgepäckablagen werden geöffnet, und gemessenen Schrittes bewegen sich zwei ‘ältere Pfadfinder’ in khakifarbenen kurzen Hosen, in jeder Hand eine Spraydose, mit einem erst am Ende des Ganges verstummenden Zschzschzsch … durchs Flugzeug. Das Ganze muss dann ca. 20 Minuten auf Mensch und Material einwirken, ehe die Luken endlich geöffnet werden. Der hustende und fluchende Inhalt der Maschine ergießt sich aufs Rollfeld.

Schon 1 Stunde nach der Landung rollt die Maschine wieder zum Start. Nächstes Ziel ist Townsville an der australischen Ostküste. Ob der Schlaf in kleinen Dosen wirklich gereicht hat, werden wir wohl erst im Laufe des Tages merken. Wir sind erst eine gute Stunde in der Luft, als um 06:30 Uhr der Himmel beginnt, sich rot zu färben. Der gesamte Horizont wird vom Licht der aufgehenden Sonne überspannt. Eine halbe Stunde lang variiert die Farbe des Firnaments in allen Rottönen. Die Farben werden immer intensiver, bis der Sonnenball über den Horizont steigt, alles in gleißendes Licht taucht und die Farben auslöscht.

Aus der Vogelperspektive hatten wir nicht den Eindruck, dass Townsville einen Abstecher lohnen würde, und so verbringen wir die Wartezeit bis zum Weiterflug nach Cairns in einem harten Flughafensessel des alten Abfertigungsgebäudes, zum Teil in erholsamem Tiefschlaf. Aus der vagen Andeutung des “liebenswerten” Ansettpersonals, ‘der Flug wird wohl einige Minuten Verspätung haben’, entwickelt sich eine 1-stündige Verspätung. Am dritten Tag nach dem Start in Deutschland haben wir dann endlich um 13:20 Uhr den eigentlichen Startpunkt unserer Reise erreicht - Cairns -.

Wenn man bei uns über Australien spricht oder eine Reise dorthin plant, dann denkt man meistens an Sydney, das Outback, vielleicht noch an Ayers Rock und natürlich an Kängurus, Koalabären, die gar keine Bären sind und an Schafe. Wir haben uns einen anderen Zipfel Australiens ausgewählt: Queensland, vor dessen Küste eines der letzten Paradiese dieser Erde liegt, das ‘Große Barriere Riff’.

‘Ausspannen, genießen und verwöhnen lassen’ haben wir bei der Planung als die wesentlichen Bestandteile dieser Reise ins Auge gefasst. Also kein Mietwagen und kein Campmobil - mit dem Reisebus wollen wir die Reise entlang Queenslands Ostküste zwischen Cairns und Brisbane genießen. Wie wir später feststellen, eines der beliebtesten Reiseziele auch der Australier während des Winters.

Bis hierher hatten wir ja noch wenig Gelegenheit, etwas typisch australisches kennenzulernen. Da waren zunächst nur die sprühenden Pfadfinder, die sich später als die Zöllner des Landes entpuppten, und das unfreundliche Personal der Fluggesellschaft ‘Ansett’ in Townsville. Die nächsten Minuten offenbaren uns jedoch etwas, das wir auch im weiteren Verlauf der Reise als typisch australisch kennenlernen sollten, eine unbeschreibliche Hilfsbereitschaft gegenüber jedermann.

Wer uns alles geholfen hat, am Flughafen festzustellen, wo denn nun der uns versprochene Abholer ist, das war schon erstaunlich. Hier springt dann auch das erste mal dieser Funke der Sympathie über. Ich gehe zum Schalter der Inlandsfluggesellschaft Ansett, der als Treff- und Sammelpunkt in den Reiseunterlagen angegeben ist. Kein Abholer weit und breit. Ich wende mich an einen Ansett-Bediensteten, der dann, obwohl er mit meiner Reise absolut nichts zu tun hat, aktiv wird. Kollegen fragen, telefonieren, ‘sorry’, keiner weiß etwas. Auch zum Schalter der Überlandbusgesellschaft schickt er uns nicht einfach, nein, er begleitet uns dorthin. Mit etwas Verspätung taucht er dann auf, der Bus der ‘Australian Pacific’ und der dazugehörige Fahrer Rod (Steward).

Wie sich herausstellt, kommt die Reisegesellschaft aus allen Teilen Australiens. Sie haben alle eine mehr oder weniger lange Anreise hinter sich. Nach dem Lunch gibt es deshalb erst einmal einen freien Nachmittag zur Anpassung an Zeit und Klima. Die Dusche nach drei Tagen Reise ist ein Genuss und der anschließende Schlaf nicht minder. Nach dem Dinner sitzt man dann noch ein bisschen zusammen, um sich bekannt zu machen. “Ich heiße Irving, und das ist meine Frau Margaret, wir kommen aus Adelaide. Es ist schön, Deutsche zu treffen, die sich für Australien interessieren. Wo kommt ihr her?” “Wir kommen aus Hannoversch Münden.” “Wo liegt das?” “Zwischen Kassel und Göttingen. Bekannt? Nein? Dann zwischen Frankfurt und Hannover.” “Ja, davon haben wir schon etwas gehört.” So fangen fast alle Gespräche an, egal, ob die neuen Freunde aus Adelaide, Brisbane, Newcastle oder Darwin kommen.

Reisebericht (12 Tage/ 3.841 km)

Tag 1, 17.08.86 Kreuzfahrt, Green Island, Hasting Reef

Bei wolkenverhangenem Himmel, aber angenehmen Temperaturen, hatte uns Cairns begrüßt. So ist auch das Wetter, als wir am Morgen nach unserer Ankunft mit einem Katamaran zum Besuch der ersten Insel auslaufen. Angelangt auf Green Island, erleben wir jedoch unseren ersten Tropentag im Pazifik. Das Barrier Reef, das sich über 2.000 km vor der australischen Ostküste entlangzieht, ist seit 1937 Nationalpark. Green Island, ist eine der ..zigtausend Inseln vor der australischen Ostküste. Das nur 660 m lange und 260 m breite Eiland zieht uns in seinen Bann. Blendend weißer Strand, kristallklares Wasser, tropische Vegetation und eine fremde Vogelwelt nehmen uns gefangen.

Schwarzer Reiher Schwarzer Reiher (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Natürlich ist im ca. 30°C warmen Wasser auch das erste Bad fällig. Im seichten Wasser der Bucht sieht man vom Anleger große und kleine Fische in allen Regenbogenfarben. Flach über dem Boden fliegen kleine Rochen davon. In uns ist eine Stimmung, die sich kaum beschreiben lässt, man muss sie schon selbst erlebt haben. Wir hatten uns vor der Reise etwas vorgestellt, waren mit einem bestimmten Bild vor Augen hierher gekommen, aber dass es so sein würde - wir sind überwältigt. Schon heute und hier steht fest, es kann gar nicht mehr so schlimm kommen, um dieser Reise negative Züge aufzuprägen. In dieser Stimmung nimmt es natürlich nicht Wunder, dass von dem zum Kauf angebotenen Schmuck aus roter und der seltenen schwarzen Koralle gleich die ersten Souvenirs den Besitzer wechseln.

Insel im Great Barrier Reef Insel im Great Barrier Reef (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Zielstrebig steuert das Doppelrumpfboot dem weißen Strich am Horizont entgegen, das “Äußere Riff” ist unser nächstes Ziel. Am Hasting Reef warten Unterwasserbeobachtungsboote auf uns. Auch ohne den direkten körperlichen Kontakt mit Korallen und Fischen ist es ein einmaliges Erlebnis, durch diesen Unterwasser-Naturpark zu schwimmen. Ein Bad im kristallklaren Wasser rund um unseren Katamaran, umgeben von einer Unzahl herrlich anzusehender Fische, und ein Sonnenbad an Deck, schließen diesen Ausflug ab. Mit 20 Knoten schießt das doppelrumpfige Gefährt durch das seichte Wasser zwischen den bis nah unter die Wasseroberfläche reichenden Korallenstöcken hindurch, elegant und sicher, wie die uns begleitenden Delphine.

Tag 2, 18.08.86 Freshwater Station, mit dem Zug nach Kuranda, Mareeba, St.Moloy, Mossman, Port Douglas

Erst vor einhundert Jahren, als ein Goldrausch durchs Land ging, wurde der erste Spatenstich für eine von der Küste bei Cairns ins Hochland führende Eisenbahn getan. Heute fährt sie nur noch als Touristenattraktion. Von ‘Fresh water Station’ fahren wir in zahlreichen Windungen über riesige hölzerne Viadukte und durch Tunnel, bei englisch- und deutschsprachigen Erläuterungen aus dem Zuglautsprecher, nach Kuranda. Schwer keuchend schleppt die alte Dampflok ca. 10 Anhänger die nicht enden wollenden Steigungen hinauf.

Der Goldgräberzug nach Kuranda Der Goldgräberzug nach Kuranda (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Malerische Ausblicke auf Zuckerrohrplantagen, die Küstenregion und die wild zerklüftete Gebirgslandschaft wechseln sich schnell ab. Inmitten subtropischer Vegetation liegt Kuranda, ein kleines verschlafenes Dorf. Auf dem ‘Tableland’ wird intensiv Land- und Forstwirtschaft betrieben. Teilweise sind in den kleinen Orten noch die alten Gebäude aus der Goldgräberzeit von vor 100 Jahren erhalten. So steht z. B. in Mareeba noch das alte ‘Hotel Royal’ und in St.Moloy die Reste einer Schachtanlage, die mit der Explosion einer Dampfmaschine ihr Ende fand. Sobald man sich jedoch aus dem Talbereich entfernen will, erscheint dies schier unmöglich. Nur die wirtschaftlich nutzbaren Gebiete sind dem tropischen Regenwald abgerungen, und der umgibt noch heute mit seinem undurchdringlichen Dickicht die Kulturlandschaft. Einen kleinen Vorgeschmack auf den Regenwald bekommen wir am Mossman River, wo aus grünbemoosten Bäumen und Baumfarnen der Tau der letzten Nacht tropft, oder auch bei Mission Beach.

Hier fegte vor 6 Monaten ein Zyklon (tropischer Wirbelsturm) über die Küste. Riesige Flächen des tropischen Regenwaldes wurden umgelegt. Baumriesen von mehr als 1 m Durchmesser liegen wie Streichhölzer zerknickt am Boden. Aber schon in der kurzen Zeit seit dem verheerenden Ereignis hat die Natur die schlimmsten Wunden geheilt. Üppig wächst das Unterholz, die gefällten Baumriesen sind von Hirschgeweihgewächsen überwuchert, und Lianen ranken bis in die höchsten Wipfel der stehengebliebenen Baumstümpfe. Nirgends ist dieser Prozess der Selbstheilung der Natur so eindrucksvoll zu beobachten, wie hier im Regenwald.

Tag 3, 19.08.86 Melanda Falls, Milaa Milaa Falls, Lake Barrine, Mission Beach

Wenige Kilometer von Cairns entfernt, nachdem man ausgedehnte Zuckerrohrplantagen passiert hat, steigt die Straße steil an, und mit jedem Kilometer wird der die Straße begleitende Wald dichter. Keine zwei Meter beträgt die Sichtweite in den Wald hinein. Inmitten dieses undurchdringlichen Dickichts liegt ein Kleinod besonderer Art, der Kratersee Lake Barrine. Vom Boot aus, das langsam die Uferlinie entlanggleitet, sind die Eigenarten der grünen Hölle am besten zu studieren. Wildwuchernde Schlingpflanzen versuchen ans Licht vorzustoßen, in allen Astgabeln haben sich Epiphyten eingenistet, und vielfältige Vogelstimmen, von zum Teil nur daumengroßen Sängern, erfüllen das Grün. Auf treibenden Baumstämmen sonnen sich kleine Krokodile, und im Wasser gleiten, zum Greifen nahe, riesige Fische vorbei, als ob sie wüssten, dass sie hier keiner angelt.

Baumfarne im Regenwald Baumfarne im Regenwald (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Große Teile des Regenwaldes,so auch hier, stehen unter Naturschutz. Riesige Weideflächen, unterbrochen von kleinen Talsenken mit Resten des ursprünglichen Regenwaldes und dichter Regenwald, sobald die Straße einige Meter ansteigt und in die Bergkämme und Hügel führt, wechseln sich ab. Die jährlichen Regenmengen können wir nicht abschätzen, da trotz bedecktem Himmel bisher kein Tropfen Regen gefallen ist. Hier oben in Queensland ist der Winter die trockenste Jahreszeit. Aber selbst jetzt führen auch die kleinsten Bäche reichlich Wasser. Über Felsvorsprünge inmitten der subtropischen Vegetation stürzen die Wassermassen dann einige Meter in die Tiefe und bilden kleine Seen, wie bei den Melanda Falls und den Milaa Milaa Falls, die wie Opale das durch die Baumwipfel einfallende Licht brechen und das Wasser in allen Farben des Regenbogens aufleuchten lassen.

Die Millaa Millaa Wasserfälle Die Millaa Millaa Wasserfälle (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Freundliche Menschen überall, wo wir Station machen, in Hotels, Restaurants, auf Farmen, wo wir zum Lunch einkehren. Das setzt sich durch die ganze Gruppe unserer Reisegesellschaft fort. Man ist nicht nur nett und zuvorkommend zueinander, sondern darüber hinaus ernsthaft am Gespräch interessiert. Viele erleben Queensland selbst zum ersten mal und sind so begeistert wie wir, andere sind schon zum wiederholten Mal hier und sind immer noch begeistert. Es macht Spaß, mit ihnen unterwegs zu sein, -Irving und Margaret aus Adelaide, Jack und Elizabeth aus Newcastle, David aus Schottland, Gwenn aus Adelaide, Kathy aus Sydney und all den anderen aus Darwin, Perth, Melbourne usw. Auch ein Ehepaar aus Südafrika ist dabei. Alle sind aufgeschlossen, nett und fröhlich, sind interessiert und erinnern sich teilweise gern ihrer Europa- und Deutschlandreisen.

Ausflüge in die unmittelbare Umgebung von Cairns, hinaus mit dem Boot in die seichten Gewässer des Riffs und Schwimmen, das sind die offiziellen Bestandteile unseres Programms. Es bleibt aber auch genügend Zeit, um mit Land und Leuten in Kontakt zu kommen. So bummeln wir durch die Geschäfte von Cairns auf der Suche nach dem geeigneten Souvenir. Was bietet sich da besser an, als ein in der näheren Umgebung geschürfter Opal? Die Abendstimmung an der Uferpromenade, wenn hunderte uns fremder Reihervögel ihre Schlafbäume anfliegen und sich mit ohrenbetäubendem Lärm die besten Plätze auf den riesigen Eukalyptusbäumen mitten in der Stadt streitig machen, ist so richtig geeignet, vergessen zu lassen, dass auch hier die Welt nicht ganz so heil ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Den Alltag vergessen kann man auch bei einem ausgedehnten Dinner in der alten Bahnhofshalle des zum Restaurant umgebauten Bahnhofs Freshwater Station. Mit dem australischen Rotwein haben wir uns sofort angefreundet. Nach einem solchen Tagesabschluss begleitet uns die frohe Erwartung auf das Kommende, wenn es dann abends heißt: Koffer packen, morgen ist Standortwechsel.

Tag 4, 20.08.86 Dunk Island

Ein Tagesausflug führt uns nach Dunk Island, einer vom Regenwald überwucherten Insel direkt vor Mission Beach. Leider haben wir nicht ausreichend Zeit, um all die subtropischen Geheimnisse der Insel zu erkunden. Der Aufenthalt wird durch ein Barbecue unterbrochen, und wer will schon auf eine Freiluftgrillparty unter Palmen verzichten? Es reicht gerade für einen kleinen Spaziergang entlang dem schmalen Streifen zugänglichen Geländes zwischen Uferstreifen und Regenwald bis zum Muggy Muggy Point, und dann ist auch schon wieder Zeit, den Katamaran für die Rückfahrt zu besteigen.

Dunk Island Dunk Island (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Auch Mission Beach Resort ist wieder ein angenehmer Platz. Bouganville überrankte Bungalows inmitten einer geschmackvoll angelegten Gartenanlage. Ein Bad im Swimmingpool erfrischt uns, bevor es schon wieder ans Kofferpacken geht. Aus dem nahen Urwald erklingt das schallende Lachen des Kookaburra.

Während im Hochland Weide- und Holzwirtschaft vorherrschend sind, wird der küstennahe Bereich intensiv landwirtschaftlich genutzt. Bananen, Tomaten, Ananas, Avokados und natürlich Zuckerrohr beherrschen das Bild. Zur Zeit läuft die Zuckerrohrernte auf Hochtouren. Überall steigen, weithin sichtbar, dicke Rauchschwaden vom Abbrennen der Zuckerrohrfelder auf. Bevor die Erntemaschinen kommen, wird das vertrocknete Blattwerk des Zuckerrohrs abgebrannt. Ein aus der Nähe miterlebter Zuckerrohr-Abbrand vermittelt zunächst den Eindruck einer wütenden Feuersbrunst. Mit explosionsartigem Geknatter fegt eine Feuerwand durch die Plantage, und in Sekunden ist alles trockene Laub entfernt. Alle 100 m kreuzt eine Feldbahn die Straße, auf ihr wird das schon von der Erntemaschine zerhackte Rohr in die Fabrik gefahren. Von und mit dem Zuckerrohr lebt eine ganze Region. Innisfail ist das Zentrum der Zuckerindustrie Queenslands.

Brennendes Zuckerrohrfeld Brennendes Zuckerrohrfeld (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Tag 5, 21.08.86 Tully, Cardwell, im Katamaran durch den Hinchinbrook Channel bis Lucinda, Ingham, Townsville, Magnetic Island

Zuckerrohr, Zuckerrohr so weit das Auge reicht, nur ab und zu unterbrochen von anderer landwirtschaftlicher Nutzung. Das ausgedehnte Schwemmland bietet fruchtbaren Boden für eine reichhaltige und vielfältige Landwirtschaft. Wir fahren über Tully nach Cardwell und von dort mit dem Katamaran durch die Hinchinbrook Passage bis Lucinda, der größten Zuckerrohrverladestation der Welt.

Regenreiche Hinchinbrook Island Regenreiche Hinchinbrook Island (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Der Hinchinbrook Channel trennt die dicht bewaldete Hinchinbrook Insel vom Festland. Unser Boot gleitet durch die teilweise sehr engen Passagen in der Fahrrinne. Dichte Regenwolken hängen über der Insel. Die Baumriesen auf den Berggipfeln kämmen die Feuchtigkeit aus den Wolken, die sich bilden, sobald der feuchtigkeitsgeschwängerte Ostwind auf die Insel trifft. Breite Wasserströme ergießen sich über frei gespülte Felspartien in die Tiefe und versorgen den Regenwald mit der für sein üppiges Wachstum nötigen Feuchtigkeit. Am Bergfuß erstreckt sich ein schmaler Gürtel mit Palmenbewuchs, der dann in einen die ganze Insel umgebenden Mangrovensumpfgürtel übergeht. Eine herrliche Fahrt bei allerdings regenverhangenem Himmel. Wir sind im regenreichsten Gebiet Australiens. 10 bis 12 m Niederschlag im Jahr sollen auf Hinchinbrook keine Seltenheit sein.

Auf der Weiterfahrt über Ingham nach Townsville reißt plötzlich der Himmel auf. Die Sonne brennt vom Zenith, und es ist, als hätten wir eine imaginäre Grenze passiert. Trockenland, Eukalyptuswälder und Savanne bestimmen das Landschaftsbild. Die Zeit bis zur Abfahrt der Fähre von Townsville nach Magnetic Island nutzen wir zu einem Stadtbummel. Dabei stellt sich heraus, dass wir die Stunde nach unserer Ankunft am ersten Tag doch hätten sinnvoller nutzen können. Townsville ist ein ansprechendes kleines Städtchen. Viele Geschäfte locken zum Einkaufen. Wer weiß, ob wir je wieder so schöne Opale finden. Da die Post ganz in der Nähe ist, bietet sich auch die Ergänzung meiner Briefmarkensammlung an. Für ein anständiges Lunch reicht dann allerdings die Zeit nicht mehr, fish’n ships im Stehen am Bootsanleger tun es aber auch. Mit einem ausgezeichneten Dinner und einem Tänzchen zur Klaviermusik eines anderen Australian Pacific Busfahrers beschließen wir den Ankunftstag auf Magnetic Island.

Tag 6, 22.08.86 Picnic-Bay, Horseshoe-Bay, Koala-Park, Biergarten von Arcadia-Bay, Alma-Bay

Für die Australier gilt Magnetic Island als das Paradies schlechthin - steht in allen Prospekten. Es bewahrheitet sich aber auch hier wieder, der eigene Eindruck ist wichtiger. Das einzig paradiesische ist das Wetter. Einige schöne Sandstrände in herrlich gelegenen Buchten machen noch nicht das Paradies aus. Der Koalapark ist auch eine Enttäuschung. Wir haben gehofft, die Tiere in einer natürlichen Umgebung anzutreffen und nicht in kleinen Käfigen und die Kängurus nicht in kleinen eingezäunten Gehegen. Wir sind mit dem Linienbus unterwegs und machen Station an Picnic Bay, Horseshoe Bay, Arcadia Bay und Alma Bay. Haltestellen sind immer dort, wo jemand ein- oder aussteigen will, für den Busfahrer ist das ein ganz gewöhnlicher Vorgang.

Im Koalapark auf Magnetic Island Im Koalapark auf Magnetic Island (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Im Biergarten von Arcadia Bay machen wir Lunch mit Fisch und Ships. Ein Bad in der herrlichen, aber überlaufenen Bucht von Alma Bay versöhnt für die sonst fehlenden Höhepunkte. Mit Bekannten aus der Reisegruppe bummeln wir zurück zum ‘Resort Latitude 19’. Ein Bad im Swimmingpool - mit einem Drink - beschließt den Nachmittag. Spät abends beobachten wir, wie im Schutze der Dunkelheit die zierlichen Opossums ihre Schlafplätze auf den riesigen Eukalyptusbäumen verlassen, sich füttern und natürlich auch fotografieren lassen.

Opossum beim nächtlichen Ausflug Opossum beim nächtlichen Ausflug (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Tag 7, 23.08.86 Townsville (Castle Hill), South Molle Island

Pünktlich steht am nächsten Morgen der Bus vor der Tür, und ab geht’s nach Picnic Bay zur Fähre, die ebenso pünktlich ablegt, zurück nach Townsville. Vom Castle Hill genießen wir einen herrlichen Rundblick über die ganze Stadt, den Hafen und auf das flache Schwemmland des River Ross, das sich bis zu den Bergen der die Küste begleitenden Coast Range im Westen erstreckt. Unsere Fahrt geht weiter gen Süden. Kilometerweit erstreckt sich zwischen Townsville und Prosperpine ein einziger Obst- und Gemüsegarten. Alle Flussbetten, der von der nahen Coast Range zur Küste fließenden Flüsse, sind trocken. Das zur Bewässerung der Plantagen nötige Wasser wird aus tiefliegenden Sandschichten unterhalb der Flussbetten heraufgepumpt. Dem Absinken des Grundwasserspiegels wirkt man entgegen, indem aus den nahen Bergen herangeführtes Wasser zur Anhebung des Grundwasserspiegels in die Erde gepumpt wird. So gedeihen hier Mango, Reis, Tomaten, Melonen, Erdbeeren, Erdnüsse und Kartoffeln.

Dass es aber auch Jahreszeiten geben muss, in denen die Flüsse Wasser führen, kann man an der Straßenbeschilderung ablesen. Ein Verkehrsschild Achtung - Überflutungsgefahr und an der tiefsten Stelle der Straße ein Wasserstandspegel, dienen der Orientierung der Verkehrsteilnehmer. Streckenweise werden aber zur Zeit schon neue Straßen gebaut, die mit Brücken über die Flussbetten führen, so dass in der Regenzeit die Wassermassen nicht mehr zu Behinderungen des Verkehrs führen. An der alten Straße wird nicht lange herum repariert. Egal in welchem Zustand sie sich befindet, sie bleibt erhalten, bis die direkt daneben verlaufende neue Straße fertig ist. Land scheint keine Rolle zu spielen, zumindest zur Zeit nicht. Erst kurz vor Prosperpine beherrscht wieder das Zuckerrohr die Landschaft. Von hier aus hat der Zuckerrohranbau einst seinen Anfang genommen. Hier prägt und beeinflusst das Zuckerrohr auch heute noch Land und Leute.

Shute Harbour, ein Touristenzentrum mit fast europäischem Zuschnitt, ist der Ausgangspunkt für die touristische Erschließung des Whitsunday-Gebietes, und für uns Station, um mit der Fähre drei weitere Inseln im Großen Barriere Riff zu besuchen.

Ferienparadies South Molle Island Ferienparadies South Molle Island (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

In einer geradezu malerisch anmutenden Bucht legt die Fähre auf South-Molle-Island an. Von dem sich hinter dieser paradiesischen Kulisse verbergenden 500-Personen-Touristen-Zentrum ist absolut nichts zu spüren. Hinter dem Hotel auf einer großen Lichtung haben sich Kängurus in den Schatten einiger Bäume zurückgezogen. Es liegt eine unbeschreibliche Stimmung über der Insel, das ist Australien pur. Am langen Strand suchen wir uns ein stilles Eckchen, genießen Wasser, Wind und Sonne und träumen davon, hier den Rest unseres Lebens verbringen zu können. Zum Dinner haben wir uns mit Fred und Juan aus der Reisegruppe verabredet. Während dieser 2 Stunden mit wiederum sehr aufgeschlossenen Menschen, fällt es uns immer leichter, unsere englische Unterhaltung zu verbessern.

Tag 8, 24.08.86 Kreuzfahrt nach Daydream Island, Hook Island

Die Sonne steigt gerade über die nahen Berggipfel, als wir von geradezu ohrenbetäubendem Gezeter der Vogelwelt geweckt werden. Mit dem Katamaran “Capricorn” kreuzen wir heute durch die Whitsunday-Passage. Wir passieren eine Vielfalt von dicht bewaldeten Inseln mit wie Gold strahlenden schmalen Sandstränden in verschwiegenen Buchten. Daydream Island ist unsere erste Station. Ein kurzer Bummel über die kleine Insel mit ihrer tropischen Vegetation, und dann geht es weiter in Richtung Hook-Island. Direkt in einer Meerenge, die von einem Korallenriff versperrt wird, wo Hook- und Whitsunday-Island sich fast berühren, gehen wir vor Anker. Zunächst heißt es erstmal wieder ab ins Wasser. Es ist einmalig, im warmen Wasser zu schwimmen und die farbenfrohe Unterwasserwelt so aus unmittelbarer Nähe zu erleben. Für das leibliche Wohl ist auch wieder gesorgt, direkt am Strand gibt es Barbecue mit Steak, Grillwurst und einem reichhaltigen Salatbuffet.

Ein Glasbodenboot bringt uns dann zur Hauptattraktion der Insel, einem Unterwasser-Observatorium. Mitten in die Korallenvielfalt mit ihrer einzigartige Fischwelt ist diese Station auf 10 m Meerestiefe abgesenkt. Die Einmaligkeit des farbenfrohen Lebens in diesem noch stark sonnendurchfluteten Bereich des Meeres übt eine unbeschreibliche Faszination aus. Eine Fahrt mit dem Glasbodenboot über das Korallenriff schließt sich an, ehe wir wieder Richtung South-Molle-Island aufbrechen.

Geräuschvolle Allfarbloris Geräuschvolle Allfarbloris (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Das morgendliche Vogelkonzert war schon ein ungewohntes Erlebnis, was es aber bedeutet, wenn einige 100 Papageien (Lorrykeets) aus dem nahen Tropenwald den ihnen eingerichteten Futterplatz stürmen, lässt sich nicht beschreiben. Ein ohrenbetäubendes Gezwitscher und Gezeter übertönt jedes menschliche Geräusch. Nach einer halben Stunde, das Futter ist alle, verstreut sich die lärmende Gesellschaft wieder in die umliegenden Wälder.

Schon wenige Schritte vom Resort entfernt ist man in der Einsamkeit des üppig wuchernden Regenwaldes. Ein ausgedehnter Spaziergang führt uns zur Paddle-Bay. In Ruhe und Abgeschiedenheit genießen wir den Tagesausklang. Über das tiefblaue Meer gleiten schnittige Segelboote, Reiher und Ibisse streichen über die Insel. Gegen den sonnendurchglühten Strand plätschern leichte Wellen. Bei einem Cocktail in der Hotel-Lounge stimmen wir uns auf das Abendessen ein. Kofferpacken, letzte Notizen ins Tagebuch und ab ins Bett, denn morgen soll es schon ganz früh losgehen.

Tag 9, 25.08.86 Shute Habour, Mackay, Rockhampton

Um 05:30 Uhr sind wir wieder auf den Beinen, eine Stunde später stehen die Koffer gepackt auf der Veranda. Für alle mit der ersten Fähre abreisenden Gäste gibt es ein extrafrühes Sonderfrühstück. Dann geht es zurück nach Shute Habour, wo unser Bus schon auf uns wartet. Durch Zuckerrohrplantagen um Prosperpine geht es immer weiter südwärts. Die küstennahe Schwemmlandzone scheint kein Ende zu nehmen. Erst hinter Mackay, einer typisch australischen Kleinstadt links und rechts einer palmenbestandenen breiten Hauptstraße, mit flachen Gebäuden, deren Vordächer die Bürgersteige überspannen, wo wir noch einen kleinen Zwischenstop einlegen, wandelt sich das Bild. Die landwirtschaftlichen Anbaugebiete gehen allmählich in Buschland und Savanne über, unterbrochen nur noch von kleinen Waldgebieten, in denen sich alle Arten von Eukalypten ausgebreitet haben.

Was sich aber noch mehr auszubreiten scheint, sind Waldbrände. Riesige Flächen, auf denen nur noch die von Sonne und Wind gebleichten Baumskelette gen Himmel ragen. Nur mühsam wächst spärliches Unterholz nach. Den Umgang mit Feuer in der freien Natur nimmt anscheinend niemand so richtig ernst. Was schadet es schon, wenn in der riesigen Weite dieses Landes einige Quadrat-Kilometer abbrennen - es ist ja genügend da. Als Feuerschneisen dienen Bahndämme und Straßen. Aber selbst dort, wo man diese Schneisen freibrennt, sind keine Feuerwachen postiert, um den Brand auf das vorgesehene Gebiet zu beschränken. Es brennt, raucht und lodert überall im Land.

Riesige Rinderherden weiden in dem dürftig erscheinenden braungrauen Steppengras. In Rockhampton besuchen wir einen wunderschönen riesigen, unmittelbar am Ufer des Mackenzie gelegenen Botanischen Garten, der die gesamte fremdländische Flora des 5. Kontinents präsentiert.

Tag 10, 26.08.86 Hervey-Bay

Nach Rockhampton ändert sich das Landschaftsbild dann kaum noch. Es wird nur sehr viel kühler. Der Himmel ist bedeckt, und ab und zu fällt ein Tropfen Regen. Unser erster trüber Tag. Durch hügeliges Steppenland geht es weiter, bis um Bundaberg herum wieder Zuckerrohr die Landschaft beherrscht. Ein Tag ohne besondere Vorkommnisse, als wir abends Hervey Bay erreichen. Ein Strandspaziergang beschließt den Tag. Im Westen sinkt der glutrote Sonnenball mit unglaublicher Geschwindigkeit hinter den Horizont. Nach einem schmackhaften Abendessen fallen wir wie tot ins Bett.

Tag 11, 27.08.86 Maryborough, Sunshine Coast über Gympie, Noosa, Nambour, Brisbane, Gold Coast über Southport nach Surfers Paradise

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen vertreten wir uns bei einem ausgedehnten Strandspaziergang noch einmal die Beine. In Maryborough legen wir gleich am frühen Morgen einen kurzen Zwischenstop ein. Die kleine verträumte Stadt im Stil der Kolonialzeit, mit ihren zum Teil recht bombastischen victorianischen Herrschaftshäusern, erwacht gerade aus ihrer Nachtruhe.

Ab Gympie wird es etwas grüner, hügeliger und damit reizvoller - das könnte auch bei uns zu Hause im Weserbergland sein. Dieses hügelige grüne Land begleitet uns bis Noosa. Plötzlich sind wir an der französischen Mittelmeerküste. Bungalowdörfer, Hotelhochhäuser und ein atemberaubend schöner unendlicher Strand. 90 km gelber Sandstrand, auf den die Wellen des tiefblauen Meeres mit weißen Schaumkronen auflaufen: Die Suneshine Coast. Wir sind ein weiteres Mal überwältigt von der grenzenlosen Freiheit eines Landstrichs, hier könnte die Reise zu Ende gehen.

Bei Nambour sind wir wieder auf dem Bruce Highway. Für Einige kommt das Ende ihrer Reise immer näher. Am Flughafen von Brisbane verlassen uns auch Jack und Elizabeth, die uns kurz vorher noch ihre Adresse zugesteckt haben. Während eines kurzen Stopps in der City von Brisbane können wir uns auch von dieser ansprechenden, sauberen und betriebsamen Stadt einen kleinen Eindruck verschaffen. Die Gelegenheit, in einer größeren Stadt zu sein, nutze ich, um mir eine neue Armbanduhr zuzulegen, da die alte ihren Geist aufgegeben hat.

Dann erreichen wir einen anderen berühmten Abschnitt der ost-australischen Küstenstraße: die Goldküste. Brisbane mit einem hervorragenden Staßensystem war ein Zuckerlecken gegen das stop-and-go auf der Uferstraße durch den Betondschungel von Surfers Paradise. Das ist Waikiki und Costa del Sol in Einem. Pulsierendes Leben wie in den Städten rund ums Mittelmeer umgibt uns, als wir am Abend einen Bummel durch die Stadt machen.

Tag 12, 28.08.86 weiter nach NSW: Grafton, Croffs Habour, Port Macquarie

Am nächsten Morgen, aus einigen Kilometern Entfernung, grüßt die Silhouette von Surfers Paradise über das Meer, und es ist wirklich nicht feststellbar, ob es nicht doch Manhatten ist. Kurz darauf passieren wir die Grenze nach New South Wales (NSW). Allmählich verschwinden die von Queensland gewohnten Holzhäuser; es wird mehr in Stein und Ziegel gebaut. Im Bus kursiert seit gestern das Gerücht, wir seien auf Hochzeitsreise; ein schönes Gefühl. Einige scheinen uns aber auch den herzlichen Abschied von Jack und Elizabeth zu verübeln.

So grüßt Surfers Paradise von Ferne So grüßt Surfers Paradise von Ferne (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Abgesehen von einigen wenigen Strecken durch die nahen Coast Ranges fahren wir immer noch durch Schwemmland. Teilweise begleiten uns riesige Flussläufe, deren kristallklares Wasser sich wohltuend von den Flüssen bei uns unterscheidet. Landwirtschaft bis dicht an die Ufer, u.a. werden auch Passionsfrüchte auf Plantagen gezüchtet. Und schon wieder begleitet uns Zuckerrohr. Keine Feldbahnen mehr, um das Rohr zu transportieren, hier wird alles per Truck befördert. Früher nutzte man auch die Flüsse als Transportweg, daran erinnern noch heute einige alte Anleger und verrottete Boote. In Grafton, der Jakaranda-Stadt, ist noch einmal ‘Lunchtime’ mit Fisch und Ships auf einer Wiese mitten in der Stadt, umgeben von alten Holzhäusern. Hier, bei Grafton, passieren wir auch den östlichsten Punkt unserer Reise.

Nach 3000 km Fahrt endlich kein Zuckerrohr-Anbau mehr. Die Landschaft wird hügelig und grüner, fast wie zu Hause. Im Pelikan-Shore-Hotel in Port-Macquarie ist die letzte Übernachtung dieser Tour. Eine herrlich Anlage und gutes Essen. Kleiner Plausch mit einer erst vor 4 Jahren ausgewanderten Deutschen.

29.08.86 Newcastle, Sydney

Noch liegen 400 km bis Sydney vor uns, als der letzte Tag mit einer kleinen Rundfahrt durch das noch verträumte Städtchen beginnt. Dann geht es durch ausgedehnte Waldungen weiter. Eukalyptus in allen Dimensionen und Spielarten beherrscht die Landschaft. Nur mühsam quält sich der Bus die steilen Steigungen des Pacific-Highways gen Süden. In der Kohle-, Stahl- und Eisenmetropole Newcastle gibt es zum Abschied mal wieder ein komplettes Essen. Wir kehren bei einem Chinesen ein, eine willkommene Abwechslung. Um 17:00 Uhr ist in Sydney die Tour zu Ende. Kurzer Abschied, als uns Rod am Plaza-Hotel mit aussteigen lässt.

Mit dem Taxi sind wir in wenigen Minuten in unserem Hotel mitten im Altstadtviertel “The Rocks”. Dieser kurze Kontakt mit der Stadt hat in uns schon eine gewisse Faszination ausgelöst, und so sind wir auch nach kurzer Zeit unterwegs. Ein Bummel rund um den Hafen, Harbour Bridge, Opera House und Waterfront.

Eine schöne Tour mit netten Leuten liegt hinter uns. Wir sind rundum glücklich und zufrieden und planen den nächsten Tag, der uns wieder ganz allein gehören wird, nach 3841 km im Bus von Cairns nach Sydney.

30.08.86 Opernbesichtigung mit Konzertprobe, Botanischer Garten, mit der Fähre zum Zoo, Altstadt ‘The Rocks’, Harbour Bridge

Ein wunderbarer Sommertag, so mitten im Winter, als wir früh am nächsten Morgen aufbrechen. Natürlich ist es zunächst die Oper, die uns in ihren Bann zieht, ein imposantes Gebäude. Wirklich ein Bauwerk zum Genießen, dessen darüber hinaus phantastische Akustik wir bei einer Konzertprobe erleben können. Rund um den Circular-Quai wird kräftig gebaut, bis zur 200-Jahr-Feier soll alles noch schöner werden. Bevor uns die Fähre vom Jetty 6 zum Zoo bringt strolchen wir noch durch den Botanischen Garten und genießen die ständig wechselnden Blicke auf die City.

Die City von Sydney 1986 Die City von Sydney 1986 (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

Zum Nachmittagstee sind wir wieder im Hotel, bevor es zum Shopping in die George- und Pittstreet geht. Ganz anders als gestern wird es am Abend empfindlich kalt. So sitzen wir auch nicht draußen bei unserem exklusive Abendessen im Waterfront-Restaurant beim Chinesen ‘Imperial Peking’. Nicht nur das Essen, sondern auch die Atmosphäre ist einmalig. Sollten wir jemals wieder nach Australien kommen, ein Besuch im ‘Imperial Peking’ wird wieder dazugehören.

Na, kommt Ihr wieder? Na, kommt Ihr wieder? (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde

31.08.86 Weiterflug über Neu-Seeland nach Fidschi

Nachdem alle Abreiseformalitäten geregelt und die Koffer gepackt sind, stromern wir noch etwas rund um die Habour-Bridge. Es ist wieder tropisch heiß geworden, als wir mittags Richtung Flughafen aufbrechen. 14:04 Uhr startet TE 06 gen Osten, um uns ins 4321 km entfernte Fidschi zu bringen. Fast 5 Stunden werden wir im Jumbo sitzen, Zeit genug, um die erste Etappe unserer Reise noch einmal Revue passieren zu lassen.

15 Tage Australien. Ein kleiner Blick in ein riesiges Land. Ein paar Gespräche mit 44 von 16 Millionen Australiern. Es waren schöne Tage, interessante Tage und die Konfrontation mit einem Land, das gerade 200 Jahre mit der sog. westlichen Kultur in Berührung gekommen ist. An vielen Stellen haben wir eine Landschaft gesehen, wie sie auch Captain Cook vorgefunden haben muss. Viele Australier verstehen nicht, dass es dem Land als Ganzem so verhältnismäßig schlecht geht, wo doch jeder Einzelne für seinen Wohlstand arbeitet und viel erreichen will in diesem Land, in dem man viel erreichen kann. Und stolz sind sie auf das, was sie haben - Wald und Küste, Wasser und Wüste, schöne Städte und ein reiches weites Land -. Vieles davon haben wir gesehen, erlebt und gespürt.

Sydney Skyline Sydney Skyline (Dia-Duplikat) © 1986-2016 Bernd Runde


Die Weltreise geht weiter


zur Fortsetzung Klick auf Fidschi oder Tahiti